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Ottensen: Das kleine Paris von Hamburg

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Von: Kevin Goonewardena

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Das Veranstaltungszentrum „Fabrik“ in der Barnerstraße in Hamburg-Ottensen
Das Veranstaltungszentrum „Fabrik“ in der Barnerstraße in Hamburg-Ottensen. (24hamburg.de-Montage) © Chris Emil Janßen/imago

Ottensen war in der Vergangenheit als Industriestandort bekannt, dann kamen die Werber, schließlich die Hipster. Dieser Dreiklang macht Ottensen heute noch aus.

Hamburg-Ottensen – Ländliche Idylle, abgerockte Arbeiterviertel, quietschbunte Künstler-WGs, mondäne Stadtvillen: Das alles ist Hamburg. Jede Woche samstags gehen wir auf Streifzug. Heute sagen wir: #ahoiottensen.

Hamburg-Ottensen: Stadtteil Ottensen kompakt

Als „Kleines Paris an der Elbe“ wird der Hamburger Stadtteil Ottensen auf der offiziellen Webpräsenz der Hansestadt Hamburg bezeichnet. Das dürfte auch auf die Tatsache anspielen, dass Hamburg von Napoleons Truppen zwischen 1806 und 1814 besetzt und Teil des französischen Kaiserreichs (ab 1811) gewesen ist. Ottensen als Teil der damaligen freien Stadt Altona gehörte zwar nicht zum französischen Herrschaftsgebiet, profitierte aber gerade deswegen von Napoleons Regentschaft – insbesondere von der Blockade, die den Hamburger Hafen und damit Handel der Hansestadt Hamburg traf.

Der heutige Stadtteil Ottensen mit seinen rund 35.000 Einwohnern auf nur 2,5 Quadratkilometern Größe schließt direkt an die Stadtteile Altona, Altona-Altstadt sowie Bahrenfeld und Othmarschen an. Im Süden bildet das Elbufer eine natürliche Grenze. Aufgrund seiner zahlreichen Altbauten, der Nähe zur Elbe und seinem kulturellen Angebot zählt Ottensen zu einem der gefragtesten Wohngegenden in Hamburg.

Hamburg-Ottensen: Eine beliebte Wohngegend mit großen Kulturangebot

Insbesondere bei jungen Familien sind die sanierten Altbauten in Hamburg-Ottensen äußerst beliebt. Darüber hinaus ist Ottensen ein äußerst lebendiger Stadtteil, der ein großes Kulturangebot aufweist. Jährlicher Höhepunkt ist dabei das bunte Straßenfest Altonale. Hier tritt der kreative Spirit des Stadtteils direkt in Erscheinung. An unterschiedlichen Ständen präsentieren Organisationen, Künstler sowie ökologische Initiativen bei der jährlichen Veranstaltung, die sich über mehrere Wochen im Sommer erstreckt, ihre Projekte. Darüber hinaus lebt die Altonale von Bands aller Musikrichtungen, die ihre Werke auf den Bühnen des Stadteilfestes vorstellen. Kunst & Kultur haben in Ottensen eine lange Tradition.

Hamburg-Ottensen: Fabrik – 50 Jahre altes Kulturzentrum besticht durch herausragende Architektur

Bereits seit 1971 fungiert die sogenannte Fabrik als Kultur und Kommunikationszentrum des Stadtteils, die aus der Jugendzentrumsbewegung hervorgegangen ist. Die Veranstaltungslocation Fabrik ist dabei in einer ehemaligen preußischen Munitionsfabrik untergebracht und fällt sowohl von Außen, als auch Innen durch ihre einzigartige Architektur auf.

Schon gewusst? Facts zu Ottensen

■ Die Wohnung des Frauenmörders Fritz Honka, der sich seine Opfer in den 1970er Jahren im Trinkermilieu der Kneipen in der Straße „Hamburger Berg“ suchte, befand sich in der Zeißstraße in Ottensen. Das Haus in dem Honka seine Morde begangen hat und das er auch als Versteck für die Leichneteile nutze, steht heute noch.

■ Eine Hommage Namens „Die große Welle von Ottensen“ des bekannten Farbholzschnitts „Unter der Welle vor Kanagawa“ von Katsushika Hokusai (1760–1849) ist an einer Hauswand in der Barnerstraße in Ottensen zu sehen.

