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Hamburger vom Streik im HVV genervt: „Hatte gehofft, dass die U-Bahn trotzdem fährt“

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Von: Lia Stoike

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Der HVV Streik legt in Hamburg den öffentlichen Nahverkehr lahm. Leidtragende sind vor allem Arbeitnehmer, die kein Homeoffice machen können.

Hamburg – Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) streikt: Hunderte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gingen am heutigen Mittwoch bereits seit 3 Uhr morgens für bessere Löhne auf die Straße. Das nervt vor allem Arbeitnehmer, die kein Homeoffice machen können und am Vormittag im Regen zu ihrer Arbeitsstelle fahren mussten. Erst nach 24 Stunden ist der Streik vorbei.

Name:Hamburger Verkehrsverbund (HVV)
Gründung:29. November 1965
Anzahl Mitarbeiter:mehr als 6.000
Anzahl der Fahrgäste:ca. 1,2 Millionen Fahrgäste/Tag

HVV Streik sorgt für Ratlosigkeit und Ärger: Hamburger müssen teilweise 30 Minuten zur S-Bahn laufen

Es ist Mittwoch, der 1. Februar 2023, 8:30 Uhr: Auf dem um diese Zeit sonst sehr belebten Bahnsteig der U-Bahn „Christuskirche“ in Eimsbüttel herrscht Totenstille: keine quietschenden Bremsen der U-Bahn, keine Stimmen aussteigender Fahrgäste, kein hektisches Klackern von Schuhen. Nur eines ist zu hören: das Plätschern des Regens, der auf das Vordach der Haltestelle fällt. Eine Person hat sich heute trotz vorheriger Ankündigung des HVV Streiks auf den Bahnsteig verirrt.

Warum streikt der HVV?

Der Warnstreik erfolgt im Zuge der aktuellen Tarifverhandlungen der Hamburger Hochbahn. Die Gewerkschaft Verdi fordert für die 6000 Beschäftigten monatlich 600 Euro mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten – dies wäre eine durchschnittliche Erhöhung von 17 Prozent. Zusätzlich soll Auszubildenden monatlich 258 Euro mehr Lohn und ein Profiticket für den öffentlichen Nahverkehr zustehen.

„Ich wusste, dass heute der Streik ist, aber ich hatte gehofft, dass die U-Bahn trotzdem fährt“, sagt Elvis (30). Seine schwarzen Haare und Klamotten sind nass vom Regen. Er spricht nur englisch, hatte die Informationen, welche Linien ausfallen, nicht genau verstanden. „Jetzt muss ich zum Büro laufen.“ Dies liegt im Stadt-Zentrum, in der Nähe vom Hauptbahnhof. Er sieht es optimistisch: „Ich habe 40 Minuten Zeit, vielleicht kann ich es schaffen.“

Auf den Gleisen der U-Bahn Stationen herrscht wegen des HVV-Streiks Totentanz.
Auf den Gleisen der U-Bahn Stationen herrscht aufgrund des HVV-Streiks Totentanz. © Lia Stoike

Wegen HVV-Streik? Überraschend wenig Radverkehr am Isebekkanal Eimsbüttel

Auf den Straßen rund um die Haltestelle Christuskirche herrscht ein wider Erwarten normales Bild: Das befürchtete Verkehrschaos bleibt aus, der Verkehr fließt. Auch die Polizei erklärte schon am frühen Morgen, dass sie keine Veränderungen im Straßenverkehr bemerke. Anbieter wie Moia oder auch Hansa-Taxi bereiteten sich bereits im Vorwege auf einen großen Ansturm vor.

Mit 190 Moia-Fahrzeugen im Einsatz: Privatunternehmen für HVV-Streik gewappnet

„Wir planen in den Stoßzeiten, zum Beispiel um 17:00 Uhr, mit 190 Fahrzeugen in Hamburg auf den Straßen unterwegs zu sein“, sagt Moia-Sprecherin Jennifer Langfeld 24hamburg.de. Hansa-Taxi teilte gegenüber unserem Medienhaus mit, dass 30 Prozent mehr Taxen im Einsatz wären. Auffällig ist aber: Auf dem zwischen 8:00 und 9:00 Uhr sonst dicht befahrenen Radweg am Isebekkanal sind nur vereinzelt Radfahrer unterwegs. Ob das unmittelbar mit dem HVV-Streik zu tun hat oder mit dem schlechten Wetter, bleibt offen.

Elvis macht sich mit schnellen Schritten auf den Weg Richtung Stadtmitte. Ganz so positiv eingestellt wie er sind nicht alle, die sich heute trotz HVV-Streik auf den Weg zur Arbeit begeben mussten. Der 60-jährige Detlef steht in dunkler Jacke und mit Dreitagebart an der S-Bahn-Haltestelle „Sternschanze“.

Nur wenige Radfahrer sind zwischen 8 und 9 Uhr auf dem sonst zu dieser Zeit viel befahreren Fahrradweg unterwegs. Ob das am HVV Streik oder am schlechten Wetter liegt?
Nur wenige sind zwischen 8 und 9 Uhr auf dem sonst zu dieser Zeit stark befahrenen Fahrradweg am Isebekkanal Eimsbüttel unterwegs. Liegt das am Homeoffice wegen des HVV Streiks oder am schlechten Wetter? © Lia Stoike

30 Minuten Spaziergang im strömenden Regen: HVV Streik trifft besonders Arbeitnehmer

Auch er hat die volle Breitseite des Unwetters abbekommen. „Ich muss nach Hammerbrook“, sagt er. „Spazierengehen im Regen“, musste er, wie viele andere Hamburger, die heute zu Fuß zur S-Bahn gelaufen sind. Ganze 30 Minuten brauchte er von seiner Wohnung zur Haltestelle.

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Einen Tag geht das. Wenn der Streik länger dauert, habe ich dafür kein Verständnis.

Detlef aus Hamburg, 60 Jahre

Verständnis hat er für den Streik allerdings bedingt: „Einen Tag geht das. Wenn der Streik länger dauert, habe ich kein Verständnis.“ Jörgens (50) schwarzer Mundschutz und seine braunen Haare sind komplett durchnässt. „Ich gehe eigentlich immer zur U2“, sagt er. Auch er musste einen längeren Spaziergang in Kauf nehmen, um zu seiner Arbeitsstelle nach Hamburg zu kommen. Begeistert ist er nicht, trägt die nasse Kleidung aber mit Fassung: „Es ist halb so schlimm.“

Anna möchte ebenfalls zur Arbeit nach Hammerbrook. Nass geworden ist sie nicht, da die 39-Jährige nur knapp 10 Minuten zur Haltestelle braucht, findet es aber nicht verwunderlich, dass die HVV-Angestellten heute streiken: „Alle wollen ja mehr Geld.“ Schließlich werde ja auch alles teurer. „Ich bin mir aber unsicher, ob die überhaupt ein Argument zum Streiken haben.“ Ihrer Meinung nach haben die HVV-Mitarbeiter durch die Corona-Pandemie nicht so viel auszustehen gehabt, wie andere Berufsstände.

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