Lufthansa kassiert Rüffel wegen Klima-Schönrederei: Werbung ist „irreführend“
Gegenwind für die Lufthansa: Laut dem englischen Werberat ist ein Werbeposter und eine damit verbundene Klima-Behauptung irreführend.
Hamburg/London – Weil die Lufthansa auf einem Poster wohl den Eindruck erweckte, klimafreundlicher zu sein, als sie tatsächlich ist, gab es Ärger in Großbritannien. Das britische Pendant zum Deutschen Werberat rügte das Flug-Unternehmen mit dem Kranich jetzt: Laut der „Advertising Standards Authority“ (ASA) aus London präsentierte eine Werbeaktion die Airline – fälschlicherweise – als wesentlich umweltbewusst. Lufthansa protestierte – die ASA konterte mit dem mangelnden aktuellen Klima-Beitrag des Unternehmens.
Fluggesellschaft: | Lufthansa |
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Hauptsitz: | Köln |
Gründung: | 6. Januar 1953, Köln |
Mitarbeiter in Hamburg: | rund 8000 Beschäftigte |
Werbeposter mit Öko-Bezug: „Irreführende Werbung“ von Lufthansa
Konkret geht es um ein Werbeposter, das im Rahmen der „Make Change Fly“-Kampagne im Juni 2022 die Runde machte: Zu sehen ist die obere Hälfte eines Flugzeuges, in der unteren Hälfte wird es durch einen Erdball ergänzt. Der englische Slogan, der darauf prangt, liest sich übersetzt: „Lufthansa Group. Verbindet die Welt. Schützt ihre Zukunft.“

Für den englischen Werberat ASA, in dessen britischem Hoheitsgebiet die Kampagne unter anderem ausgespielt wurde, wurde hier etwas zu viel Schönrederei betrieben: Die Werbung sei „irreführend“, da sie einen falschen Eindruck vom Klima-Abdruck des Unternehmens vermittele.
Rüge wegen irreführender Klima-Werbung: Englischer Werberat lehnt Protest ab
Lufthansa nutzte die Möglichkeit, auf die Anfechtung zu reagieren, und rechtfertigte sich: Das digitale Poster sei Teil einer größeren Kampagne, die für mehr Aufmerksamkeit rund um die klimaschädlichen Auswirkungen des Fliegens sorgen soll. Das Unternehmen, das in Hamburg unter anderem mit dem Technik-Zentrum in Fuhlsbüttel einer der größten Arbeitgeber der Stadt ist, verwies zudem auf angepeilte, mittelfristige Klima-Ziele und aktuelle Praktiken – so sei Lufthansa etwa einer der größten Abnehmer von nachhaltigem Luftfahrttreibstoff der Welt.
Der ASA reichte das nicht. Die Werbeaufsicht beklagte vor allem, dass die Behauptung „Schützt ihre Zukunft“ einen zu starken, positiven Öko-Einfluss auf den Planeten suggeriere und dieser aktuell vom Unternehmen nicht geleistet werde. Die Aussage würde von Verbrauchern höchstwahrscheinlich so verstanden, dass Lufthansa bereits „signifikante mildernde Schritte“ unternommen hätte, „um sicherzustellen, dass der ökologische Einfluss des Unternehmens nicht schädlich“ sei.

Weil das allerdings nicht der Fall sei, grüne Lufthansa-Initiativen und -Ziele zu weit in der Zukunft lägen und Verbraucher nur über die Kampagnen-Webseite darüber informiert würden, dass das Unternehmen den Planeten aktuell noch ganz und gar nicht schützt, lehnte die ASA den Lufthansa-Einspruch ab. Die Behauptung würde in der Form gegen den britischen Werbekodex verstoßen.
Lufthansa dürfte es egal sein: Unternehmen vermeldet Umsatz-Verdopplung im Bilanzjahr 2022
Die Konsequenzen für das global agierende Luftfahrtunternehmen halten sich nach dem Urteil vom 1. März jedoch in Grenzen: Die „Advertising Standards Authority“ hat – wie die deutschen Geschwister-Institutionen – keine Befugnis, gegenüber den werbetreibenden Firmen Strafen oder Bußgelder auszusprechen. In diesem Fall endete die Rüge für die Lufthansa mit der strengen Aufforderung der APA, zukünftig Behauptungen zu ökologischen Themen klarer zu formulieren und nicht irreführend mit dem Klima-Abdruck der Branche zu werben.
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Doch auch konkretere Probleme, wie etwa die große IT-Panne, die Mitte Februar bundesweit zu erheblichen Flug-Verspätungen geführt hat, werden die Stimmung in der Chef-Etage von Lufthansa gerade wohl kaum trüben können: Am 3. März vermeldete die Lufthansa Group für das Jahr 2022 eine Verdopplung des Umsatzes auf 33 Milliarden Euro.
Auch die Technik-Sparte, die in Hamburg ihre Basis hat, kommt dabei sehr gut weg: „Aufgrund der global stark steigenden Nachfrage nach Flugreisen und der damit einhergehenden wachsenden Nachfrage nach Wartungs- und Reparaturdienstleistungen stieg auch das Ergebnis von Lufthansa Technik im Geschäftsjahr 2022 auf ein Rekordniveau“, freuen sich die Verantwortlichen in einer Pressemitteilung.