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Nach Gift-Köder-Attacken in Hamburg: Anwohner und Hundekot-Hasser liefern sich Schlagabtausch

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Von: Lia Stoike

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Nachdem mehrere Gift-Köder in Hamburg aufgetaucht waren, haben sich ein Hundekot-Hasser und ein Anwohner einen Schlagabtausch geliefert.

Hamburg – Mit schwarzen Buchstaben steht auf weißem Papier: „Hallo Hundebesitzer, nicht nur diese Straße, das gesamte Gerichtsviertel, ist mit Kackhaufen. Die Regeln sollten doch klar sein?“ Es ist ein Flugblatt, das aktuell überall rund um die Gerichtsstraße in Hamburg Altona an Bäumen oder Pfählen hängt. Ein Unbekannter hat sie dort verteilt, um seinem Ärger über die Verschmutzung seiner Nachbarschaft Luft zu machen. Ein Anwohner will das nicht auf sich sitzen lassen.

Stadtbezirk:Altona
Fläche:77,4 km²
Einwohner:275.011 (31. Dez. 2021)
Bevölkerungsdichte:3553 Einwohner/km²

„Na klar“, kontert dieser mit einem schwarzen, wasserfesten Stift in krakeliger Schrift. „Alle Hundeleute, die ich kenne, wissen das.“ Der Hamburger sammle sogar Haufen von Fremden auf. Doch das ist nicht das größte Ärgernis. In der darauf folgenden Zeile schreibt der Hundekot-Hasser: „Unverständlich, da auch hier Hunde vergiftet werden.“

Nach Gift-Köder-Attacken in Hamburg: Anwohner und Hundekot-Hasser liefern sich Schlagabtausch

Das erzürnt nicht nur den Anwohner, der dem Hundekot-Hasser vorwirft: „Das sind also Sie.“ Und fortfährt: Wird sein Hund vergiftet, werde er den Flugblatt-Schreiber finden. Auch in den sozialen Medien brennt wegen der Flugblätter die Luft. Einige wenige Sympathisanten können sich mit den Argumenten des Hundekot-Hassers identifizieren.

Flugblatt vom Hundekothasser und eine Frau die Hundekot aufsammelt
„Das gesamte Gerichtsviertel ist voll mit Kackhaufen“, schreibt ein Hundekothasser auf seinen Flugblättern, die er überall im Altonaer Gerichtsviertel aufgehängt hat. Ein Anwohner kontert. © Privat/dpa/Rainer Jensen

„Mich ärgert es, dass immer unterstellt wird, es wäre von den Hunden. Sicher ist das teilweise auch so, aber was ist mit den ganzen Katzen?“, schreibt eine Nutzerin. Ein anderer meint: „Als Hundebesitzer war ich irritiert, wie wenig Papierkörbe in unserem Viertel stehen zur Entsorgung der Hundebeutel.“ Vielleicht hätte sich die Person, statt Flugblätter zu schreiben, sich eher dafür einsetzen sollen, heißt es.

Flugblatt löst Debatte auf: „Fastfood Plastikmüll“ viel schlimmer?

Die meisten Hamburger sind allerdings außer sich vor Wut und Entsetzen. „Die größte Bestie ist der Mensch“, schreibt eine Facebook-Nutzerin. Die Hunde können schließlich nichts dafür, dass Herrchen oder Frauchen den Kot einfach liegen lassen. Bei dem Hinweis auf die Vergiftungen stellen sich „alle Nackenhaare hoch“, schreibt sie.

Eine andere Nutzerin meint: „Ich finde den Fastfood-Plastikmüll, den Menschen in Altona verteilen, inklusive Kippen, viel schlimmer.“ Das bedeute nicht, dass sie es gutheiße, wenn der Kot nicht weggeräumt werde. „Aber deswegen Hunde zu töten, ist ein Unding“, sagt sie. Es sei traurig, dass keiner Briefe wegen der Zigarettenstummel oder dem Müll schreibe.

Polizei teilt mit: Giftköder-Verdacht keine Seltenheit

Giftköder sind in Hamburg immer wieder ein Problem. Gerade deshalb trifft das Flugblatt bei vielen Hundebesitzern einen wunden Punkt. Erst kürzlich startete der Stadtteil Bramstedt eine Aktion, um einen Täter zu fassen, der bereits seit neun Monaten vor Ort sein Unwesen treib, wie Bild.de berichtet. 1300 Euro seien als Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des Täters führen.

So verhalten sich Hundebesitzer richtig bei Giftköder-Verdacht

Wird jemand auf derartige Köder aufmerksam, sollte zuallererst dafür gesorgt werden, dass diese nicht angefasst und von Tieren aufgenommen werden, um zu verhindern, dass Mensch und Tier zu Schaden kommen. Im nächsten Schritt sollte zeitnah die Polizei alarmiert werden, damit diese über den weiteren Fortgang erforderlicher Maßnahmen entscheiden kann.

Einerseits geht es dabei um die Sicherstellung des verdächtigen Gegenstands, andererseits aber auch um eine Absuche nach möglichen weiteren Ködern im Rahmen der Gefahrenabwehr. Symptome beim Tier ergeben sich möglicherweise auch erst zeitverzögert. Auch dann sollte für gefahrenabwehrende und beweissichernde Maßnahmen zeitnah die Polizei verständigt werden. Ebenso sollte möglichst ohne weiteren Zeitverzug ein Tierarzt konsultiert werden.(Quelle: Polizei)

Polizei-Sprecher Florian Abbenseth erklärt: „Dass der Polizei vermeintliche Giftköder gemeldet werden, kommt immer wieder vor.“ Und das in ganz Hamburg. Diese Meldungen reichen von gefundenen Essensresten über bewusst zum Füttern ausgelegtes Tierfutter bis hin zu mutmaßlich oder tatsächlich präparierten Lebensmitteln, so der Pressesprecher. „Für den Nachweis, dass ein Tier aufgrund eines Giftköders erkrankt oder gar verstorben ist, spielt der Köder als Beweismittel eine zentrale Rolle.“

Diese Gift-Köder-Fälle in Hamburg sind bekannt

Im vergangenen Jahr gab es insbesondere für den Stadtteil Bramfeld vermehrte Verdachtsmeldungen, bestätigt Abbenseth. Die Wasserschutzpolizei angebundene Fachdienststelle für Tierschutzdelikte habe sich die dortige Situation daraufhin auf Basis einer händischen Aktenauswertung genauer betrachtet und folgende Fälle aufgeführt:

„Lassen Sie sich versichert sein: die Polizei, insbesondere die örtliche Polizeiwache, behält die Situation dort aufmerksam im Blick“, sagt der Polizeisprecher. Wer verdächtige Beobachtungen mache oder sonstige Hinweise zur Aufklärung der Lage in Bramfeld geben kann, werde gebeten, sich bei der Polizei zu melden.

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