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Ukraine Flüchtlinge: In Hamburg private Unterkünfte anbieten – so geht‘s

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Von: Jan Knötzsch, Andree Wächter

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Einige Ukraine-Flüchtlinge kommen bei Verwandten unter. Der Rest sucht Wohnungen, sofern kein Asylantrag gestellt wurde. Was Sie wissen müssen, wenn Sie helfen wollen.

Hamburg – Der Ukraine-Krieg* vertreibt mehr und mehr Menschen aus ihrer Heimat. Ein Ziel derjenigen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten: Deutschland. Und damit auch der Norden. Sowohl, was Niedersachsen als auch Hamburg angeht. In Niedersachsen waren bis zum Mittwochmittag, 2. März 2022, 98 Ukrainer* in der Landesaufnahmebehörde eingetroffen. In der Hansestadt Hamburg lag die Zahl am Mittwoch bei 176 Flüchtlingen, die vor dem Ukraine-Krieg geflüchtet und in Hamburg angekommen sind. Doch das dürfte nur der Anfang sein.

Mit wie vielen Flüchtlingen aus der Ukraine das Land Niedersachsen und auch Hamburg rechnen, ist bislang noch völlig offen. Die Zahl der tatsächlich in Niedersachsen und Hamburg angekommenen Flüchtlinge dürfte noch höher liegen, weil Menschen auch etwa bei Verwandten oder Freunden unterkommen.

LandUkraine
HauptstadtKiew
Bevölkerung44,13 Millionen (2020)
LandesspracheUkrainisch

Ukraine-Flüchtlinge: So ist die Lage in Hamburg bislang – Ankunftszentrum in Rahlstedt erster Anlaufpunkt

Das lassen auch die Zahlen der Hamburger Innenbehörde vermuten. Von den bis Mittwoch, 2. März 2022, 176 Flüchtlingen, die wegen des Ukraine-Krieges in Hamburg Zuflucht suchen, sind laut Mitteilung der Innenbehörde der Stadt Hamburg 103 Menschen in städtischen Einrichtungen untergebracht worden. Weitere 73 sind im Ankunftszentrum im Hamburger Stadtteil erfasst worden – doch sie sind danach nicht im Ankunftszentrum untergekommen, sondern bei Verwandten oder Bekannten.

Menschen auf der Flucht. Trotz der internationalen Appelle für ein Ende des Kriegs, hat Russland seine Angriffe auf die Ukraine verschärft.
Menschen auf der Flucht. Trotz der internationalen Appelle für ein Ende des Kriegs, hat Russland seine Angriffe auf die Ukraine verschärft. © Pavlo Palamarchuk/dpa

Stichwort Ankunftszentrum: Dort, so die Auskunft der Innenbehörde, sollen sich all die Menschen, die vor dem Ukraine-Krieg geflüchtet sind, zunächst einmal melden. In besagtem Ankunftszentrum werden die Flüchtlinge aus der Ukraine dann registriert und versorgt. Und notfalls auch untergebracht, falls sie keine andere Chance haben, in Hamburg irgendwo unterzukommen. Das Ankunftszentrum (Bargkoppelweg 66A, 22145 Hamburg) hat rund um die Uhr geöffnet.

Ukraine Flüchtlinge aufnehmen privat: So ist die Rechtsgrundlage – und das sagt Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher

„Die Stadt bereitet sich darauf vor, in den kommenden Wochen eine große Zahl an Flüchtlingen aufzunehmen und zu versorgen“, hat auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher am Mittwoch, 2. März 2022, im Rahmen seiner Regierungserklärung vor der Hamburgischen Bürgerschaft noch einmal erklärt und hinzugefügt: „Dazu werden die bestehenden Flüchtlingsunterkünfte verstärkt und – wenn es erforderlich ist – kurzfristig neue Kapazitäten geschaffen“. Tschentscher stellte überdies klar, dass man alles dafür tun werde, den Kriegsflüchtlingen eine gute Unterkunft und Versorgung zukommen zu lassen.

Die Stadt bereitet sich darauf vor, in den kommenden Wochen eine große Zahl an Flüchtlingen aufzunehmen und zu versorgen.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD)

Die Rechtslage ist aktuell eine andere, als beispielsweise bei der Flüchtlingswelle im Jahr 2015. Flüchtlinge aus der Ukraine benötigen nur einen Pass zur Einreise. Sie bekommen ein Touristen-Visum und können 90 Tage lang bleiben. Wegen der aktuellen Situation in Ihrem Heimatland kann dieser Aufenthalt zunächst für maximal weitere 90 Tage verlängert werden. Dazu müssen Sie sich an die Ausländerbehörde wenden, in deren Bezirk Sie Ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben, heißt es beispielsweise im Merkblatt des Landes Niedersachsen, wo Innenminister Boris Pistorius* (SPD) aber eine andere Lösung vorschwebt.

