Rätsel um tote Eichhörnchen am Park: Ist Rattengift Schuld? Das sagen Behörden

Ein Hamburger, der in der Nähe eines Parks wohnt, findet hier immer häufiger tote Eichhörnchen. Als Ursache vermutet er ausgelegtes Rattengift. Behörden beziehen Stellung.
Hamburg – Sie weisen keine äußeren Verletzungen auf, liegen aber dennoch tot am Rand eines Hamburger Parks: Immer häufiger findet ein Anwohner auf mysteriöse Weise gestorbene Eichhörnchen, die dort in den Bäumen wohnen. Gleichzeitig stehen um den Park herum Boxen mit Rattengift. Behörden beziehen Stellung.
Tier: | Eichhörnchen |
Geschwindigkeit: | Grauhörnchen: 32 km/h |
Familie: | Hörnchen (Sciuridae) |
Wissenschaftlicher Name: | Sciurus |
Rätsel um tote Eichhörnchen am Park – Facebook-Nutzer diskutieren: Ist Rattengift Schuld?
„In letzter Zeit finden wir vermehrt tote Hörnchen“, schreibt ein Hamburger in eine Facebook-Gruppe. Er wohne am Rande eines Parks. Er sehe oft „ziemlich viele Eichhörnchen“ vor seinem Fenster, die dort in den Bäumen leben. Die toten Tiere weisen allerdings alle keine äußeren Verletzungen auf, schildert er weiter. Zeitgleich stehen überall Boxen mit Rattengift am Park. „Meine Vermutung ist, dass die Eichhörnchen an die Boxen gehen.“ Gesehen habe es der Hamburger aber nicht. Das lässt Fragen offen.
Süß und tödlich: Neue Version Rattengift Ursache für verstorbene Eichhörnchen?
„Müssen die Boxen nicht sicher sein, sodass andere Tiere nicht daran können?“, fragt er sich. „Und gibt es jene Möglichkeit, die Hörnchen da wegzuhalten?“ In den Kommentaren unter dem Post wird heiß diskutiert. „Es gibt eine neue Version Rattengift. Riecht und schmeckt süßlich und wirkt relativ schnell tödlich“, meint eine Facebook-Nutzerin. Sie merkt an, dass hier auch andere Tiere rangehen würden.
Eine Hamburgerin schildert: „Oft ziehen die Ratten es ein Stück raus, so dass die Eichhörnchen ran können.“ In einem weiteren Kommentar heißt es: „Da würde ich mal das Ordnungsamt und das Veterinäramt fragen.“ 24hamburg.de ist dem nachgegangen. „Rattengift wird normalerweise in Köderboxen ausgebracht, die nicht für andere Tiere zugängig sind“, sagt Alexander Fricke, Pressesprecher des Bezirksamts Hamburg-Nord.
Bezirksamt Hamburg-Nord stellt klar: Gründe für tote Eichhörnchen vielfältig
Häufig werden bei vermehrten Totfunden zunächst Vergiftungen vermutet, die aber letztendlich nicht bestätigt werden. Tauchen vermehrt tote Eichhörnchen auf, könne es sich auch um Parasiten, Infektionen oder Unfälle durch Revierkämpfe der Tiere handeln. Ein Infektionsrisiko für den Menschen bestehe nicht, wenn normale Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Es gebe die Möglichkeit, den gefundenen Tierkörper nach Absprache beim jeweils örtlich zuständigen Veterinäramt abzugeben.
Hamburger Nabu klärt auf: Ratten loswerden ohne Gift
Ratten breiten sich immer dort aus, wo sie genug zu fressen finden, stellt Nabu-Sprecher Jonas Voß klar. Wie wir Menschen mit unseren Lebensmitteln sowie deren Resten umgehen, hat einen direkten Einfluss auf die Population. Die achtlose Entsorgung von Lebensmittel über die Spüle oder die Toilette führt etwa dazu, dass Ratten in der Kanalisation viel Nahrung finden. Da Ratten in der Stadt sehr wenig bis keine natürlichen Feinde haben und zudem über das Leben in der unterirdischen Kanalisation vor Fressfeinden geschützt sind, kann es am Ende nur über einen achtsamen Umgang mit unseren entsorgten Lebensmitteln funktionieren, die Rattenpopulation – ohne Einsatz von Gift, das auch andere Tiere gefährden kann – so klein wie möglich zu halten.
Hier könne dann die Todesursache ermittelt werden. Das empfehle sich insbesondere dann, wenn besonders viele tote Tiere gefunden werden. Zudem gebe es einen Eichhörnchen-Notruf (service@eichhoernchen-notruf.com) wenden, der bundesweit tätig ist und bei vermehrten Totfunden eine Einordnung vornehmen kann. Einen weiteren Hinweis gibt der Hamburger Naturschutzbund (Nabu).
Ferndiagnose reicht nicht aus: Kadaver eines toten Eichhörnchens müsste untersucht werden
„Falls es einen Zusammenhang mit dem Rattengift geben sollte, hilft unterm Strich am Ende nur eins: Es muss dafür gesorgt werden, dass Ratten sich in der Stadt nicht mehr so stark verbreiten können – und zwar ohne Gift“, sagt Nabu-Sprecher Jonas Voß. Auch er stellt klar: Per Ferndiagnose kann kein kausaler Zusammenhang zwischen Rattengift und Totfund hergestellt werden. Bei tot aufgefundenen Tieren wird häufig der Hamburger Tierschutzverein (HTV) zurate gezogen. HTV-Sprecherin, Dagmar Lüdke-Bonnet, sagt: „Niemand von uns hat Kenntnis über vergiftete Eichhörnchen. Wir können die Meldung also nicht bestätigen.“