Raus aus den Ekel-Ecken: Hamburgs Tauben sollen umziehen
Tauben gehören in der Hansestadt Hamburg zum Stadtbild – aber auch ihre Hinterlassenschaften. Wie man die Stadt vom Taubendreck befreien will.
Hamburg – Es gurrt und flattert in Hamburg. In Bahnhöfen, auf öffentlichen Plätzen und in Bürogebäuden – die grauen Stadttauben sind überall. Manche Orte sind durch die Vögel schon dermaßen verdreckt, dass sie von den menschlichen Stadtbewohnern nur im Laufschritt durchquert oder ganz gemieden werden.
Name: | Stadttaube oder Straßentaube |
Größe: | 29 bis 35 Zentimeter |
Gefiederfarbe: | grau |
Brutverhalten: | brütet merhmals im Jahr |
Brutdauer: | ca. 16 Tage |
Überall liegen Taubendreck und Federn, auch tote Vögel findet man in diesen Ekel-Ecken. Und die Population der Tauben in Hamburg wächst weiter. Um die Situation in den Griff zu bekommen, sollen nach Plänen der Politik mehr artgerechte Behausungen für die Tiere entstehen.
Stadttauben in Hamburg: Umsiedelung in Taubenschläge soll Bestände regulieren
Darüber sind sich alle einig: Es gibt in Hamburg zu viele Stadttauben. Genau Zahlen hat die Stadt bisher nicht erhoben, Schätzungen gehen von einer Zahl zwischen 10.000 und 25.000 Tieren aus. Und es werden jährlich mehr, denn eine weibliche Taube legt im Durchschnitt zwei bis vier Mal im Jahr jeweils zwei Eier. Wie der NABU auf seiner Internetseite informiert, sind zu viele Tiere auf zu engem Raum auch für die Tauben selbst schädlich, es treten häufiger Krankheiten und Parasiten auf.

Der NABU rät daher, Stadttauben in gezielt eingerichteten und betreuten Taubenschlägen anzusiedeln und dort direkt zu kontrollieren. Diesem Ansatz steht auch der Hamburger Senat offen gegenüber, wie man der Antwort auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Sandro Kappe vom Januar 2023 zum Thema „Taubenhäuser“ an den Senat entnehmen kann.
„Die Errichtung von Taubenschlägen führt dazu, dass ein Taubenbestand in einem Schlag gebunden wird, hier artgerechtes Futter erhält, gesundheitlich überwacht und Eier gegen Attrappen ausgetauscht werden“, heißt es dort.
Stadttauben in Hamburg: Stadt plant Taubenschlag in Barmbek
Während Hamburgs Alsterschwäne bereits ein eigens Haus bekommen haben, um sie vor Kälte zu schützen, wurden die Stadttauben bisher eher stiefmütterlich behandelt. Doch das soll sich nun ändern: An einem der identifizierten „Tauben-Hotspots“ in Hamburg soll in diesem Jahr ein Taubenschlag entstehen. 50.000 Euro hat die Bezirksversammlung Hamburg-Nord bereitgestellt, um in einem Pilotprojekt am Bahnhof Barmbek eine artgerechte Behausung für die Vögel zu errichten.
Für die Betreuung des Taubenschlags sind weitere 18.000 Euro eingeplant. Durch die Umsiedelung sollen die Tiere von ihren bisherigen Nistplätzen ferngehalten werden. Denn wenn ein Taubenschwarm heimisch geworden ist, bewegt er sich nicht mehr weit von seinem neuen Standort weg.
Auch die Bestände können gezielt reguliert werden. Neben Barmbek gibt es noch zahlreiche weitere Orte in Hamburg, an denen Handlungsbedarf besteht. Die CDU-Bürgerschaftsabgeordneten fordern daher mehr Tempo bei der Lösung des Taubenproblems.
Stadttauben in Hamburg: Weitere Hotspots in Hamburg-Mitte, Altona und Wandsbek
Wie der Senat im Rahmen der Anfrage des CDU-Abgeordneten Kappe im Januar 2023 mitteilt, gibt es zahlreiche „Tauben-Hotspots“ in Hamburg. Dazu gehören im Bezirk Mitte zum Beispiel die Südseite des Hauptbahnhofs und die Stralsunder Straße/Ecke Steindamm. In Altona werden die Bereiche Bahnhof Sternschanze, Bahnhof Holstenstraße, Bahnhof Altona, Bahnhof Othmarschen, Neue Große Bergstraße, Ottenser Hauptstraße, Spritzenplatz und Bahrenfelder Straße besonders stark von Tauben bevölkert.
Auch der Bezirk Wandsbek hat ein großes Taubenproblem. Hotspots hier: Bramfelder Markt, S-Bahnhof Poppenbüttel, U-Bahn Farmsen, S-Bahn Hasselbrook (Brücke Hirschgraben/Ritterstraße/Peterskamp) sowie Höltigbaumbrücke über der Straße „Bei den Boltwiesen“.
Der CDU-Abgeordnete Kappe, der sich jüngst auch um die steigende Zahl der Vierbeiner in Hamburg Sorgen machte, setzt sich nun für weitere Taubenschläge ein. Gemeinsam beantragten die CDU-Bürgerschaftsabgeordneten am 12. April 2023 im Hamburger Senat, Taubenschläge in allen Bezirken zu etablieren und dadurch die Taubenpopulation zu reduzieren.
Stadttauben in Hamburg: Fütterungsverbote und Tötungen keine Lösung
Auf der Suche nach Futter spazieren die Tauben überall in der Stadt umher – besonders dort, wo etwas für sie abfallen könnte. So ist es nicht verwunderlich, dass zum Beispiel in der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofes nicht nur Menschen unterwegs sind. Gierig stürzen sich die hungrigen Vögel auf herabfallende Brocken – was kürzlich einen Mann dazu veranlasste, eine Taube durch den Hauptbahnhof zu werfen, weil sie einen Teil seines zu Boden gefallenen Döners futtern wollte.
Aber Fütterungsverbote, Abwehrvorrichtungen oder die Tötungen der Tiere seien keine akkuraten Mittel, um die Taubenpopulation zu kontrollieren, und liefen den Vorgaben des Tierschutzes zuwider, heißt es im Antrag der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten.
Vielmehr sollte versucht werden, ein geeignetes Verhältnis von Futterangebot, Anzahl der Nistplätze und der Größe der Taubenpopulation zu etablieren. Dafür solle der Senat allen Bezirken Mittel für die Umsetzung eines Taubenschlages zur Verfügung gestellt werden.