Hamburger Hauptbahnhof auf Platz eins der meisten Gewaltdelikte an deutschen Bahnhöfen
Die Kriminalität an den deutschen Bahnhöfen ist hoch. In einem Ranking befindet sich Hamburg bei den Gewaltdelikten ganz oben. Doch auch kleinere Bahnhöfe haben mit Strafdelikten zu kämpfen.
Hamburg/Berlin – Die Kriminalität an Bahnhöfen ist ein aktuelles Thema. Das bekommen auch Passagiere in Hamburg oder auch in Bremen zu spüren. Im Januar 2023 eskalierte ein Streit an einem U-Bahnhof, bei dem ein Mann zu einer Axt und zu einem Messer griff. Im Netz tauschen sich User über ihre negativen Erfahrungen am Bremer Hauptbahnhof aus. Die Lage ist brisant. Aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD geht nun hervor, dass Hamburg nicht nur der am stärksten frequentierte Bahnhof ist, sondern auch bei den Gewaltdelikten ganz oben liegt.
Hamburger Hauptbahnhof hat die meisten Gewaltdelikte – Kleinere Bahnhöfe folgen
Insgesamt stellte die Bundespolizei im vergangenen Jahr mehr als 23.000 Gewaltdelikte an deutschen Bahnhöfen und in Zügen fest. Spitzenreiter bei der Anzahl von Gewaltdelikten ist Hamburg. Der Hauptbahnhof von Hannover landete auf Platz zwei, gefolgt von Nürnberg. Bei den Waffendelikten belegte Hannover Platz drei. Die meisten Eigentumsdelikte und Sexualstraftaten stellte die Bundespolizei eigenen Angaben zufolge am Kölner Hauptbahnhof fest.

Der bundesweit am stärksten frequentierte Bahnhof ist nach Auskunft der Deutschen Bahn (DB) der Hamburger Hauptbahnhof mit durchschnittlich rund 537.000 Reisenden und Besuchern pro Tag. Gefolgt von den Hauptbahnhöfen Frankfurt am Main und München. Der Berliner Hauptbahnhof belegt mit rund 329.000 Menschen pro Tag Rang vier. Am Kölner Hauptbahnhof werden täglich rund 318.000 Fahrgäste und Besucher gezählt. Hannover belegt Platz sieben, Düsseldorf mit rund 246.000 Menschen pro Tag Platz zehn. Doch die Größe der Bahnhöfe ist nicht linear zu der Kriminalitätsbelastung. Diese war im Jahr 2022 auch an einigen deutschen Bahnhöfen hoch, die nicht zu den Stationen mit den meisten Reisenden und Besuchern zählen.
Hohe Kriminalität an deutschen Bahnhöfen: Große Probleme in kleinen Städten
Der Nürnberger Hauptbahnhof gehörte vergangenes Jahr zu den drei Bahnhöfen, an denen die Bundespolizei die meisten Sexualdelikte, Gewaltverbrechen und Eigentumsdelikte erfasst hat. Am Hauptbahnhof in Dortmund wurden im gleichen Zeitraum mehr Waffendelikte und Straftaten im Zusammenhang mit Drogen registriert als an jedem anderen deutschen Fernbahnhof. Auch der Düsseldorfer Hauptbahnhof zählt laut Bundesregierung bei diesen zwei Deliktgruppen zu den am stärksten belasteten Bahnhöfen.
Wie die Bundesregierung in ihrer Antwort, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, weiter mitteilte, wurden 529 Polizistinnen und Polizisten der Bundespolizei im vergangenen Jahr an Bahnhöfen und in Zügen verletzt, davon waren 68 Beamte dienstunfähig. Die Angaben zur Kriminalität an Bahnhöfen entstammen der polizeilichen Eingangsstatistik der Bundespolizei. Daher weichen sie von den Daten der polizeilichen Kriminalstatistik ab, bei der die Erhebung nach Abschluss der Ermittlungen durch die Polizei erfolgt.
Einfluss auf die Zahl der festgestellten Delikte hat zudem die Kontrolldichte am jeweiligen Bahnhof. Ein Vergleich der Daten mit dem Vorjahr ist wenig aussagekräftig, da die Corona-Schutzmaßnahmen 2021 noch erheblichen Einfluss auf die Mobilität hatten – und damit auch auf die Zahl der Menschen im öffentlichen Raum. Die Straftaten am Hamburger Hauptbahnhof haben im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren zugenommen.
„Sinkende Hemmschwelle für Gewalt“ – Bahnhöfe trotzdem sicherer öffentlicher Raum
Eine Bahnsprecherin sagte, dass neben den Bundespolizisten auch rund 4300 Sicherheitskräfte der DB für die Sicherheit von Fahrgästen, Besuchern und Mitarbeitern sorgen. „Neben dem Sicherheitspersonal stellt die Videoüberwachung eine weitere Säule des Sicherheitskonzepts der Bahn dar“, fügte sie hinzu. Die Zahl der Kameras werde von derzeit rund 9000 Kameras bis Ende 2024 auf etwa 11 000 Videokameras erhöht. Die Sprecherin betonte: „Nur die Bundespolizei hat Zugriff auf gespeicherte Bilder.“
Insgesamt sei zwar eine „kontinuierlich sinkende Hemmschwelle für Gewalt in der Gesellschaft“ zu beobachten. Trotzdem seien die Bahnhöfe, an denen rund 21 Millionen Menschen pro Tag zusammenkämen, insgesamt sicherer als der restliche öffentliche Raum. In der Bundesregierung läuft derzeit die Abstimmung für eine Reform des Bundespolizeigesetzes. Ein kontroverser Punkt dabei ist die Frage, welche Räume die Polizei an den Bahnhöfen nutzen kann. (vk/dpa)