Neue Umfrage zeigt, warum Elterntaxis eine Gefahr für Kinder sind
Dass Kinder allein zur Schule kommen, war einst völlig normal. Eine Umfrage unter Kitas und Schulen zeigt die mittlerweile prekäre Lage dank der Elterntaxis.
Hamburg – Zum Start des neuen Schuljahrs sieht man im Straßenbild wieder allerhand Schilder, die auf neue Verkehrsteilnehmer aufmerksam machen. Aber einige Kinder werden diese nicht brauchen – sie werden von Tag eins von ihren Eltern mit dem Auto gefahren. Aus diesem Anlass hatten kürzlich mehrere Verbände Eltern dazu aufgerufen, ihre Kinder selbstständig zur Schule und in die Kita kommen zu lassen, statt sie mit dem Auto dorthin zu bringen. „Ein aktiver Start in den Tag fördert ihre körperliche und geistige Entwicklung und sorgt dafür, dass sie im Unterricht entspannter sind und sich besser konzentrieren können“, hieß es in einer Mitteilung mehrerer Verbände. Und eine Umfrage unter Kitas in Hamburg und dem nördlichen Kreis Pinneberg zeigt, welche Probleme das Phänomen der Elterntaxis an Kitas und Schulen mit sich bringt.
Stadt: | Hamburg |
Anzahl Schulen: | 414 |
Anzahl Kitas: | 1.100 |
Einwohner: | 1,841 Millionen |
Immer mehr Elterntaxis vor Schulen und Kitas – „Man kann Eltern nicht vergrätzen wie Stadttauben“
Wer in den 1970er-Jahren eine Schule besucht hat, kam zu 90 Prozent zu Fuß – heute, so zeigen es aktuelle Erhebungen, sind es gerade einmal 40 Prozent. Die Ausprägungen dieser Entwicklung zeigt nun eine Befragung von mehr als 150 Kitas und Schulen im Kreis Pinneberg und in den Hamburger Stadtteilen Altona und Eimsbüttel. Zwei Hauptgründe sind für die zunehmende Anzahl an Elterntaxis auszumachen: Eltern sind zum einen zu bequem, zum anderen sind sie offenbar in ständiger Sorge, dass ihrem Nachwuchs etwas passiert. Diese beiden Faktoren zu ändern, gleicht einem Kampf gegen Windmühlen: „Man kann Eltern nicht vergrätzen wie Stadttauben“, fasste der Schul-Verkehrsexperte Jens Leven die Problematik bei der Vorstellung der Ergebnisse zusammen.
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Elterntaxis größtes Problem an Schulen – aber auch Kritik an der Rad-Infrastruktur
Die Ergebnisse der befragten 153 Einrichtungs- und Schulleitungen:
- Knapp die Hälfte sagt: Elterntaxis gefährden ständig oder regelmäßig andere Kinder auf Geh- oder Radwegen.
- 40 Prozent klagen über eine Beeinträchtigung durch Elterntaxis des fließenden Verkehrs.
- 40 Prozent sagen, dass Eltern im absoluten Halteverbot oder in Feuerwehrzufahrten parken.
- 25 Prozent beobachten, dass Elterntaxis oft die Fahrradwege blockieren.
Eine weitere Problematik neben den Elterntaxis ist die Rad-Infrastruktur rund um die Kitas und Schulen: Weniger als die Hälfte der Einrichtungen bewertet die Radwege im Umfeld als gut oder sehr gut. Über 60 Prozent der Grundschulen bewerten die Radweg-Situation gerade für Kinder als „mangelhaft oder ungenügend“.
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Verbände warnen: Viele Kinder noch unerfahren – „so vorausschauend wie möglich fahren“
Doch es geht dabei nicht nur um die Eltern selbst: Von anderen Verkehrsteilnehmenden verlangten die Verbände in ihrer Mitteilung besondere Aufmerksamkeit. Viele Kinder seien noch unerfahren im Straßenverkehr und oftmals müssten die Regeln nach den langen Ferien erstmals oder wieder eingeübt werden. Es sei daher umso wichtiger, dass die anderen Verkehrsteilnehmenden ganz besonders aufmerksam und vorsichtig fahren. „Gerade im Umfeld von Schulen oder Kindergärten müssen sich alle an Tempo 30 halten und den Kindern zuliebe so vorausschauend wie möglich fahren“, hieß es in der Mitteilung.