Außen, weil über dem Einlass ein riesiger, 15 Tonnen schwerer Lastenkran hängt. Innen ermöglicht eine umlaufende Galerie über zwei Stockwerke den Blick auf Innenraum und Bühne. Dort standen in den letzten vier Jahrzehnten zahlreiche nationale und internationale Stars wie Udo Lindenberg auf der Bühne. Bereits 1977 brannte die Fabrik bis auf die Grundmauern ab, wurde anschließend wieder aufgebaut und besteht bis heute. Neben Live-Musik finden in der Fabrik auch Theater-, Tanz- und Comedy-Veranstaltungen statt. Auch die Kinder- und Jugendarbeit hat sich die Fabrik Hamburg über die Jahrzehnte erhalten.

Hamburg-Ottensen: Zeise Kinos und Theater in Ottensen

Während Livemusikclubs traditionell vor allem auf Hamburg-St. Pauli angesiedelt sind und Ottensen daher mit Clubs wie der Fabrik, der Hebebühne und dem Monkeys gerade deswegen dennoch ganz gut aufgestellt ist, finden sich in dem Stadtteil trotzdem eher andere Bühnen. Und zwar die der Theater. Die bekanntesten Schauspieleinrichtungen des Stadtteils sind das Altonaer Theater, das Junge Schauspielhaus und die Außenstelle des traditionsreichen Thalia Theaters, Thalia Gaußstraße, dessen Haupthaus seit 1843 das theaterbegeisterte Hamburger Publikum in Alster-Nähe empfängt.

Für dessen Wiederaufbau nach dem Krieg zeichnete sich übrigens der legendäre Hamburger Architekt Werner Kallmorgen (1902-1979) verantwortlich. Kallmorgen hat sich mit einer Reihe unterschiedlicher Bauten in der Hansestadt Hamburg verewigt, darunter dem AK Altona, dem IBM-Hochhaus am Berliner Tor, dem Ernst-Barlach-Haus im Jenisch Park, heute ein Kunstmuseum, das SPIEGEL-Hochhaus oder den Kaispeicher A, heute Fundament der Elbphilharmonie. Weitere Theater, die in Ottensen beheimatet sind, sind das Monsun-Theater und das Hoftheater Ottensen.

Hamburg-Ottensen: Berühmte Einwohner – von Fatih Akin bis House-Superstar-DJ Solomun

Dass der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Fatih Akin aus Hamburg stammt, ist schwerlich zu übersehen: Zahlreiche Filme, bei denen Akin involviert war, spielen nicht nur in Hamburg, sondern rücken die Stadt auch in den Vordergrund. Dazu zählen dessen Erstling „Kurz und schmerzlos“ (1998), Kebab Connection – der Film wurde übrigens größtenteils in Ottensen gedreht – das Golden Globe-prämierte Werk „Aus dem Nichts“, „Soul Kitchen“, für den Akin hauptsächlich auf der Elbinsel Wilhelmsburg hinter der Kamera stand.

Und natürlich „Der Goldene Handschuh“, der Verfilmung des gleichnamigen Romans des Hamburger Schriftstellers, Musikers und Entertainers Heinz Strunk um die legendäre Kiez-Kneipe gleichen Namens zur Zeit des Frauenmörders Fritz Honka. Während der in Ottensen geborene, aufgewachsene und heute immer noch lebende Fatih Akin also immer wieder seine Heimatstadt auf der großen Leinwand in Szene setzt, erfreut sich Hamburg auch bei anderen Filmschaffenden als Drehort größter Beliebtheit.

Die Soul Kitchen Halle in Wilhelmsburg
Die Soul Kitchen Halle von der Kanalseite aus gesehen. Seit 2012 ist die Halle wegen Baufälligkeit geschlossen © Kevin Goonewardena/privat

Ebenfalls in Ottensen aufgewachsen und auch noch heute seiner Heimatstadt eng verbunden ist der mit zahlreichen Awards ausgezeichnete DJ, Produzent und Label-Betreiber (Diynamic Records) Solomun, der längst Superstar-Status erreicht hat. Solumun, gebürtiger Bosnier, ist Host seiner eigenen Ibiza-Reihe „Solomun +1“, ehemaliger Betreiber des Kiez-Clubs „Ego“ und hat sich unter anderem als Remixer für Depeche Mode, Lana del Rey, Paul Kalkbrenner oder Editors einen Namen gemacht. 2018 bekam Solomun seinen eigenen Charakter in der fünften Ausgabe des Spieleklassikers „GTA – Grand Theft Auto.“ Doch nicht nur die gemeinsame Herkunft Ottensen verbindet die beiden Künstler: Für Solomuns Album „Nobody is not loved“ arbeiteten die Ottenser auch zusammen.

