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Nach Brand an den Elbbrücken: Politiker fordern Bahn-Tunnel unter der Elbe

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Von: Kevin Goonewardena

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Der Brand an den Elbbrücken zeigt einmal mehr, wie fragil die Bahn-Infrastruktur im Hamburger Süden ist. Politiker fordern jetzt einen Elbtunnel für die Bahn.

Hamburg – Rund 160.000 Menschen pendeln täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus dem Raum Süderelbe und den angrenzenden Landkreisen nach Hamburg. Der Brand eines Lkw an der Station Elbbrücken Anfang der Woche macht erneut deutlich, wie fragil die Eisenbahninfrastruktur im Süden der Hansestadt ist: Kleinste Störungen an der Strecke oder Zügen führen oft zu Zugausfällen im HVV, Verspätungen oder gar dazu, dass der Süden zeitweise ganz abgeschnitten ist von dem Rest der Stadt. Beispielsweise, wenn wegen des Fundes von Fliegerbomben der Verkehr eingestellt werden muss.

Oder eben aktuell, wo wegen des brennenden Lkw nun geprüft werden muss, ob auch die darüberliegenden Gleise in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Konsequenz: Bis mindestens kommende Woche müssen sich Reisende aus dem Süden Hamburgs und Niedersachsen mit massiven Einschränkungen im Bahnverkehr anfreunden. Die Politik greift nun eine alte Ideen auf.

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Name:Freie und Hansestadt Hamburg
Fläche:755 km²
Bevölkerung:rund 1,9 Millionen
Elbquerungen für die Schiene:2 (Eisenbahnbrücke, Eisenbahnbrücke Süderelbe)

Bahnverkehr Hamburg: Täglich Behinderungen im Raum Süderelbe

Denn zu den größeren Einschränkungen wie durch den Lkw-Brand herbeigeführt kommen beinahe täglich kleinere Behinderungen, etwa Personen, die sich im Gleis aufhalten, Signal-, Weichen- oder Triebwagenstörungen, Verspätungen aus vorhergegangenen Fahrten, Rettungseinsätze, Baustellen – die Liste ließe sich noch lange weiterführen. Ab 2028 möchte die Bahn zwar Richtung Harburg einen 3-Minuten-Takt etablieren – doch schafft es aktuell nicht mal den bestehenden 5-Minuten-Takt aufrechtzuerhalten.

Elbtunnel für die Bahn in Hamburg: Politiker fordern neue Elbquerung – wird S-Bahn zur Ringbahn?

Der Verkehrsexperte der Harburger SPD Wiesner und der Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi (SPD, seit 2013 jeweils direkt gewählt für den Wahlkreis Bergdorf/Harburg) fordern schon seit Längerem einen Bahn-Tunnel unter der Elbe zwischen Altenwerder und Altona. Der soll, so die Idee, sowohl für Fernverkehrszüge, als auch die S-Bahn nutzbar sein und würde dafür sorgen, dass die S-Bahn, dank der dann zwei Elbquerungen, als Ringbahn fahren könnte.

Feuer an den Elbbrücken. LKW sorgt für Sperrung des Nahverkehres
Ein brennender Lastwagen sorgt für eine erhebliche Sperrung im Nahverkehr. © Sebastian Peters

Wenn die bestehenden Elbbrücken oder der zu bauende Tunnel temporär nicht nutzbar sind, bliebe im Normalfall immer noch eine intakte Elbquerung. Auch der Bau einer weiteren Brücke für den Zugverkehr über die Elbe wird dieser Tage durch die Stadt geprüft.

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Elbbrücken Hamburg: Einzige Elbquerung in Nord-Süd-Richtung

Im Hamburger Abendblatt ruft Hakverdi in Erinnerung, dass von einer weiteren Elbquerung nicht nur Hamburg profitieren würde: Denn die Elbbrücken stellen bislang die einzige Schienenverbindung aus dem Süden in den Norden dar und haben deswegen eine entsprechend hohe Bedeutung für den deutschlandweiten und europäischen Verkehr. Der SPD-Politiker wirft dann auch die Frage auf, was denn passieren würde, wenn es bei der einzigen Elbquerung bliebe und eines Tages „etwas wirklich Schlimmes mit den Brücken oder der Strecke geschieht?“ Auch die Politik scheint daran zu denken und hat bereits eine Machbarkeitsstudie für eine zweite Elbquerung bei der TUHH in Harburg in Auftrag gegeben.

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Elbtunnel der Bahn: Machbarkeitsstudie läuft – Politiker warten ab

Laut Abendblatt wird mit den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie zum Elbtunnel für die Bahn im nächsten Jahr gerechnet. Diese Ergebnisse wollen viele Politiker erst einmal abwarten. Grünen-Verkehrspolitiker Michael Sander äußerte sich wie folgt: „Es gibt ja viele Optionen, die Schienenkapazität zu erweitern. Ob es der Elbtunnel sein muss, muss sich zeigen“, sagt der Vorsitzende des Mobilitätsausschusses der Harburger Bezirksversammlung.

Auch die Deutsche Bahn hat mittelfristig andere Prioritäten. „Im Vordergrund stehen in den nächsten Jahren die Digitalisierung und Modernisierung unseres S-Bahn-Systems und die Einführung der dritten S-Bahn-Linie nach Harburg und Neugraben“, so der Geschäftsführer der S-Bahn Hamburg, Kay Uwe Arnecke. Metin Hakverdi will diese Erklärungen nicht gelten lassen: „Wir müssen uns jetzt zu dem Projekt bekennen und es planen, damit es irgendwann in der Zukunft verwirklicht wird“, so Hakverdi. Dass das Projekt nicht sofort umgesetzt werden kann, weiß Hakverdi. Aber gerade auch weil eine zweite Elbquerung ein langfristiges Vorhaben wäre, müsste man dieses jetzt anschieben, so der Politiker.

Brand an den Elbbrücken: Aktuelle Einschränkungen für Reisende aus dem Süden

Und so werden die Reisenden noch eine Weile Umstände in Kauf nehmen müssen, wie jetzt durch den Lkw-Brand hervorgerufen. Aktuell ist auf unbestimmte Zeit ein Umstieg in Hammerbrook und im Verlauf der Fahrt in Wilhelmsburg nötig, dort besteht Anschluss nach Neugraben / Stade. Die S-Bahn Hamburg wird zu diesem Zweck eingleisig über die Brücke geführt, allerdings nur alle 20-Minuten. ICE und IC-Züge sind ab Harburg für HSV-Abonnenten freigegeben. Auch der Metronom stellt eine Alternative dar, doch die Züge des Unternehmens fahren oft verspätet oder fallen ganz aus. Die aus einer Vielzahl anderer Gründe resultierenden täglichen Zugausfälle und Verspätungen kommen selbstverständlich weiterhin dazu.

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