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Marode S-Bahnhöfe in Hamburg – zu peinlich für ausländische Gäste

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Von: Kevin Goonewardena

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Seit Jahren ziehen sich die Bauarbeiten an den S-Bahn-Stationen im Bezirk Harburg hin. Die Politik glaubt der Bahn nicht mehr und will jetzt den Druck erhöhen. Grund sind aktuelle Anlässe.

Hamburg – Seit Jahren laufen die umfangreichen Sanierungsarbeiten der Tunnelstationen der S-Bahn Hamburg. Insgesamt zehn unterirdische Haltestellen der DB-Tochter befinden sich im Tarifgebiet des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV), sieben zwischen dem Hamburger Hauptbahnhof und Altona, die restlichen drei im Bezirk Harburg. Während Stationen wie Jungfernstieg oder Altona schon seit Jahren in frischer Optik erstrahlen, ist der Zustand der drei Harburger Stationen im HVV katastrophal.

So schlimm, dass die Technische Universität Hamburg, die in Harburg angesiedelt ist, ihre ausländischen Gäste vom Hamburger Flughafen abholen lässt, damit diese nicht mit der S-Bahn fahren und die Stationen zu Gesicht bekommen müssen. „Wir haben derzeit ein internationales Berufungsprogramm, um die besten Talente für unsere Universität zu gewinnen. Damit die Kandidatinnen und Kandidaten nicht S-Bahn fahren müssen, holen wir sie zum Teil am Flughafen ab“, sagte Ralf Grote, Leiter des Präsidialbereichs der Technischen Universität Hamburg (TUHH) in Harburg dem Hamburger Abendblatt. Die Politik will nun Antworten von der Deutschen Bahn.

Name:S-Bahn Hamburg
Verbund:Hamburger Verkehrsverbund (HVV)
Linien:6 Linien
Streckenlänge:etwa 147 Kilometer
Fahrgäste:250 Millionen pro Jahr

HVV: Bauarbeiten starteten 2017 – und sollten nach einem Jahr abgeschlossen sein

Gut sahen die Stationen Harburg, Harburg Rathaus und Heimfeld nie aus, wie das Abendblatt feststellt. Schon bei der Eröffnung Mitte der 1980er Jahre hinkten die Haltestellen hinterher, orientierten sie sich doch in ihrer Farbgebung an den in den 1970er Jahren fertig gestellten Stationen im Citytunnel. 2006 wurde die Deckenverkleidung in allen Tunnelbahnhöfen entfernt, dann schlossen Gastronomie und die Geschäfte in der Harburger Station. Statt besser, verschlimmerte sich der Zustand nur noch. 2017 begannen die Arbeiten im Hamburger Süden, ein Jahr sollten sie dauern. Nun sind fünf Jahre vergangen und für die Fahrgäste im HVV hat sich kaum etwas gebessert. Von der zuständigen Deutschen Bahn kommen keine handfesten Aussagen.

Eine Zwischenebene der S-Bahn Station Harburg Rathaus im Jahr 2022
Eine der Zwischenebenen der S-Bahn Station „Harburg Rathaus“. Die Deckenverkleidung fehlt, die Kabel liegen frei. Im nächsten Jahr sollen die Arbeiten hier weiter gehen - sagt die Bahn. © Kevin Goonewardena

HVV: Bahnhöfe Harburg, Harburg Rathaus und Heimfeld – wie geht‘s weiter?

Nun werden gleich vier Parteien der Bezirksversammlung aktiv, wie das Abendblatt schreibt. Die Rot-Grüne Koalition, die CDU und Die Linke wollen von der Bahn nicht nur Antworten, wieso sich die besagten Arbeiten an den Stationen im ÖPNV-Netz des HVV hinziehen. Sie wollen auch wissen, wann es weiter geht.

Wenn ausgerechnet die technische Universität neue Mitarbeiter lieber mit dem Auto vom Flughafen abholt, als sie mit der S-Bahn anreisen zu lassen, ist das ein Armutszeugnis für den Nahverkehr.

Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende der Bezirksversammlung Harburg, Reiner Bliefernicht

Von der Bahn, die mit ihrer einhundert-prozentigen Tochter S-Bahn Hamburg das Schnellbahnnetz im HVV betreibt, will kein Pressesprecher namentlich genannt werden. So schreibt es das Hamburger Abendblatt. Schriftlich heißt es, dass bis 2023 die Bahnsteigebenen in den Stationen Harburg und Harburg-Rathaus erneuert sein sollen. Hier fehlen beispielsweise noch Wand- und Deckenverkleidungen und neue Monitore. Die Station Heimfeld sei dann im folgenden Jahr dran, berichtet die Zeitung. Ab 2025 ginge es dann mit den Zwischenebenen und Zugangsbereichen weiter. Das wäre in drei Jahren. Alleine die S-Bahn-Station Harburg Rathaus hat insgesamt neun Treppenaufgänge und wie Harburg einen großen Tunnelbereich.

Freigelegter Beton und Baugerüste an einem Treppenabgang der Station Harburg Rathaus im Jahr 2022
Freigelegter Beton und Baugerüste an einem Treppenabgang der Station „Harburg Rathaus“. Doch auch wenn Vorbereitungen getroffen wurden, gearbeitet wird hier seit Monaten nicht mehr. © Kevin Goonewardena

HVV: Politik glaubt Bahn nicht mehr – und will, dass Stadt Druck erhöht

Den Parteien reicht das nicht: Die CDU will deswegen ihre Antworten auch nicht mehr von der Bahn, sondern der Behörde von Verkehrssenator Anjes Tjarks hören. Aktueller Anlass für die erneuten Versuche der Politiker und Politikerinnen Antworten zu erhalten, sind die erwähnten Äußerungen der Technischen Universität, denen sich auch der Wirtschaftsverband Süderelbe anschloss und der Abbau der Rolltreppe in Heimfeld. Die dortige S-Bahn-Station ist barrierefrei nur noch über einen Aufzug zu erreichen, vor dem sich oft lange Schlangen bilden.

Ich würde ja gern glauben, dass es vorangeht. Aber wenn ich mir das Schneckentempo ansehe, in dem die Bahnsteigebenen gerade saniert werden, fehlt mir die Zuversicht.

Nahverkehrsexperte Frank Wiesner (SPD)
Wandverkleidung in der S-Bahn Station Harburg Rathaus im Jahr 2022
Zwar wurde mittlerweile die Wandverkleidung an den Bahnsteigen größtenteils erneuert, doch überall fehlen noch Verkleidungselemente. Die Lücken sind nur sporadisch gesichert. © Kevin Goonewardena

Die Politiker fordern nun von der Stadt Hamburg, als Auftraggeber der Sanierungsarbeiten den Druck auf die Deutsche Bahn zu erhöhen, damit die Tunnelstationen im HVV den Reisenden bald nicht nur zeitgemäßes Design, sondern auch dementsprechenden Komfort bieten können. Sie kritisieren auch den Umstand, dass sich nicht für die Verkehrswende werben ließe, wenn keine Alternative zu dem PKW angeboten werden könne und erinnern daran, dass mit der S32 schon bald die nächste Linie im Hambuger Süden auf die Schiene gehen soll. 24hamburg.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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