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Rotherbaum: Zentrum jüdischen Lebens und Univiertel

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Von: Kevin Goonewardena

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Das Abaton-Kino im Hamburger Stadtteil Rotherbaum
Hamburg-Rotherbaum: das Abaton-Kino ist eines der ältesten Programmkinos Deutschlands. (24hamburg.de-Montage) © Henning Angerer/imago

Hamburg-Rotherbaum steht für prächtige Altbauvillen und ein breites Kulturangebot. Außerdem befindet sich der Hauptsitz der Uni Hamburg im Stadtteil.

Hamburg-Rotherbaum – Ländliche Idylle, abgerockte Arbeiterviertel, quietschbunte Künstler-WGs, mondäne Stadtvillen: Das alles ist Hamburg. Jedes Wochenende gehen wir auf Streifzug. Heute sagen wir: #ahoirotherbaum.

Hamburg-Rotherbaum ist ein Stadtteil des Hamburger Bezirks Eimsbüttel. Während im Osten des Stadtteils die Außenalster eine gegebene Grenze bildet, schließt sich nördlich des Viertels unweit der Hallerstraße Hamburg-Harvestehude an. Im Nordwesten reicht Rotherbaum bis an den Stadtteil Eimsbüttel heran, südwestlich befindet sich hingegen das Schanzenviertel in direkter Nachbarschaft. Im Süden bilden die Bahngleise der sogenannten Altonaer Verbindungsbahn eine Abgrenzung zum Stadtkern Hamburgs. Diese verläuft zwischen Hamburg-Hauptbahnhof über den Dammtorbahnhof bis nach Hamburg-Altona. Derzeit leben circa 17.000 Einwohner im Stadtteil, der sich auf einer Fläche von 2,7 Quadratkilometer erstreckt. Die Bevölkerungsdichte beträgt dabei 6339 Einwohner pro Quadratkilometer.

Hamburg-Rotherbaum: Ein kurzer geschichtlicher Abriss

Ab dem Jahre 1860 entwickelte sich der heutige Stadtteil Rotherbaum zu einer attraktiven Wohnlage. Grund hierfür war auch der Wegfall der Torsperre im selben Jahr. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden alle Stadttore der Stadt Hamburg abends verschlossen, darunter auch das heute im Stadtteil liegende Dammtor, Namensgeber des heutigen Fern-/ und Messebahnhofs Hamburg-Dammtor. Nachdem die Sperrstunde aufgegeben wurde, siedelten sich insbesondere wohlhabende Bürger in unmittelbarer Nähe zur Alster an. Mittlerweile gehört der Stadtteil seit 1894 zur Hansestadt Hamburg.

Hamburg-Rotherbaum: Prächtige Villen und breites Kulturangebot in Nähe der Außenalster

Aufgrund seiner Lage am westlichen Ufer der Außenalster, sowie der Nähe zum Stadtzentrum zählt Rotherbaum zu den teuersten Wohngegenden der Hansestadt Hamburg. Heute wird der Stadtteil durch zahlreiche Villen geprägt, auch das streng abgesicherte amerikanische Konsulat ist in Rotherbaum ansässig. Mit einem Jahreseinkommen von über 60.000 Euro pro Steuerpflichtigen zählt Hamburg-Rotherbaum zudem zu den reichsten und damit auch zu den teuersten Stadtteilen im Hamburger Stadtgebiet. Durchschnittsverdiener können sich in Rotherbaum schon längst keine Wohnung mehr leisten, geschweige denn ein Haus.

Rotherbaum ist zudem Standort bedeutsamer Hamburger Museen. Neben dem Museum für Völkerkunde und Museum für Mineralogie ist auch das bei Kindern beliebte Zoologische Museum im Stadtviertel zu finden. Mit den 1945 von Ida Ehre gegründeten Kammerspielen befindet sich im Viertel auch ein Theater. Eine wahre Institution ist zudem das in den 1970er gegründete Abaton Programmkino.

Das Kino am Allende-Platz, direkt am Hauptcampus der Universität Hamburg gelegen, gilt als eines der ersten und damit ältesten Programmkinos Deutschlands. Es hebt sich durch sein Programm, das aus Autoren-, Underground-, Avantgardefilmen besteht und auch Kurzfilme und Filme in Originalsprache umfasst, deutlich von anderen Kinos der Hansestadt ab. Das Abaton-Kino fungiert beim jährlichen Filmfest Hamburg zudem als Festivalzentrale und ist auch Spielort weiterer Filmfestivals und anderer wiederkehrender Filmveranstaltungen Hamburgs.

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Hamburg-Rotherbaum: Hamburgs Univiertel

Der schon angesprochene Hauptcampus der Universität Hamburg erstreckt sich beginnend vom Bahnhof Dammtor bis zum Grindelhof. Heute ist die Universität Hamburg die größte Hochschule der Hansestadt und eine der größten Deutschlands, als altehrwürdig kann man sie allerdings nur bedingt bezeichnen: Erst kürzlich feierte die Universität Hamburg ihr 100-jähriges Jubiläum (gegründet 1919) – zum Vergleich: Die älteste Universität Deutschlands, die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, ist fast 600 Jahre älter. Rund 42.000 Studierende sind aktuell in über 150 Fachrichtungen eingeschrieben. Und die Universität soll weiter wachsen: Etwas abseits des eigentlichen Hauptcampus soll an der Bundesstraße in der Nähe des Schlump zudem in naher Zukunft ein neuer naturwissenschaftlicher Campus entstehen.

