Notfallpraxis für kranke Kinder in Altona schließt – Bilanz scheint ernüchternd

Die Notfallpraxis für Kinder in Altona schließt und das, obwohl sie erst vor kurzem eröffnet wurde. Die Bilanz nach ungefähr vier Wochen scheint ernüchternd.
Hamburg - Gerade mal vier Wochen hatte die kinderärztliche Infektpraxis in den Räumlichkeiten der Notfallpraxis Hamburg Altona, Stresemannstraße 54, geöffnet, schon schließt sie wieder ihre Pforten. Ziel der Eröffnung einer zusätzlichen Notfallpraxis für Kinder war, hiesige Notdienste zu entlasten – eine wichtige Intention. Die Bilanz fällt allerdings auf den ersten Blick ernüchternd aus.
Hamburger Stadtteil: | Altona |
Fläche: | 77,4 Quadratkilometer |
Einwohner: | 275.011 |
Bezirksamtsleiterin | Stefanie von Berg (Grüne) |
Notfallpraxis für Kinder schließt nach kurzer Zeit: Waren 48.000 Euro fehlinvestiert?
„Wir stellen das Angebot aufgrund der geringen Inanspruchnahme ein“, sagt Jochen Kriens, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH). Ungefähr 160 Patienten wurden hier im Januar behandelt. „Die infektbedingte Anspannung in der kinderärztlichen Versorgung hat in den vergangenen Wochen abgenommen“, so Kriens. Ungefähr 48.000 Euro hat der Betrieb der Kinder-Notfallpraxis gekostet. War das eine Fehlinvestition?
Bremer Virologe zu Schließung: „Dass es anders kam als erwartet, ist gut, war aber nicht vorhersehbar“
„Dass es anders kam als erwartet, ist gut, war aber durch logische Überlegungen nicht vorhersehbar“, erklärt Andreas Dotzauer, Leiter des Laboratoriums für Virusforschung Uni-Bremen. Am Ende des vergangenen Jahres befand sich Deutschland mitten in der Grippewelle, bei Kindern kam zusätzlich das respiratorische Synzytial-Virus (RSV) hinzu. Die Zahlen seien außerordentlich hoch gewesen.
Kind krank und Praxis zu? Hier gibt es Hilfe
Außerhalb der regulären Öffnungszeiten der Kinderarztpraxen, wie zum Beispiel am Wochenende, können sich Eltern an das Altonaer Kinderkrankenhaus, die Asklepios Klinik Nord-Heidberg, die Helios Mariahilf Klinik sowie das Kinderkrankenhaus Wilhelmstift wenden. Die Öffnungszeiten und weitere Informationen erhalten Eltern unter www.arztruf-hamburg.de, auf der Website https://www.116117.de/de/haeufige-fragen.php oder unter der Telefonnummer 116117.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) bestätigt das: Von Oktober bis Ende Dezember gab es in Hamburg eine Krankheitswelle mit rund 24 Millionen Atemwegsinfektionen unter 12 Millionen Kindern, viele Kinder erkrankten mehrfach. Neben den Corona-Viren verbreiteten sich im genannten Zeitraum auch sogenannte RS-Viren (RSV) und Grippe-Viren. Beides betrifft insbesondere Kinder. „Die von den beiden Erregern bedingten Infektionswellen waren zeitgleich, ungewöhnlich früh und ungewöhnlich stark“, heißt es im Bericht.
Einrichtung der Notfallpraxis für Kinder in Hamburg war aus virologischer Sicht sinnvoll
Dass die Zahl der Atemwegsinfektionen dann relativ schnell auf die Hälfte abfiel, die Grippewelle so ungewöhnlich schnell nachließ und auch die RSV-Infektionen nicht stark überschießend stattfanden, war nicht zu erwarten, erklärt Dotzauer. „Die erfolgte Einrichtung der kinderärztlichen Notfallpraxis, um vorbereitet zu sein, halte ich daher für eine sinnvolle Maßnahme.“