Blick über Hamburgs Grenzen hinaus: So ist die Situation in Niedersachsen und Bremen

Er will, dass für die Geflüchteten in Kürze eine Regelung angewendet wird, die 2001 als Reaktion auf den Balkankrieg eingeführt wurde. Demnach könnten Ukrainer zunächst ohne ein Asylverfahren bleiben und sofort arbeiten. Die Absprachen laufen mit dem Bund. Ob es in der aktuellen Situation für die Ukraine-Flüchtlinge sinnvoll ist, gleich einen Asylantrag zu stellen oder die 90 Tage auszuschöpfen, ist bislang unklar.

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Anders sieht es in Bremen aus. Laut Sozialsenatorin Anja Stahmann, (Grüne) seien die Aufnahmeeinrichtungen des Landes und der Stadt zu über 90 Prozent ausgelastet. Daher wird privater Wohnraum für Flüchtlinge gesucht. Die Vermittlung von Wohnungen läuft in Bremen über die AWO. Übernachtungsplätze können über das Portal Elinor.network abgewickelt werden. Der Anbieter ist deutschlandweit aktiv. Direkt zu erreichen ist er unter unterkunft-ukraine.de

Wie kann ich ukrainische Flüchtlinge privat aufnehmen?

Das Internet bietet ein Füllhorn an Möglichkeiten. Beim Ferienwohnungsportal „Airbnb*“ kann man nun auch Wohnungen für Flüchtlinge anbieten. Bis zu 100.000 Menschen aus der Ukraine sollen zumindest vorübergehend kostenlos eine Unterkunft vermittelt bekommen, heißt es. Freiwillige können ihre Wohnung kostenlos inserieren. „Airbnb“ prüft dann die Gäste, ob sie für die Buchung berechtigt sind. Laut Unternehmensmitteilung werden die Kosten vom Unternehmen, Spender und Wohnungsbesitzer übernommen.

Ein geflüchtetes Mädchen aus der Ukraine am Bahnhof von Przemysl in Polen
Ein geflüchtetes Mädchen aus der Ukraine am Bahnhof von Przemysl in Polen. © Ondrej Deml/imago

Wohnungen können auch auf kommunaler Ebene angeboten werden. Im Rathaus kann dem Vermieter einer Wohnung zumeist bereits weitergeholfen werden. Auch wissen sie, welche Netzwerke vor Ort tätig sind und ob es darüber hinaus auch noch Annahmestellen für Sachspenden gibt. In Hamburg können Bürgerinnen und Bürger wegen des Ukraine-Kriegs so durch ihre Spenden helfen*. Doch Sachspenden sind in Hamburg nicht überall erwünscht.

Für Hamburgerinnen und Hamburger, die sich für Geflüchtete engagieren möchten, gibt es in Hamburg zwei zentrale Ansprechpartner: Zum einen Fördern und Wohnen und die Koordination des freiwilligen Engagements der Stadt Hamburg. Weitere Informationen zur derzeitigen Lage und den Möglichkeiten der Unterstützung werden laufend aktualisiert und sind im Internet unter www.hamburg.de/ukraine abrufbar. Auch die Wohnbrücke Hamburg bietet auf ihren Seiten einen genauen Überblick, wie Flüchtlinge in Hamburg in Wohnungen untergebracht werden können.

„Überbrückungsleistungen“ für Flüchtlinge aus der Ukraine

Zu beachten ist: Während des visumfreien Aufenthalts in den ersten drei Monaten in Deutschland besteht für hilfsbedürftige Personen kein Anspruch auf normale Sozialleistungen. Es besteht aber stattdessen für hilfsbedürftige Personen Anspruch auf sogenannte „Überbrückungsleistungen“ beim Sozialamt. Die Überbrückungsleistungen werden normalerweise für einen Monat gezahlt und umfassen in der Regel Essen, Kleidung, Kosten der Unterkunft, medizinische Versorgung bei akuten Erkrankungen und Schmerzzuständen sowie Hilfe bei Schwangerschaft.

In den kommenden Wochen wird mit einer deutlich höheren Zahl an Flüchtlingen gerechnet. Um ausreichend Unterkünfte anbieten zu können, haben die Landesregierungen von Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein angekündigt, entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Alle Bundesländer betonen, dass ukrainischen Staatsangehörigen ausnahmslos Schutz geboten werde. (mit Material der dpa) * 24hamburg.de und  kreiszeitung.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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