Apropos Naturwissenschaft: Fünf Nobelpreis-Träger hat die Uni in ihrer Geschichte hervorgebracht, zuletzt wurde 2021 mit dem Klimaforscher Klaus Hasselmann mit dem Nobelpreis in Physik ausgezeichnet. Hasselmann hatte an der Universität Hamburg studiert, wurde an der Uni habilitiert und war später Inhaber eines Lehrstuhls an der Universität Hamburg.

Hamburg-Rotherbaum: Das Grindelviertel – Zentrum jüdischen Lebens der Hansestadt

Das an die Uni angrenzende Grindelviertel, auch Grindel genannt, bildet seit dem 19. Jahrhundert das Zentrum der jüdischen Gemeinde Hamburgs. Dort befindet sich heute noch die Synagoge Hohe Weide, der Nachfolger der ehemaligen Talmud-Tora-Realschule (1805-1945) oder auch der Jüdische Salon im Cafe Leonar. Im Grindel, das auch heute noch eine beliebte Wohngegend für jüdische Mitbürger darstellt, erinnern ferner verschiedene Gedenkorte an die Gräuel der Nazi-Zeit.

Etwa das Mahnmal am „Platz der Jüdischen Deportierten“, an Transporte von Hamburger Juden und Jüdinnen in Arbeits- und Vernichtungslager ab 1941. Oder die in den Boden gelassenen Mosaik am Allende-Platz, die an die dortige ehemalige Hauptsynagoge Hamburgs (Bornplatzsynagoge) erinnert, deren Wiederaufbau seit Jahren auch in der Hamburger Bürgerschaft diskutiert wird. Im Herbst 2021 war es zu einem weithin beachteten antisemitischen Angriffs in Hamburg gekommen. Die Polizei in Berlin konnte nach der Attacke auf Juden in Hamburg einen Verdächtigen stellen. Auch bei der Mahnwache in Folge des Angriffs kam es zu antisemitischen Vorfällen. Der Hamburger Polizei wurde in dem Zusammenhang Tatenlosigkeit vorgeworfen.

Hamburg-Rotherbaum: Tennisstadion ist Alexander Zverevs Wohnzimmer

Das Tennisstadion am Rothenbaum ist im Juli eines jeden Jahres Austragungsort des ATP-Turniers von Hamburg. Streng genommen liegt das Stadion und die gesamte Tennisanlage jedoch im benachbarten Hamburg-Harvestehude, einem weiteren gehobenen Stadtteil am Alsterufer mit hoher Millionärsdichte. Doch den bundesdeutschen Tennisfans ist das Turnier als Tennisturnier am Rothenbaum bekannt. Heute zählt das Turnier der Männer zur Kategorie ATP500, während das Turnier der Frauen in der WTA250 Serie angesiedelt ist. Früher gehörte es als Masters-Event zu der, nach den Grand Slam-Veranstaltungen, zweithöchsten Turnierkategorie der ATP. Als langjähriger Direktor des Tennisturniers am Rothenbaum fungierte Michael Stich. Tennis-Legende und Wimbledon-Sieger Michael Stich verließ 2019 nach 10 Jahren das Turnier.

Mit der aktuellen Nummer 4 der Tennis-Weltrangliste, Alexander Zverev, kommt ein echter Star des internationalen Tennis-Zirkus aus Hamburg. Der Gewinner der olympischen Goldmedaille im Einzel (Tokio 2021), mehrfacher Masters- und ATP Finals Sieger begann seine Karriere genau wie sein älterer Bruder Mischa in der Tennis-Abteilung des Uhlenhorster HC in Hamburg-Uhlenhorst, dessen Hockeymannschaften, sowohl bei den Herren, als auch bei den Damen, mehrfach deutsche Meisterschaften erringen konnten.

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Hamburg-Rotherbaum: Zahlreiche große Firmen im Stadtteil angesiedelt

Auch als Wirtschaftsstandort nimmt Rotherbaum eine bedeutsame Funktion ein. Vornehmlich im südöstlichen Bereich des Stadtteils sind zahlreiche namhafte Firmen ansässig, darunter große Versicherungen wie die Signal Iduna und Hanse Merkur Versicherungsgruppe, deren Schriftzug ab der Saison 2022/2023 erstmals die Brust der Spieler des HSV zieren wird.

Auch der Tabakkonzern British American Tobacco sowie das britische Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline sind dort zu finden. Apropos HSV: Mäzen Klaus-Michael Kühne, Erbe des Logistikkonzerns Kühne+Nagel und Anteilseigner der Traditionsreederei Hapag-Lloyd, dessen Vermögen durch die Corona-Pandemie um 20 Milliarden Euro anwuchs, ist mit seinem 5-Sterne Hotel The Fonteney ebenfalls in bester Alsterlage in Hamburg-Rotherbaum vertreten. *24hamburg.de, fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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