„Kein absoluter Schutz“: Wie Hamburg ohne die Hotspot-Regel mit Corona umgeht
Die Entscheidung – und mit ihr großteils auch die Maske – ist gefallen: Hamburg ist kein Corona-Hotspot mehr. Hamburgs Senat sieht Übergang in neue Phase.
Hamburg – Endlich! Viele Bürgerinnen und Bürger in der Hansestadt Hamburg dürften durchatmen: Hamburg ist vom 30. April 2022 an kein Corona-Hotspot mehr. Die Maskenpflicht entfällt fast überall. Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) bildet eine Ausnahme: In Sachen Maskenpflicht gibt‘s beim HVV eine Sonderregel. Ansonsten jedoch gelten nun diese Corona-Regeln in Hamburg, wo der Hamburger Senat um den Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sowie die Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) im Rahmen des Symposiums „Infektion und Gesellschaft – was haben wir gelernt?“ der Akademie der Wissenschaft in Hamburg auf die bisherige Coronavirus-Pandemie zurückblickt.
Zentrale Fragen dabei: Warum ist Hamburg mit den Maßnahmen der Corona-Politik so umgegangen, wie die Stadt es getan hat? Und wie wird Hamburg jetzt nach dem Wegfall der allermeisten Schutzmaßnahmen und der Hotspot-Regel, gegen die die AfD Hamburg geklagt und zum wiederholten Mal verloren hat, mit der Corona-Pandemie umgehen?
Stadt in Deutschland: | Hamburg |
Einwohner: | 1.852.478 |
Fläche: | 755,2 km² |
Bürgermeister: | Peter Tschentscher |
Corona in Hamburg: Senat präsentiert Zahlen zu Impfquote – Peter Tschentscher und Melanie Leonhard zuversichtlich
Seit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie hat es in Hamburg mehr als eine halbe Million Corona-Fälle gegeben – auch wenn eine neue Studie besagt, dass sich manche Menschen offenbar nicht mit dem Corona-Virus infizieren können. Auf der anderen Seite haben, das hat der Hamburger Senat offiziell mitgeteilt, haben in Hamburg inzwischen stolze 95 Prozent der Erwachsenen eine vollständige Impfserie der Corona-Schutzimpfung erhalten. Über 71 Prozent auch eine Booster-Impfung. Auch dies trägt neben den überstandenen Corona-Infektionen in Hamburg – das Robert-Koch-Institut (RKI) beziffert die Zahl auf über 455.000 Genesungen – zu einem hohen Immunisierungsniveau bei, so der Senat in einer Pressemitteilung.

Soll heißen: Nachdem schon eine Studie vor längerer Zeit die Behauptung aufstellte, dass die Corona-Pandemie wirklich bald vorbei sei, geht Hamburg mit riesigen Schritten auf eine Normalität im Leben seiner Bürgerinnen und Bürger zu – so wie es schon Prof. Dr. Stefan Kluge vom Universitätsklinkikum Hamburg-Eppendorf (UKE) prognostiziert hatte. Der UKE-Mediziner hatte prophezeit: ab April wird in Sachen Corona in Hamburg alles leichter. So ganz daneben liegt er damit also nicht. Zumindest sind der Hamburger Senat inklusive Bürgermeister und Gesundheitssenatorin sicher, dass sich Hamburg am Übergang zu einer neuen Phase der Pandemie-Eindämmung befindet, wie es in der Pressemitteilung des Hamburger Senats zum Wegfall der Corona-Hotspot-Regel ab 30. April 2022 heißt.
