Hartz IV: Kinderfreizeitbonus - gehen einige Kinder leer aus?
100 Euro extra: Mit dem Freizeitbonus will die Regierung Hartz-IV-Kindern einen Ausgleich für die Corona-Krise bieten. Doch offenbar profitieren nicht alle.
Berlin – Der Corona-Freizeitbonus sorgt für Ärger: Bei der Verteilung des Zuschlags durch das Jobcenter gehen anscheinend einige Kinder aus Hartz-IV-Haushalten leer aus. In sozialen Foren äußern deswegen immer mehr ALG-II-Bezieher ihren Unmut über vermeintlich falsche Versprechungen der Bundesregierung. „Der Bonus ist ein Witz“, schreibt ein User dem Nachrichtenportal 24hamburg.de. Er sei alleinerziehend, aber ein Anspruch auf die einmalige Sonderzahlung sei ihm verwehrt worden. „Das ist eine absolute Frechheit.“
Finanzielle Hilfe für Arbeitslose: | Arbeitslosengeld II (genannt Hartz 4) |
Eingeführt: | 1. Januar 2005 |
Grundlage für ALG II: | Zweites Buch der Sozialgesetzgebung |
Unmut statt Freude: Eigentlich soll der Kinderfreizeitbonus insgesamt 2,7 Millionen Kindern in Hartz-IV-Familien eine nette Abwechslung im Alltag bescheren. Im August erhielten die Leistungsempfänger in der Regel eine einmalige Sonderzahlung von 100 Euro zum üblichen Regelsatz ausgezahlt. Ob für einen Besuch im Schwimmbad, Freizeitpark oder im Kino – gedacht ist das Geld zum Ausgeben. „Und zwar nach Lust und Laune“, wie Familienministerin Christine Lambrecht betont hatte. Weder Nachweise noch Kontrollen sind mit der Überweisung verbunden.
Hartz IV: Kinderfreizeitbonus sorgt für Ärger – nicht alle bekommen Geld extra vom Jobcenter
Die Bundesregierung reagierte damit auf die Folgen der Corona-Krise und den monatelangen Lockdown. Eindringlich hatten Kinderärzte, Psychiater und Sozialverbände vor den Auswirkungen gewarnt. Insbesondere Kinder, die in Armut und in beengten Verhältnissen aufwachsen würden, litten unter dem Wegfall vieler sozialer Strukturen, hieß es. Im Rahmen des Teilhabe- und Bildungspakets, über das auch Sonderansprüche bei Nachhilfeunterricht geregelt werden, stellte die Große Koalition schließlich den Corona-Ausgleich zur Verfügung.

Doch offenbar fallen dennoch einige Kinder durch das Raster. Zumindest ist der wütende Kommentar, der 24hamburg.de erreichte, kein Einzelfall. In Hartz-IV-Foren berichten viele User von ähnlichen Schicksalen. So klagt auch ein Vater aus Leipzig, dass seine 16-jährige Tochter den Freizeitbonus erhält, während sein zwölfjähriger Sohn jedoch nichts bekommt.
Hartz IV: Kinderzuschlag oder Corona-Bonus? Wer profitiert von dem Auszahlungstermin?
Zwar leben sie zusammen unter einem Dach in einer Bedarfsgemeinschaft, wie das Portal „gegen Hartz“ berichtet. Während das Mädchen ergänzende Hartz-Leistungen bezieht, wird der Regelbedarf bei dem Sohn aber über das Kindergeld und einen Unterhaltsvorschuss geregelt – weshalb er nicht im Leistungsbezug ist und daher auch keinen Anspruch auf das Bonus-Geld habe, heißt es. Warum er weniger von den Lockdown-Maßnahmen betroffen sein soll, sei ihm allerdings unerklärbar, klagt der Vater.
Die Debatte über das Auskommen von Hartz-IV-Empfängern erhält dadurch weiter neue Nahrung. Gewerkschaften und Sozialpolitiker kritisieren seit Langem die in der Corona-Krise gängig gewordene Praxis der Einmalzahlungen. Statt ständig neue Boni für die Beschaffung von FFP-2-Masken oder die Freizeitbetreuung von Kindern zu spendieren, sollte grundsätzlich der Regelsatz für ALG-II-Empfänger erhöht werden, heißt es in vielen gemeinsamen Aufrufen. Doch vor der Wahl stoßen sie bei den politisch Verantwortlichen seit Monaten auf wenig Gehör. Vielen Hartz-Empfängern bleibt da nur eines: sich zum Teil weiter ärgern. * 24hamburg.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.