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Hamburg-Ottensen: Ottensen kulinarisch entdecken – von Sterne-Gastronomie bis zum Falafel-Imbiss

Trotz der Theater, Museen und Livemusikclubs geht man in Ottensen vor allem aus, indem man eines der zahlreichen Restaurants und Bars des Stadtteils besucht. Die Bandbreite des Angebots ist auch gemessen an der geringen Größe des Stadtteils Ottensen extrem groß: Mit dem Restaurant Le Petit am Spritzenplatz befindet sich ein mit einem Michelin-Stern ausgezeichnetes Restaurant direkt in Ottensen. Auch das ebenfalls mit einem Stern ausgezeichnete „Landhaus Scherer“ in Othmarschen, ebenfalls im Bezirk Altona, ist nicht weit entfernt. Zahlreiche andere gehobene Restaurants kann Ottensen vorweisen. Daneben eine Reihe weiterer internationaler, traditioneller oder Mix-Küchen für jeden Geldbeutel.

Besonders die Gegend um den Alma-Wartenberg-Platz wiest zudem eine hohe Bardichte auf. Zu den beliebtesten Bars in Ottensen gehören das kultige Aurel, die Reh Bar, das Familien Eck, die Gazoline Bar, die Gaumenganoven, Mathildas Ottensen oder die Kneipe Lais.

Hamburg-Ottensen: Erholung in Grünanlagen im Viertel

Auch wenn der Stadtteil Ottensen dicht bebaut ist, bietet er dennoch reichlich Möglichkeiten zur Erholung. Insbesondere der Elbstrand im benachbarten Othmarschen ist in den Sommermonaten ein beliebter Anziehungspunkt. Darüber hinaus verfügt Ottensen trotz seiner geringen Fläche über gleich mehrere Grünanlagen. Eine davon ist der Donners Park, der sich heute auf einer Fläche von 54.000 Quadratmetern oberhalb des Ufers der Elbe erstreckt.

Heute gilt der Park als eines der bedeutsamsten Gartendenkmäler des Stadtteils. Östlich vom Donners Park schließt sich direkt der Heinepark an. Im Auftrag des Bezirks Altona wurde diese Parkanlage jüngst runderneuert und bietet heute ansprechende Gartenflächen mit direktem Blick auf die Elbe. Ein weiterer Hot-Spot Ottensens mit Aussicht ist der sogenannte Altonaer Balkon mit Blick auf Hafen und Köhlbrandbrücke.

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Hamburg-Ottensen: Modellprojekt einer autofreien Zone „Ottensen macht Platz“

Für Erholung anderer Art, nämlich vom Lärm und den Abgasen des Verkehrs in dem dicht besiedelten Stadtteil, sorgte das Projekt „Ottensen macht Platz.“ Von September 2019 bis Februar 2020 startete unter diesem Namen ein Modellversuch einer autofreien Zone im Stadtteil. Doch der Versuch wurde vorzeitig abgebrochen. Da dieser bei den Anwohnern und Anwohnerinnen dennoch gut ankam, wird unter Berücksichtigung der Kritikpunkte aktuell an einer Neuauflage des Projekts „Ottensen macht Platz“ gearbeitet. Während es für andere Teile der Hansestadt, etwa die Innenstadt, nur Forderungen nach autofreien Zonen gibt, sind die Pläne für andere Gebiete, etwa Volksdorf, konkreter. Die Kritik von ansässigen Händlern lässt jedoch jeweils nicht lange auf sich warten.

Hamburg-Ottensen: Einkaufszentrum Mercado und Ottensener Hauptstraße

Mit dem Einkaufszentrum Mercado in Sichtweite des Bahnhof Altona findet sich ein bedeutsames Einkaufszentrum im Viertel. Das besondere dabei: Auf der ebenerdigen Zugangsfläche finden sich festinstallierte Verkaufsstände, die einen Wochenmarktcharakter aufkommen lassen. Weiterhin sind auf der insgesamt 23.000 Quadratmeter großen Anlage 40 Geschäfte und ein breites gastronomisches Angebot zu finden.

Bereits seit 1995 ist das Mercado ein fester Bestandteil in Ottensen. Es liegt direkt an der Ottensener Hauptstraße, die vom Bahnhof Altona direkt ins Viertel führt. Anders als der Name vermuten lässt, ist die Ottensener Hauptstraße allerdings kein viel befahrener Hauptverkehrsweg, sondern der Name der Fußgängerzone des Stadtteils. Neben dem Einkaufszentrum und vielen Filialisten, säumen viele kleine Boutiquen, inhabergeführte Läden und Fachgeschäfte die Hauptschlagader Ottensens. *24hamburg.de, kreiszeitung.de, merkur.de, fr.de, rosenheim24.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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