Miniatur Wunderland kann am 27. Mai öffnen! Gründer Frederik Braun im Interview
Gründer Frederik Braun spricht im 24hamburg.de-Interview über die Corona-Pandemie, neue Attraktionen im Hamburger Miniatur Wunderland und Optimismus.
Hamburg – Die Züge stehen still, die Lichter sind aus und Gänge sind bis auf ein paar fleißige Mitarbeiter leer: Auch das Miniatur Wunderland in der Speicherstadt im Hamburger Hafen bekommt die Corona-Pandemie und die Corona-Lockdown-Bestimmungen deutlich zu spüren.
Seit rund einem Jahr währt bis auf einige Ausnahmen im Sommer nun dieser Zustand. Doch für das Team um die Gründer-Zwillinge Gerrit und Frederik Braun scheint „Stillstand“ ein Fremdwort zu sein. Stattdessen herrscht Optimismus im Besuchermagnet der Hansestadt.
Hamburger Sehenswürdigkeit: | Miniatur Wunderland |
Eröffnung: | 2011 |
Größe: | rund 1500 Quadratmeter |
Zahlen: | 479.000 LEDs |
Zahlen: | 15.715 Meter Gleislänge |
Gründer: | Zwillingsbrüder Frederik und Gerrit Braun |
Nach den exklusiven Interviews mit dem Intendanten der Deichtorhallen und der Elbphilharmonie sowie dem Sprecher von Stage-Entertainment und der Geschäftsführerin des Hansa-Parkes stellte sich diesmal Frederik Braun, Gründer des Miniatur Wunderlands, den Fragen von 24hamburg.de.
Transparenzhinweis: Das Interview fand statt, kurz bevor klar war, dass das Miniaturwunderland am 27.5. öffnen kann.
Herr Braun, wie geht es dem Miniatur Wunderland?
Uns geht es den Umständen entsprechend gut. Wir haben natürlich ein Jahr lang keine Gewinne gemacht und die Rücklagen sind kleiner geworden, aber beklagen können und wollen wir uns auf keinen Fall.
Interview mit Miniatur Wunderland-Gründer: MiWuLa Hamburg gibt Vollgas
Wie haben Sie die letzten 12 Monate erlebt?
Mit dem Lockdown im letzten Frühling kam natürlich erst einmal die Ungewissheit, ob wir das überleben. Aber mit jedem Monat mehr haben wir das Gefühl bekommen, dass wir das schaffen. Im Juni haben wir entschieden, dass wir Vollgas geben und haben in den letzten sechs Monaten alles renoviert, was machbar ist. Das wäre im normalen Betrieb nicht möglich gewesen. Es ist vergleichbar, wie wenn in einem Freizeitpark wie dem Heide-Park die Achterbahn stillsteht. Beispielsweise sind alle Fußböden neu und die Startbahn vom Flughafen wurde ausgetauscht.
Daher könnte man fast sagen, dass die Pause sogar ein Geschenk war. Durch die staatlichen Hilfen war man darüber hinaus gut abgesichert. Diese Zusagen vom Staat finden wir sehr gut. Es ist tausendmal besser als in anderen Ländern. Wir verstehen dieses Meckern nicht. Wir sind kein Sonderfall und auch wir haben unsere Probleme, aber es ist wahnsinnig toll, wie uns der Staat unterstützt.

Miniatur Wunderland-Gründer hofft auf Öffnung im Mai
Wann macht das MiWuLa wieder auf? Hagenbecks Tierpark steht ja kurz davor...
Wir glauben, dass es in wenigen Wochen wieder aufwärts geht und wir einen tollen Sommer erleben werden. Natürlich wird es dann auch Abstandsregeln und Einschränkungen geben, was im Kulturbereich dramatisch ist. Aber irgendwann ist auch das vorbei.
Ich gehe davon aus, dass wir Mitte Mai wieder öffnen können. Wir hätten ja schon mal öffnen können, als Hamburg unter dem Inzidenzwert von 100 lag. Da fühlte es sich für uns aber falsch an. Wenn in wenigen Wochen die Zahl wieder sinkt, die Belegung der Intensivbetten zurückgeht und das Impfen vorangeht, würden wir mitmachen.
Und wenn das der Fall ist, glaube ich, wird es jeden Tag besser. Dann werden wir auch nicht mehr schließen. Im Juni gibt es ein Impfangebot für alle. Dann kann sich jeder selbst helfen. Ich glaube an eine richtig gute Zeit ab Mitte Juni.
Miniatur Wunderland-Gründer enthüllt nächsten Meilenstein: Monaco, Patagonien oder Rio?
Es wurde viel modernisiert und renoviert. Wie sieht es mit neuen Attraktionen aus?
Eigentlich wollten wir Monaco enthüllen, aber die Formel 1 braucht noch etwas länger. Im November planen wir in unserem neuen Gebäude Südamerika mit Rio de Janeiro zu öffnen. Monaco kommt dann im ersten Halbjahr 2022 dran und danach steht Patagonien an. Es folgt Schlag auf Schlag. Und das liegt daran, dass wir immer Vollgas gegeben haben.
Kommt irgendwann auch der Weltraum?
Das ist tatsächlich schon mal überlegt worden. Der Vorteil: Man müsste sich an keinerlei Vorgaben halten und könnte der Fantasie freien Lauf lassen. Irgendwann ist das vielleicht mal ein Thema.

