Müllaktion statt Menschensuche? Polizeitaucher zu Unrecht in der Kritik

Es schien so, als würden die Polizeitaucher einen medienwirksamen Termin bevorzugen, als lieber nach dem vermissten Schuljungen zu suchen. Was dahintersteckt:
Hamburg – Das Elbe-Drama um den zehnjährigen Schuljungen aus Hamburg-Marmstorf beschäftigt auch Tage später noch die Polizei Hamburg. Der Junge ist am Dienstag, 28. Februar 2023, am Fähranleger Bubendeyweg plötzlich in die Elbe gefallen. Ersthelfer versuchten zwar noch, den Jungen zu retten – allerdings vergeblich. Auch eine stundenlange Rettungsaktion der Feuerwehr Hamburg blieb erfolglos. Dass die Taucher am Folgetag zunächst für einen PR-Termin eingespannt waren, sorgte für Fragezeichen.
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„Hamburg räumt auf“: Polizeitaucher suchen für PR-Termin nach Müll – Einsatz irritiert
Der vermisste Junge, der in eine Förderschule in Marmstorf besuchte, litt unter einer geistigen Einschränkung. Wie der zehnjährige Junge das Schulgelände unbemerkt verlassen konnte, und wie der Junge den 15 Kilometer langen Weg bis zur Fähre absolvierte, bleibt weiterhin unklar.
Am Mittwoch, 1. März 2023, wurde die Suche in der Elbe zunächst von der Polizei Hamburg nicht fortgesetzt. Die Polizeitaucher, so schien es, mussten bei einem medienwirksamen Pressetermin nach Müll in der Alster tauchen.
Geht das Bergen von versenkten E-Scooter, Einkaufswägen und weiteren Müll, vor die Suche nach einem zehnjährigen Jungen? 24hamburg.de hat bei der Polizei Hamburg kritisch nachgefragt. Warum wurde die Suche nach dem Jungen erst nach dem Medientermin weitergeführt?
Polizei Hamburg erklärt: Elbe bot aufgrund von Strömungen keine sicheren Bedingungen für Tauchgänge
Die Pressestelle der Polizei erklärte die Situation: Demnach sei ein Tauchen am Mittwochmorgen nicht möglich gewesen. Die Strömung in der Elbe sei zu stark. Nur bei Stauwasser, also die Zeit zwischen Ebbe und Flut, konnten die Taucher in die Elbe steigen.
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Ein vorheriger Tauchgang wäre nur unter absoluter Lebensgefahr möglich gewesen, so ein Sprecher. Er erklärte, dass die Suche nach den Jungen natürlich absolut Vorrang gehabt hätte. Für einige 24hamburg.de-Leser sah dies zuvor anders aus.
Nachdem Medientermin unter dem Motto „Hamburg räumt auf“ packten die Polizeitaucher ihre Ausrüstung ein und fuhren an die Elbe. Denn: Nach dem Pressetermin kam der Zeitpunkt des „Stauwassers“ in der Elbe, die Taucher konnten unter diesen Bedingungen die Suche nach dem zehnjährigen Schulkind fortsetzen. Allerdings ohne Erfolg: Der Junge blieb weiterhin vermisst.