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Hilfe für Obdachlose in Hamburg: Projekt hat völlig neuen Ansatz

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Von: Kevin Goonewardena

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Mit dem Housing First-Projekt startet Hamburg einen weiteren Versuch, die Obdachlosigkeit zu überwinden. Erfolgreiche Versuche gab es bereits in Berlin.

Hamburg – Bis Ende des Jahrzehnts will die Ampel-Koalition Obdachlosigkeit überwinden, hatte die neue Regierung Anfang Dezember als eines ihrer Ziele ausgegeben. Ein Schritt dazu könnte das sogenannte „Housing First“-Projekt sein. Ein auf drei Jahre angelegter Modellversuch dieses aus den USA stammenden Konzepts wird in Hamburg in Kürze starten. Das gab die Sozialbehörde von Senatorin Melanie Leonhard jetzt bekannt. Bereits im November hatte 24hamburg.de über das Vorhaben berichtet.

NameFreie und Hansestadt Hamburg
Angriffe auf Obdachlose 2020 in Hamburg206
Angriffe auf Obdachlose 2019 in Hamburg89

Housing First: Bedingungsloser Wohnraum für Menschen mit multiplen Problemen

Der Unterschied zu anderen Projekten liegt bei „Housing First“, übersetzt etwa „zuerst wohnen“, darin, dass eine Unterkunft nicht an Bedingungen geknüpft ist. Bis jetzt ist es üblich, dass obdachlose Menschen, bevor sie in eine Wohnung ziehen können, Süchte überwinden oder physische Erkrankungen behandeln lassen müssen, bevor sie eine Wohnung zugeteilt bekommen können. Das Konzept hinter „Housing First“ sieht vor, dass Obdachlose sofort und ohne Bedingungen erfüllen zu müssen, in eigene vier Wände ziehen können und mit einem ihnen zur Seite gestellten Sozialarbeiter oder einer Sozialarbeiterin weitere Schritte angehen können.

Unser Ziel ist es, damit weiteren Menschen zu ermöglichen, das Leben auf der Straße hinter sich zu lassen 

Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard in einer Mitteilung ihrer Behörde

Das berichtet der NDR. 30 Wohnungen, so der Sender weiter, sollen für das Modellprojekt zur Verfügung gestellt werden. 880.000 Euro an finanziellen Mitteln stehen für den Zeitraum von drei Jahren insgesamt für das Projekt in Hamburg zur Verfügung.

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Housing First: Erfolgreichen Modellversuch auch in Berlin

Das Projekt richtet sich ganz konkret an die Obdachlosen, die aufgrund von multipler Schwierigkeiten für die normalen Wohnungsangebote für obdachlose Menschen nicht zu erreichen sind. Diese sollen sich, „sich erholen können, gesund werden und in eine Situation gelangen, in der sie Unterstützungsleistungen annehmen können“, heißt es in der Mitteilung weiter. In Berlin wurde das „House First“-Konzept bereits erfolgreich getestet. Die Idee entstand in den 1990er Jahren in den USA, wo es bis heute in vielen Städten „Housing First“-Projekte gibt.

Obdachlosigkeit Hamburg: Leben auf der Straße gefährlich - 29 Obdachlose starben in 2021

Ein Obdachloser liegt vor einem Hotel in Hamburg-St.-Georg.
Ein Obdachloser in der Hamburger Innenstadt. © Hanno Bode / Imago

Wie gefährlich das Leben auf der Straße ist, zeigt sich auch immer wieder in Hamburg durch Todesfälle. Während der Senat das sogenannte Winternotprogramm der Stadt in diesem Jahr mit einem Rekord-Etat ausgestattet hatte, um den eiskalten Temperaturen etwas entgegensetzen zu können, kämpfen die Obdachlosen nicht nur mit den Witterungsbedingungen. Immer wieder schockieren Fälle, bei denen schlafende Obdachlose angezündet wurden, auch in Hamburg die Öffentlichkeit. Die Zahlen, die Gewalttaten gegenüber Obdachlosen abbilden, nehmen dabei laut BKA seit Jahren kontinuierlich zu (siehe auch Tabelle am Anfang des Artikels).

Wie das Straßenmagazin Hinz&Kunzt berichtet, sind alleine 2021 insgesamt 29 obdachlose Menschen aus verschiedenen Gründen den Straßen der Hansestadt gestorben. Immer wieder fallen obdachlose Mitbürger dabei auch Rechtsextremisten zum Opfer. Während das BKA seit 1990 acht durch Nazis getötete Obdachlose bundesweit zählt, kommt die Amadeu Antonio Stiftung 26 getötete Obdachlose durch Rechtsextreme im gleichen Zeitraum. Das berichtet das Hamburger Abendblatt. *24hamburg.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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