Corona-Pandemie in Hamburg: Künftig ohne Hotspot-Regeln – Bürgermeister Peter Tschentscher erklärt bisherige Corona-Politik
„Mir war als Mediziner sehr früh klar, dass die Lage ernst ist – schon als ich die Nachrichten aus China bekam. Ich sagte damals intern: Wir müssen uns auf den Katastrophenfall vorbereiten“, hat Bürgermeister Peter Tschentscher im Rahmen der Pressekonferenz zum Symposium „Infektion und Gesellschaft – was haben wir gelernt?“ erklärt und einen Einblick in die Corona-Entscheidungen der letzten beiden Jahre in Hamburg und ihrem Zustandekommen gegeben: „Wir wussten zu wenig, um gezielt Maßnahmen zu ergreifen. Deshalb gab es den Lockdown.“ Die Folgen einer unter Umständen falschen Entscheidung wären laut Tschentscher „erheblich“ gewesen: „Keine Demokratie hält durch, wenn die kritische Infrastruktur zusammenbricht.“
„Wir wussten zu wenig, um gezielt Maßnahmen zu ergreifen. Deshalb gab es den Lockdown“
In der Zeit der Corona-Pandemie-Bekämpfung sei vor allem die Kommunikation von besonderer Bedeutung gewesen, so Tschentscher. „Wir mussten Ernsthaftigkeit vermitteln, ohne Panik zu verbreiten“, so der Oberste aller Hamburger auf der Pressekonferenz. „In den zurückliegenden Monaten der Pandemie musste der Senat häufig weitreichende Entscheidungen unter ungewissen Bedingungen treffen“, pflichtet ihm Gesundheits-und Sozialsenatorin Melanie Leonhard bei, die schon vor geraumer Zeit erklärt hat, von einem „sehr freien“ Corona-Sommer in Hamburg auszugehen und jetzt sagt: „Wir nutzen die Verschnaufpause im Sommer, um uns auf den Herbst vorzubereiten.“
Corona-Pandemie in Hamburg: Auf diese Maßnahmen zur Pandemie-EIndämmung setzt die Stadt weiterhin
Doch wie sehen diese Vorbereitungen aus? Wie will Hamburg nach dem Wegfall der Corona-Hotspot-Regeln mit der Corona-Pandemie in Zukunft umgehen? „Daran, dass wir nicht in die Zukunft schauen können, ändert sich nichts“, so Leohnard in der Senats-Pressemitteilung. Aber: „Anders als noch vor einem Jahr sind wir nun in einer Situation, in der wir nicht mehr befürchten müssen, dass viele Menschen auf einmal nach einer Infektion mit schwersten Erkrankungen im Krankenhaus versorgt werden müssen. Es kann noch zu Ansteckungen kommen, sogar in hoher Zahl.“ Dass ein Großteil der Hamburger Bevölkerung geimpft sei, sei eine gute Grundlage, vor schweren Krankheitsverlaufen geschützt zu sein.
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Dennoch gibt‘s weitere Maßnahmen zur Pandemie-Eindämmung: Hamburg will weiterhin die mobilen Impfteams gezielt einsetzen – gerade in Einrichtungen mit Geflüchteten oder älteren menschen. Zudem wird es vom 1. Mai an zwei große Impfzentren geben: im Terminal Tango am Flughafen und in den Harburg Arcaden. Darüber hinaus wird es auch weiter die Möglichkeiten von kostenlosen Schnell-Tests auf eine Infektion mit dem Coronavirus geben. Wenn der Schnelltest positiv ausfällt, muss sich die betreffende Person isolieren und einen PCR-Test durchführen lassen. Bestätigt der Laborbefund eine Corona-Infektion, ist die weitere Isolation zu Hause verpflichtend vorgeschrieben.
Corona-Pandemie in Hamburg ohne Hotspot-Regel: So gut sieht Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard die Stadt vorbereitet
„Es kann aber keinen absoluten Schutz vor allen Risiken geben, weil dafür dauerhaft erhebliche Einschränkungen nötig wären. Wir leben daher nun mit viel weniger vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen – auch wenn wir natürlich weiterhin keine Gewissheit über Entwicklungen des Virus haben“, blickt Hamburgs Gesundheits- und Sozialsenatorin Melanie Leonhard der Realität ins Auge, befindet allerdings auch deutlich: „Wir sind aber zugleich vorbereitet, um auf mögliche Entwicklungen reagieren zu können.“