Nutrias breiten sich in Hamburg aus – Anwohner haben keine Chance
Die Population der Nutrias hat stark zugenommen – sie ziehen in Hamburgs Gärten ein, wie die Umweltbehörde mitteilt. Anwohner wenig begeistert.
Hamburg – Sie haben riesige Zähne, raues Fell und leben in Wassernähe – die Rede ist nicht von Bibern, sondern von Nutrias, auch „Biberratten“ genannt. In Hamburg Bergedorf stören die aus Südamerika stammenden Nagetiere seit geraumer Zeit die Anwohner und jagen ihnen Angst ein. Jetzt soll ein Gutachten erstmalig Auskunft über die genaue Population und etwaige Umweltschäden geben.
Name: | Nutria |
Herkunft: | Südamerika |
Gewicht: | bis zu 9 Kilogramm |
Länge: | bis zu 70 Zentimeter |
Nutrias in Hamburg: ein Dorn im Auge von Bergedorf – bei Planten un Blomen noch kein Problem
Während in der Parkanlage Planten un Blomen im Bezirk Hamburg-Mitte, bislang keine Nutrias gesichtet wurden, wie Pressesprecherin Sorina Weiland mitteilt, sind die Nagetiere in Bergedorf zur Plage geworden und ein Dorn im Auge. Schon im vergangenen Jahr sprach die FDP-Fraktion mahnende Worte in Zusammenhang mit den Nagern aus.
Ausbreitung der Biberratte in Hamburg: FDP-Bergedorf sieht massive Gefahr für Deiche und Wasserkanten
„Es handelt sich um eine invasive Art, die die heimische Flora und Fauna erheblich bedroht und zu einer massiven Gefahr für Deiche und Gewässerkanten und -böschungen werden kann. Ferner können die Tiere recht angriffslustig werden und eine Gefahr für Kinder, Katzen und Hunde darstellen“, hieß es in einer FDP-Anfrage, die im November besprochen wurde.

Die eigentlich scheuen Nagetiere sollen in Bergedorf regelmäßig mit ihren scharfen Schneidezähnen auf Kinder, Katzen oder Hunde losgehen. Das merkte Maria Westberg (Linke) im Bergedorfer Umweltausschuss an. Dies teilte auch ein Sprecher der Umweltbehörde der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit.
Anwohner in Bergedorf sichten Nutrias in ihren Gärten
„Es kämen Beschwerden von Anwohnern, die Nutrias auf ihrem Grundstück, im Garten oder beim Spazierengehen als lästig empfinden“, heißt es. Ein Gutachten soll jetzt klären, wie groß die Population in Hamburg ist. „Die ersten Ergebnisse dazu erwarten wir im Sommer 2023“, so der Sprecher.
Gutachten vom Umweltausschuss soll klären: Wie viel Schaden richten Nutrias in Hamburg an
Auch etwaige Gefahren für das heimische Öko-System sollen hier geklärt werden. Bislang liegen hierzu keine Meldungen vor. Aber was können Hamburger tun, wenn die Nagetiere bereits im Garten sind? Die Antwort fällt ernüchternd aus. „Eigentlich kann man da nicht viel machen“, sagt Christian Gerbich, Naturschutz-Experte vom Hamburger Naturschutzbund Deutschland (Nabu).
Biberratten abhalten schwierig: Darum siedeln sich die Tiere im Garten an
Nutrias kommen in den Garten, weil die Gegebenheiten dort optimal sind, damit sie sich wohlfühlen. „Den Garten umzugestalten, um sie loszuwerden, ist nicht sinnvoll.“ Auch im Vorwege sei es schwierig, Nutrias abzuhalten, damit sie sich gar nicht erst ansiedeln.
So erkennen Sie einen Nutria
Eigentlich sehen Nutrias Bibern sehr ähnlich, ihre Schwänze sind jedoch rund, erklärt der Naturschutz-Bund Deutschland (Nabu). Ihre großen Nagezähne sind auffällig orange gefärbt. Das Fell ist überwiegend rötlich-braun, am Bauch graubraun. Sie können bis zu 9 Kilogramm wiegen und 70 Zentimeter lang werden. An den Hinterfüßen haben die Biberratten Schwimmhäute, um sich im Wasser gut vorwärtsbewegen zu können. Sie leben monogam entweder paarweise oder in Familienverbänden mit 12 bis 15 Tieren zusammen. Meist graben sie Erdhöhlen im Uferbereich oder bauen Nester aus Schilf und Stöcken.
Am Ende kann nur Bejagen helfen. Durch den starken Zuwachs der Population stieg auch der Anteil der Jagdreviere mit Vorkommen der Biberratte von 20 auf 44 Prozent, heißt es auf der Website des Deutschen Jagdverbands (DJV). Die Abschussprämie der Jägerschaft, auch genannt „Schwanzprämie“, gibt es in Hamburg allerdings nicht mehr.
Jägerschaft Hamburg dämmt die Ausbreitung der Nutrias ein: 1200 Tiere abgeschossen
Dennoch darf Hamburgs Jägerschaft die Vermehrung eindämmen. In Hamburg kommen laut DJV in 77 Prozent der Jagdgebiete Nutrias vor. „Zwischen April 2021 und März 2022 wurden 1200 Nutrias in Hamburg getötet.“ In manchen deutschen Regionen landen die Nager mittlerweile sogar auf dem Teller.
Auf der Speisekarte von Restaurants und im Koch-Kurs: Nutria als Delikatesse?
Beispielsweise ist das Restaurant „Strümper Hof“, Meerbusch (Rhein-Kreis Neuss), eines der ersten, bei denen das Tier auf der Speisekarte steht. „Jede Menge Tiere werden geschossen, aber in der Regel nicht verwertet. Dagegen wollen wir angehen“, sagt Chefkoch Johannes Siemes in einem RTL-Video. In einem Kochkurs wollte man außerdem die Zubereitung der Biberratte Menschen näherbringen, berichtet 24RHEIN.