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Graue Klötze überall in Eimsbüttel – Anwohner irritiert von „grausamen Design“

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Von: Lia Stoike

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Überall in Hamburg Eimsbüttel tauchen derzeit kleine, graue Klötze auf. Keiner kann sich erklären, was es damit auf sich hat.
Überall in Hamburg Eimsbüttel tauchen derzeit kleine, graue Klötze auf. Das sorgt für Fragezeichen in den Köpfen der Anwohner. © Dagmar Schlenz

Graue Klötze tauchen überall in Eimsbüttel auf. Die Anwohner sind reichlich irritiert und in einem Punkt sind sie sich einig: Schön sind die Stolpersteine nicht.

Hamburg – Sockel für Parkschein-Automaten oder Werbetafeln? Sitzgelegenheiten? Rattenfallen? In Hamburg, rätseln die Einheimischen, was es mit den kleinen, grauen Klötzen, die überall im Bezirk Eimsbüttel auftauchen, auf sich haben könnte. An Kreuzungen, Bürgersteigen und sogar mitten im Niendorfer Gehege stehen sie. Manchmal sind sie mit rot-weißem Flatterband eingerahmt. Eine Aufschrift, die erklären könnte, warum die Betonsteine dort stehen, ist allerdings nicht zu finden.

Bezirk:Eimsbüttel
Fläche:49,8 km²
Einwohnerzahl:5421 Einwohner/km²
Stadtteile:Schnelsen, Eidelstedt, Niendorf, Stellingen, Lokstedt, Eimsbüttel, Hoheluft West, Harvesterhude, Rotherbaum

Graue Klötze regen Hamburger auf: Grausames Design, unnötige Kosten und Parkplätze weg

In den sozialen Medien zerreißen Hamburger die Betonklötze regelrecht. „Grausames Design“, schreibt ein Nutzer auf Facebook. „Zum Erschaudern schön“, heißt es weiter. Doch nicht nur das Aussehen der Steine sorgt für erhitzte Gemüter, auch die durch Steuergelder bezahlten Kosten bringen die Hamburger auf die Palme. „Teurer, unnützer Schwachsinn“, heißt es unter anderem. Es werde Geld „zum Fenster hinausgeworfen“.

Bezirksamt bringt Licht ins Dunkle: Geheimnisvolle Betonklötze sind Teil eines großen Projekts

Eine Nutzerin fürchtet: „Oh Gott! Da gehen Parkplätze drauf.“ Diese sind in der Stadt bekanntlich heiß begehrt. „In der „Stellinger Schweiz“ wurden schon zwei umgeworfen“, berichtet ein anderer Hamburger. Scheinbar wenige Einheimische können den grauen Klötzen etwas abgewinnen. Fraglich ist allerdings, ob die Kritik in Anbetracht der herrschenden Unwissenheit angemessen ist. Kay Becker, Pressesprecher des Eimsbütteler Bezirksamts, bringt Licht ins Dunkle: Die geheimnisvollen Betonklötze seien Teil eines großen Projekts.

Momentan sieht man auf der Strecke nur die ‚nackten‘, grauen Betonsteine, die noch nicht beklebt sind. 

Kay Becker, Pressesprecher Eimsbütteler Bezirksamt

Becker sagt: „Hamburgs Grünes Netz besteht aus zwei grünen Ringen, zahlreichen Parkanlagen und zwölf Landschaftsachsen.“ Sie orientieren sich an grünen Teilen der Stadt, wie zum Beispiel Flussläufen, Parkanlagen, Grünzügen, Friedhöfen und Kleingärten. Die entsprechenden Wege sollen nach und nach mit einem Leitsystem ausgestattet werden, um eine gute Lenkung sowie Orientierung für Wanderer oder Radfahrende zu ermöglichen. Es ist des Rätsels Lösung: Eine der 12 Achsen führt durch den Bezirk Eimsbüttel.

Das „Grüne Netz“

Hamburgs „Grünes Netz“ besteht aus zwei grünen Ringen, zahlreichen Parkanlagen und zwölf Landschaftsachsen, die strahlenförmig von der Hamburger Innenstadt in die Landschaften am Stadtrand führen. Diese Landschaftsachsen orientieren sich weitgehend an naturräumlichen Gegebenheiten wie zum Beispiel Flussläufen, Parkanlagen, Grünzügen, Friedhöfen und Kleingärten. Alle zwölf Landschaftsachsen Hamburgs sollen nach und nach mit einem Leitsystem ausgestattet werden, um eine gute Lenkung und Orientierung für Wanderer oder Radfahrende zu ermöglichen. 

„Das Leitsystem besteht aus beidseitig gekennzeichneten Meilensteinen.“ Die insgesamt 46 Steine werden über eine Entfernung von ungefähr 12 Kilometern Wegstrecke verteilt. „Es handelt sich um Betonfertigteile, die noch mit grünen Platten, auf denen die Kilometrierung abzulesen ist, beklebt werden“, sagt Pressesprecher Becker. Das werde in den kommenden Wochen nach und nach fertiggestellt. Zumindest in einem Punkt scheinen die erhitzten Gemüter nicht danebenzuliegen: Die Gesamtkosten für die Landesachse Eimsbüttel betragen 70.000 Euro.

Hamburgs „Grünes Netz“ besteht aus zwei grünen Ringen, zahlreichen Parkanlagen und zwölf Landschaftsachsen, die strahlenförmig von der Hamburger Innenstadt in die Landschaften am Stadtrand führen.
Hamburgs „Grünes Netz“ besteht aus zwei grünen Ringen, zahlreichen Parkanlagen und zwölf Landschaftsachsen, die strahlenförmig von der Hamburger Innenstadt in die Landschaften am Stadtrand führen. © BUE

Und wie es nun mal ist, wenn ein Projekt nicht fertig ist, so erwecken auch die Grundsteine für diese Markierung einen entsprechenden Eindruck. „Momentan sieht man auf der Strecke also nur die ‚nackten‘, grauen Betonsteine, die noch nicht beklebt sind. Wahrscheinlich bezieht sich darauf die Kritik oder das Unverständnis der Passanten, so als graue Betonsteine ergeben die Markierungen ja noch keinen Sinn“, erklärt Becker weiter.

Kritische Stimmen im Unrecht? Meilensteine sollen grüne Ecken in Hamburg sichtbar machen

Der Pressesprecher hat damit nicht ganz Unrecht: Die meisten kritischen Kommentare resultieren vorwiegend aus der Verwirrung der Bürgerinnen und Bürger. Dabei könnte das Projekt eine positive Auswirkung auf Sportler in und um Eimsbüttel haben: Die Landschaftsachse führe insgesamt durch fünf Stadtteile: Eimsbüttel, Lokstedt, Stellingen, Niendorf und Schnelsen. Attraktionen wie die Stellinger Schweiz, das Niendorfer Gehege oder die Feldmark Schnelsen kennenzulernen, werde durch die Achsen für Radfahrer und Wanderer ab dem kommenden Frühjahr erleichtert.

Verbesserung für Wanderer in Eimsbüttel: Die Wege lassen sich durch Meilensteine leichter finden

Auch führen die Wege durch den zwar dicht besiedelten, aber dennoch mit Grünzügen gespickten Stadtteil Eimsbüttel. Zuvor waren diese Wege nicht markiert. „Wanderer mussten sich bislang ihren Weg anhand der Karten mühsam suchen.“

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