Politik opfert weiter Grünflächen – ist Hamburgs Ruf als grüne Stadt in Gefahr?
Im Zuge von Bauprojekten plant Hamburg knapp 200 Hektar Grünflächen abzubauen. Setzt die Politik damit Hamburgs Ruf als „Metropole am Wasser“ aufs Spiel?
Hamburg – 94 Hektar Grünfläche mussten in den vergangenen Jahren in Hamburg bereits Bauland weichen – im Verhältnis entspricht diese Fläche allein der Hälfte von Außen- und Binnenalster. Darüber hinaus wurde nun nach NDR-Informationen der geplante Abbau weiterer 192 Hektar unlängst bestätigt.
Neuer Wohnraum – sogar ein ganzer Stadtteil – entsteht. Die Hansestadt Hamburg ist im Wandel. Rund 39 Prozent aller Hamburger Böden sind bereits versiegelt. Hier befinden sich Bauwerke bereits im Bau oder sollen bald entstehen. Die CDU übt große Kritik: Verliert Hamburg seinen Ruf als „grüne Metropole am Wasser“?
Stadt in Deutschland: | Hamburg |
Fläche: | 755,2 km² |
Bevölkerung: | 1,841 Millionen (2019) |
Bürgermeister: | Peter Tschentscher |
Hamburg: Bereits 94 Hektar Grünflachen abgebaut – Stadt will weitere 192 Hektar für Bauland opfern
Nach Berichten des Norddeutschen Rundfunks (NDR) hat Hamburg seit 2015 bereits 94 Hektar Grünflächen geopfert. Statt Bäumen, Wald und Parks plant man Räume für Bauprojekte, die sich auch zukünftig über ganz Hamburg ausweiten sollen. Dabei entstehen ganze Wohnsiedlungen, ganze Stadtteile: ob das Pergolenquartier in Winterhude oder Oberbillwerder bei Bergedorf. Genau das lässt die Frage aufkommen, ob Hamburg überhaupt noch seinen Anspruch als „grüne Metropole am Wasser“ gerecht werden kann.

Bestrebungen, klimapolitische Zielen zu erreichen, spiegeln sich durchaus auch in Hamburgs Politik wider. Erst vor wenigen Tagen machte die Meldung die Runde, dass der Hamburger Senat rund 223 Millionen Euro für Wasserstoff-Projekte zur Verfügung stellen will. Fossile Brenn- und Treibstoffe sollen dann durch grünen Wasserstoff ausgetauscht werden. In der Industrie könne man so laut Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) rund 600.000 Tonnen Co2-Emissionen einsparen. Weitere Projekte wie etwa die Begrünung von Hamburgs Dächern und Fassaden zieren darüber hinaus das Stadtbild. Bauplanungen, die jedoch Grünflächen herschenken, konterkarieren nun scheinbar das umweltbewusste Engagement.
Hamburg plant den Bau von Wohnraum zulasten der Natur – trotz Klimakrise und Leerstand
Hamburg versteht sich selbst als „Metropole am Wasser“. Es ist eine Selbstbeschreibung, die angesichts vergangener Studien durchaus berechtigt ist. Zufolge einer Auswertung der Berliner Morgenpost ist die Hansestadt Hamburg etwa die grünste aller Millionenstädte Deutschlands. Dass der Senat Bauprojekten zustimmt, die eine Gesamtfläche von knapp 200 Hektar Grünanlagen bedrohen, scheint in diesem Kontext nur wenig schlüssig zu sein.
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In erster Instanz hinterlässt der Fall Fragezeichen – gerade auch in Anbetracht des fortlaufenden Klimawandels. Grün- und Waldflächen leisten einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz. Kurzum bereinigen sie unsere Luft, indem sie Treibhausgase in Sauerstoff umwandeln. Das Klima wird so sukzessive geschützt – ein Grund, warum sich unter anderem auch die CDU für eine Verdopplung der Waldflächen in Hamburg einsetzt.
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Darüber hinaus nährt auch eine andere Perspektive Zweifel an den aktuellen Bauplanungen. Eine Untersuchung kam zuletzt zu folgendem Ergebnis: Immer mehr Menschen verlassen Hamburg. Des Weiteren beschäftigte sich vor Kurzem auch die Hamburger CDU mit einem vorherrschenden Wohnungsleerstand in der Hansestadt. Neuen Wohnraum schaffen, obwohl doch welcher vorhanden ist? Teile der CDU sehen das bedenklich.
Dazu zählt unter anderem auch Sandro Kappe, der den Kern der Kritik gegenüber dem NDR nochmals auf den Punkt bringt. Macht die Stadt so weiter, läuft sie „durch ihre Grünflächenvernichtung“ Gefahr „den Charakter Hamburgs als begrünte Stadt am Wasser“ zu verlieren.