Miniatur Wunderland-Gründer Frederik Braun über Klimaschutz, Corona und Rekorde
Am 19. März 2021 sorgten Klima-Aktivisten von Fridays for Future für großes Staunen. Sie pinselten den Schriftzug „Wir alle für 1,5 C“ auf die Mönckebergstraße in der Hamburger Innenstadt. Einen Monat später sollte der Schriftzug wieder Mönckebergstraße entfernt werden. Dann aber setzten sich viele für den Verbleib des Kunstwerks ein – auch Sie. Schlussendlich darf der Schriftzug nun erst einmal bleiben...
Klimaschutz ist ein unfassbar wichtiges Thema. Ich habe vier Kinder und wir zerstören die Welt aus reinem Egoismus und Bequemlichkeit. Wir leben in Deutschland in einer Wohlstandsblase. Das brauchen wir eigentlich nicht und wir könnten alle ein Stück zurücktreten.
Es sind viele Signale und Menschen nötig, um immer wieder auf diese Problematik hinzuweisen. Wir müssen kämpfen, denn so kann es nicht weitergehen. Der Schriftzug ist plakativ, groß, toll von oben zu sehen und es gibt keinen Grund, ihn wegzumachen. Er könnte für immer dort stehen, um die Menschen daran zu erinnern.

Vor Kurzem hat Ihr Team einen neuen Weltrekord aufgestellt – „Longest melody played by a model train“. Was war das genau?
Wir haben einen Zug genommen, der auf einer eigenen Trasse durch die gesamte Anlage fährt und dabei bekannte Klassikmelodien intoniert. Wie das geht? Auf der Elektrolok sind vier kleine Klöppel montiert, die im Fahren gegen Gläser schlagen. Die Gläser sind jeweils so hoch mit Wasser gefüllt, dass sie beim Anschlagen die entsprechenden Töne erzeugen. Ich bin unfassbar stolz auf diesen Rekord.
Wieviele Rekorde hält das Miniatur Wunderland aktuell?
Wir sind bei sechs oder so. Es ist immer super spannend eine Bestmarke aufzustellen. Aber wenn diese dann gebrochen wird, ist es nicht mehr so herausfordernd, es erneut anzugehen. Wir lieben es, verrückte Dinge zu machen, die es vorher noch nicht gab. Diesen Weltrekord gab es noch nicht vorher und es für mich der einzigartigste. Der war so komplex und wäre ohne den Lockdown nicht machbar gewesen.

Miniatur Wunderland-Gründer Frederik Braun im Interview: Emotional war es echt heftig
War es das schwierigste Jahr?
Ich bin auf jeden Fall mehr als ein Jahr gealtert. Emotional war es echt heftig, aber auch auf eine gewisse Art toll. Denn wir sind als Team wie eine Eins zusammen durch diese Krise gegangen. Es war ein besonderes Jahr, an das man sich mehr erinnern wird als beispielsweise 2015. 2020 weiß ich auch in zehn Jahren noch wie es war. Da sind ganz viele Erinnerungen entstanden.
Was ist mit Ihren Mitarbeitern?
Wir haben rund 300 „Wunderländer“ und wir sind als Team unheimlich zusammengewachsen. Wir haben die kleinste Weihnachtsfeier der Welt veranstaltet, indem wir von allen eine kleine Figur angefertigt haben und eine Szene einer Weihnachtsfeier in der Ausstellung verewigt haben. Und es gab ein Panini-Album nur von und für unsere Mitarbeiter.

Das ist das Miniatur Wunderland
Jeder Abschnitt des berühmten Familien-Ausflugsziels ist liebevoll geplant und mit zahlreichen Details ausgestaltet. Die Modelle sind überwiegend im Maßstab 1:87 (entspricht Nenngröße H0) gebaut. Einige Nachbauten sind deutlich verkleinert, wie beispielsweise die Start- und Landebahn des Flughafens Knuffingen Airport und einige Gebäude. Schloss Neuschwanstein wurde beispielsweise im Maßstab 1:120 gebaut und die Elbphilharmonie im Maßstab 1:130. Im Sommer 2020 bauten die „Wunderländer“ eine Corona-Party mit 9000 Besuchern auf dem Hamburger Dom nach.
Damit die Besucher auch Dämmerung und Nacht erleben können – und die teilweise spektakulären Nachtansichten – vergeht ein Tag im Wunderland innerhalb von 15 Minuten. * 24hamburg.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.