HVV: S-Bahnen könnten bald ganz anders fahren – „Bahnhof schon jetzt überfordert“
Die Strecken der S-Bahn Hamburg im HVV sind jetzt schon überlastet. SPD und Grüne wollen die Linien nun besser organisieren. Diese könnten schon bald ganz anders fahren als gewohnt.
Hamburg – Seit mehr als 50 Jahren existiert der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) und organisiert den Nahverkehr in der Hansestadt und Teilen Schleswig-Holsteins und Niedersachsens. Eine lange Zeit, da ist es nicht verwunderlich, dass nun alles auf den Prüfstand gestellt werden soll. Denn in den kommenden Jahren stehen mit dem Bau der S4 nach Bad Oldesloe und der Verlängerung der S21 bis nach Kaltenkirchen die größte Veränderung der letzten 40 Jahren an, wie es im Fachportal nahverkehrhamburg.de heißt. Alleine von der S4 sollen rund 250.000 Menschen profitieren, schreibt die Bahn-Tochter auf ihrer Website. Grüne und SPD wollen jetzt die gesamte Linienführung des Netzes im HVV überprüfen lassen. Ein entsprechender Antrag ist bereits gestellt.
Name: | Hamburger Verkehrsverbund (HVV) |
Gründung: | 29. November 1965 |
Anzahl Linien (Auswahl): | rund 600 Bus-, 8 Fähr-, 6 S-Bahn-, 4 U-Bahn-Linien |
Anzahl Stationen: | etwa 10.000 (inkl. Bus) |
HVV: Linienführung der S-Bahn soll auf Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, mehr Kapazitäten optimiert werden
Sechs S-Bahn Hamburg-Linien bringen aktuell Fahrgäste vom einem Ort im Tarifgebiet des HVV zum nächsten, drei davon (S1, S21, S3) gelten als Haupt-, die drei anderen (S11, S2, S31) werden als Verstärkerlinien bezeichnet. Die S-Bahnen verkehren dabei zur Hälfte durch den City-Tunnel und über die sogenannte Verbindungsbahn über die Stationen Hamburg-Dammtor, Sternschanze und Holstenstraße geführt. Auch wenn die Linien zwischenzeitlich zum Hamburger Flughafen (S1) und nach Stade (S3) verlängert wurden, im Großen und Ganzen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten an der Linienführung der S-Bahn Hamburg im HVV nichts geändert.
SPD und Grüne wollen diese Linienführung nun im Hinblick auf die Erweiterung der S21 und dem Neubau der S4 prüfen lassen. Optimiert soll die Linienführung im HVV dabei auf Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, kürzere Reisezeiten innerhalb des HVV-Tarifgebiets und mehr Kapazitäten für engere Fahrpläne, schreibt nahverkehrhamburg.de.
HVV: S2 und S11 werden zu Ganztagslinien ausgebaut – S32 geplant

Eine Optimierung ist nötig, denn neben der S4, die Ende des Jahrzehnts rund 20.000 Pendler aufnehmen soll und der Erweiterung der S21, die bereits 2025 in Betrieb gehen soll, sollen auch die S2 und S11 in den kommenden Jahren zu Ganztagslinien ausgebaut werden. Auch die geplante Linie S32 (Osdorfer Born – Harburg-Rathaus) würde den Verkehr auf den Schienen im HVV noch einmal erhöhen. Insbesondere der Hamburger Hauptbahnhof, an dem alle Linien zusammen treffen, gilt als chronisch überlastet. Mit rund 500.000 Fahrgästen täglich liegt der Hamburger Hauptbahnhof seit Jahren an der Spitze der deutschen Bahnhöfe in dieser Kategorie. Und damit noch vor Berlin, Frankfurt/Main, München oder Köln.
HVV: Alle 150 Sekunden ein Zug in die Innenstadt
Dazu kommt das Ziel, dass alle zweieinhalb Minuten ein Zug in die Hamburger Innenstadt fahren soll. Bereits 2016 hatte der Hamburger Senat einer solchen Taktverdichtung im HVV eine „befriedigenden Betriebsqualität“ bescheinigt. Doch was auf dem Papier gut klingt, ist in laut dem Portal nahverkehrhamburg.de in der Praxis kaum umzusetzen. Neben den eh schon vollen Gleisen und den geplanten Linienverdichtungen und Neubauten im HVV, erschweren beispielsweise eingleisige Streckenabschnitte wie zwischen Wedel und Blankenese oder das Teilen der Züge zum Flughafen in Ohlsdorf die Umsetzung dieser HVV-Pläne.
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HVV: Zu viele Züge mit 3 Minuten und mehr Verspätung
94 Prozent der S-Bahn Züge im HVV weisen derzeit die vom Verband als Minimalziel herausgegebene Verspätung von maximal 3 Minuten aus und gelten damit noch als pünktlich. Die anderen S-Bahn-Züge verspäten sich also noch mehr. Damit würden sie im HVV noch als pünktlich gelten. Die maximale Verspätung von drei Minuten sei dabei allerdings auch nur ein vom Verbund ausgegebenes Minimalziel.
HVV: Kommt der neue Linienführungs-Plan Ende 2022?
Bereits am 14. April 2022 soll die Hamburger Bürgerschaft über den gemeinsamen Antrag der SPD und Grünen-Fraktion beraten, schreibt nahverkehrhamburg.de. Sollte das Anliegen der Parteien im Parlament Zustimmung finden, soll der Hamburger Senat bis Ende des Jahres über eine mögliche Neuordnung des HVV-Liniennetzes berichten. Käme es dazu, dann könnte für Reisende im HVV die gewohnte Linie in naher Zukunft ganz woanders hinfahren.
Die Reaktionen im Netz fallen gemischt aus. So recht wollen sie nicht an eine Revolution im HVV glauben: „Viel häufiger kann es nicht werden bei dem Sternprinzip, das wir in Hamburg haben. Der Hauptbahnhof ist schon jetzt hoffnungslos überfordert. Es fehlt der Außenring, um Wege abzukürzen und vor allem mehr Zuverlässigkeit“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer kritisiert: „Prüfstand schön und gut – nur ändern wird sich nicht viel… Die Möglichkeiten im Stadtkern sind begrenzt. Eine höhere Taktung erfordert mehr und zuverlässige Fahrzeuge, mehr Personal und eine zuverlässige Infrastruktur.“ Eine andere schreibt ironisch: „Ich finde es gut, dass das nach 40 Jahren endlich erkannt wurde.“ Ein anderer merkt ebenfalls mit einem Augenzwinkern an: „Nachrichten zu Infrastrukturprojekten klingen seit einiger Zeit schon stark nach DDR Verlautbarungen.“ *24hamburg.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.