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Hamburger rettet Obdachlose vor dem Kältetod und stellt sich Kritikern – „alles ist besser als zu Erfrieren“

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Von: Lia Stoike

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Max Bryan lebte zwei Jahre auf der Straße. Jetzt möchte er Obdachlose mithilfe von Iglus vor dem Erfrieren schützen. Doch das stößt auf Kritik – und zwar von ganz oben.

Hamburg - Auch im März sinken die Temperaturen unter null Grad. Für Obdachlose in Hamburg kann das lebensgefährlich werden, wenn sie unter freiem Himmel schlafen müssen. Notunterkünfte kommen nicht für jeden infrage. Deshalb hat der Hamburger Max Bryan eine Initiative namens „Hilfe für Obdachlose“ ins Leben gerufen. Allerdings gibt es auch Kritik an Bryans gutem Willen – und das von ganz oben.

Name:Hamburg
Einwohnerzahl:1,841 Millionen (2019)
Fläche:755,2 km²
Zahl der Obdachlosen:19.000 Menschen

Hamburger rettet Obdachlose vor dem Kältetod – Bei drei Grad minus auf der Straße schlafe ist passé

Es ist bitterkalt, drei Grad minus zeigt das Thermometer an. Während die meisten Hamburger in ihren warmen Betten liegen, müssen Menschen wie Thorsten Kampa auf der Straße schlafen. Wie der 62-Jährige dem NDR mitteilte, ist er durch einen Hausbrand obdachlos geworden. 38 Jahre lang hatte er als Maler und Hausmeister gearbeitet.

Obdachloser kritisiert städtisches Winternotprogramm: „Man kann dort nichts liegen lassen“

Jetzt bekommt er monatlich ungefähr 500 Euro Arbeitslosengeld. Eine Wohnung, die er sich leisten kann, hat er nicht gefunden und lebt seit etwa drei Monaten auf der Straße. In das städtische Winternotprogramm möchte er nicht gehen. Das geht vielen so. Hundebesitzer dürften die Notunterkünfte zudem nicht betreten. „Man kann dort nichts liegen lassen“, fügt Kampa im NDR-Interview hinzu. Die Gefahr, dass sein weniges Hab und Gut geklaut werde, sei groß. „Wenn man hinausgeht, kann es sein, dass man keine Schuhe mehr hat.“

Max Bryan und der Obdachlose Torsten Kampa vor einem Iglu
Der Hamburger Max Bryan (l.), hier mit dem Obdachlosen Thorsten Kampa, rettet Menschen ohne Dach über dem Kopf mit Iglus, die er durch seine Initiative „Hilfe für Obdachlose“ im Stadtgebiet verteilt, vor dem Kältetod. Doch das stößt auf Kritik von ganz oben. © Max Bryan

Menschen wie Thorsten Kampa möchte ein Hamburger helfen: Max Bryan war selbst zwei Jahre lang obdachlos, deshalb gründete er die Initiative „Hilfe für Obdachlose“. Über sein Facebook-Profil startet er einen Aufruf für den 62-Jährigen. „Wer für Thorsten ein Zimmer oder eine Wohnung anbieten möchte, meldet sich gerne bei uns“, schreibt Bryan. Doch so lange sich keiner meldet und seine Hilfe anbietet, muss eine andere Lösung her.

Iglus sollen Obdachlose vor dem Erfrieren retten – Innen 15 Grad wärmer als draußen

Max Bryan hatte hier eine Idee: Iglus, finanziert durch Spendengelder, werden zur kalten Jahreszeit im Stadtgebiet Hamburg verteilt. Die ersten Iglus stehen bereits an verschiedenen Orten in Hamburg: am Hans-Fitze-Haus in Harburg, an der Kennedybrücke, Kersten-Miles-Brücke, Schwanenwik-Brücke oder am Lawaetz-Haus nahe der Hamburger Elbchaussee. Eine Dauerlösung? Nein. Aber: „In der Regel gut 15 Grad wärmer drinnen als draußen – und die braucht es auch“, unterstreicht Bryan gegenüber 24hamburg.de. Bis in den März hinein komme es immer wieder zu kalten Nächten.

Alles ist besser als zu erfrieren. Schon das unterschlagen die meisten Kritiker!

Max Bryan, Initiative „Hilfe für Obdachlose“

So auch in den kommenden Tagen: Am Wochenende war es wieder frostig, die Temperaturen sollen noch einmal sinken, prognostiziert der Deutschen Wetterdienst. Das bedeutet Lebensgefahr für jene, die draußen schlafen müssen. Alleine im Winter 2021/2022 sind laut der Bundesarbeitsgemeinschaft für Wohnungslosenhilfe (BAG W) 23 Obdachlose erfroren. Laufend werden somit Flächen gesucht, auf denen die Iglus aufgestellt werden können. Ausgerechnet der Senat sieht Max Bryans Initiative jedoch kritisch.

Hamburger Senat sieht Iglu-Initiative kritisch: „Fachliche Bedenken“

Der Hamburger Senat steht der Iglu-Initiative kritisch gegenüber. Wolfgang Arnhold, Pressesprecher der Sozialbehörde, äußert gegenüber 24hamburg.de: „Es bestehen Bedenken, dass sich die Menschen eher von den städtischen Hilfsangeboten entfernen.“ Die Stadt Hamburg verfüge über ein umfangreiches Hilfesystem für Menschen ohne Obdach und ein großes Angebot an öffentlich-rechtlicher Unterbringung für wohnungslose Menschen.

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Winternotprogramm besser als sein Ruf: Schließfächer schützen vor Diebstahl

Das Winternotprogramm sei deutlich besser als sein Ruf. Hier gebe es zum Beispiel Schließfächer, in die Obdachlose ihre Hab und Gut einschließen können. Wichtig sei, dass Menschen ohne Obdach ein festes Zuhause vermittelt bekommen und nicht in notdürftigen, zeltähnlichen Behausungen den Winter verbringen müssen.

„Auch besteht die Gefahr, die Menschen aus dem Blick zu verlieren“, sagt Arnhold und dass sie sich in solchen prekären Notunterkünften dauerhaft „einrichten“. Der Helfer in Eigeninitiative, Max Bryan, ist da anderer Meinung: „Alles ist besser als zu erfrieren. Schon das unterschlagen die meisten Kritiker!“

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