Nach Tritt gegen Klimaaktivisten: Shitstorm rollt über Hamburger Firma

Mit Arbeitsschuhen tritt ein LKW-Fahrer einen am Boden liegenden Aktivisten der Letzten Generation. Jetzt ermittelt die Polizei wegen Körperverletzung.
Update, 28. März, 13:15 Uhr: Seit dem Vorfall am vergangenen Samstag, bei dem ein LKW-Fahrer einem Aktivisten brutal in den Bauch getreten hatte, überrollt ein wahrer Shitstorm die Hamburger Spedition. Mehr als 70 Drohanrufe seien seither bei der Firma eingegangen. In mehr als 800 Bewertungen der Spedition auf Google, tun User ihre Meinung kund. „Da bekommt man Angst, etwas geliefert oder abgeholt zu bekommen. Die Reaktionen des Fahrers in Hamburg sind erschreckend, die Reaktion des Inhabers darauf, genauso“, heißt es von einem Nutzer, der die Inschutznahme des Speditionsbesitzers kritisiert. „,Man wisse ja nicht, was vorher geschah?‘ Mal schauen, wann die erste Lagerarbeiterin oder jemand in der Abwicklung auf dem Boden liegt, weil einem Fahrer der Firma etwas nicht passt.“
„Sehr aggressive Fahrer. Treten nicht nur aufs Gas, sondern gerne auch persönlich mal zu“ oder „Manche Mitarbeiter sollten mal einen Anti-Aggressions-Kurs absolvieren“, sind weitere Reaktionen, die seit Kurzem auf der Google-Seite der Spedition zu finden sind. Aber es gibt auch Zuspruch und Rückendeckung aus dem Netz: „Alles Richtig gemacht !!!!“, schreibt ein anderer Nutzer. „Super Spedition mit einem ganz tollen Mitarbeiter“, oder „Jaja, jetzt schreien die Klimakleber ... Von mir gibts 5 Sterne und ich hoffe, ihr spendiert dem Fahrer eine Kiste Bier!“ schreiben andere.

Update, 26. März, 17:20 Uhr: Nach dem Angriff mutmaßlich durch einen Lkw-Fahrer auf einen Aktivisten der Bewegung Letzte Generation bei der Blockade der Hamburger Elbbrücken hat die Polizei Ermittlungsverfahren eingeleitet. Ihr seien mehrere Zeugenberichte und auch Videos in diesem Zusammenhang bekannt, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Dazu zähle auch das Video, bei dem ein Mann einen der Aktivisten von der Straße zieht und ihm mit dem Fuß in den Bauch tritt. Dieses Video hatte zahlreiche Reaktionen bei Internetnutzern ausgelöst.
Gegen die Blockierer wiederum seien Ermittlungsverfahren unter anderem wegen des Verdachts der Nötigung eingeleitet worden. Insgesamt sieben Personen seien nach der Aktion am Samstag in Gewahrsam genommen worden. Zwei von ihnen sitzen demnach noch immer in Gewahrsam. Ein Richter prüfe eine längerfristige Ingewahrsamnahme. „Das Ergebnis steht derzeit noch aus“, erklärte ein Polizeisprecher. Die Ermittlungen führe der Staatsschutz des Landeskriminalamtes.
Politiker fordern nach Tritt-Attacke in Hamburg Konsequenzen für beide Seiten
Die Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft forderte Konsequenzen für gewalttätige Autofahrer. „Diese um sich schlagenden und tretenden Menschen sind ein Risiko für den Verkehr“, sagte der umweltpolitische Sprecher Stephan Jersch. Die AfD wiederum verlangte harte Strafe für die Aktivisten. „Wer immer wieder Verkehrsadern lahmlegt, der muss auch mit Freiheitsstrafen belegt werden“, sagte Fraktionschef Dirk Nockemann. (dpa)
Update 25. März 20:25 Uhr: Der Arbeitgeber des Truckers war schnell ermittelt. Auf seiner Jacke war das Logo der Hamburger Spedition Garbe gedruckt. Michael Garbe, Inhaber der Spedition, erklärte auf Anfrage vom Stern: „Wir sind absolut gegen Gewalt und unser Fahrer darf natürlich so nicht reagieren. Das Video zeigt nur den Teil mit der Gewalt – aber nicht, was alles vorher passiert ist. Auch wir sind für den Klimaschutz, können aber diese Aktionen der Aktivisten nicht gut heißen. Die Angelegenheit wurde an die Polizei übergeben und wird genau geprüft. Ich kenne den Fahrer nur als besonders höflichen, besonnenen und friedlichen Mitarbeiter, der noch nie auffällig war.“
Hamburg – Am Samstagvormittag (25. März) haben Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ erneut für Verkehrschaos in Hamburg gesorgt. Doch dieses Mal sorgten nicht nur die blockierten Elbbrücken für Aufregung, sondern auch die aggressiven Reaktionen einiger Autofahrer auf die Aktion. Mit Transportern und mehreren Personen hinderte die Gruppierung den Verkehr stadteinwärts und Richtung Zentrum. Da die Autobahn A7 für das gesamte Wochenende gesperrt ist, sind die Elbbrücken derzeit der zentrale Zugang, um die Elbe zu überqueren. Die Aktion sorgte binnen Minuten für einen kompletten Stillstand und kilometerlangen Stau.
Bei Klima-Protest auf Elbbrücken: Lkw-Fahrer rastet aus und tritt am boden liegenden Aktivisten
Doch die Klima-Protestierenden waren nicht die einzigen, die die Gemüter der Hamburger erregten. Autofahrer reagierten teils sehr aggressiv auf die Aktion der Klimaschützer. Die Polizei berichtet von Tritten und Schlägen. Der Sprecher erklärt: „Die Stimmung ist weiterhin angespannt“. Später wurden auch Videos veröffentlicht, die die Situation vor Ort zeigen. In einem davon ist zu sehen, wie ein Lkw-Fahrer einen Demonstranten von der Straße zerrt, ihn auf den Gehweg ablegt und ihn in den Bauch tritt. Anschließend versucht er noch, einen Fotografen anzugreifen, bevor dieser sich zurückzieht. Die Polizei ermittelt nun gegen mindestens einen Mann wegen Körperverletzung.
Klimakleber auf den Elbbrücken: Stau bis Autobahndreieck Maschen
Die Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten hatten bereits am Donnerstag (23. März) die Köhlbrandbrücke blockiert. Die Hände der Protestierenden waren dabei mit Asphalt umhüllt und mussten aus der Fahrbahn gefräst werden. Die Gruppierung fordert die Einrichtung eines „Gesellschaftsrats“, der sich mit der Frage beschäftigen soll, wie Deutschland bis 2030 klimaneutral wird. Andernfalls wollen die Aktivistinnen und Aktivisten weiterhin für eine „maximale Störung der öffentlichen Ordnung sorgen“. Gegen 15:40 Uhr konnte der Verkehr auf den Elbbrücken am Samstag wieder freigegeben werden.