„Frauen sind Freiwild“: Oben ohne im Schwimmbad? Meinungen gehen auseinander
Oben ohne ins Schwimmbad? Das ist seit Kurzem für Frauen in zwei Bädern in Hamburg möglich. Das Pilotprojekt sorgt für Zündstoff im Netz.
Hamburg – Pilotprojekt in zwei Schwimmbäder in Hamburg: Im Kaifu-Bad und dem Hallenbad Wandsbek ist an bestimmten Tagen das Schwimmen „oben ohne“ für alle erlaubt. Dies teilte der Schwimmbadbetreiber Bäderland vor einigen Wochen mit. Doch die Idee stößt nicht nur auf Zuspruch – auf Social-Media hagelt es Kritik. Die Meinungen gehen auseinander.
Oben ohne in Hamburger Schwimmbäder? Meinungen der Badbesucher gehen auseinander
Im Hamburger Kaifu-Bad kann jeder – vor allem jeden Dienstag – „oben ohne“ schwimmen und baden. Und auch im Hallenbad Wandsbek ist das immer donnerstags möglich. Hintergrund ist ein Pilotprojekt des Badbetreibers Bäderland, dass ein Oben-ohne-Schwimmen für alle ermöglichen soll.
„Das wird sich nicht durchsetzen“: Oben-ohne-Schwimmen sorgt für Diskussionen im Internet
Eigentlich eine gute Idee sollte man meinen. Wird so doch jeder Frau selbst ermöglicht, zu entscheiden, wie sie sich in den Bädern zeigen will. Doch das Pilotprojekt stößt in den sozialen Medien auf Kritik. Unter einem Facebook-Beitrag von Radio Hamburg zu dem Thema heißt es unter anderem: „Also nach alldem was die letzten Jahre alles schiefgelaufen ist und passiert ist in Deutschland muss ich sagen viel zu gefährlich für die Frauen. Die werden doch aktuell noch mehr als Freiwild gesehen als früher.“
Ein anderer Nutzer findet nicht ganz so scharfe Worte: „Ich denke mal, das wird sich nicht durchsetzen. Einfach, weil viele Frauen nicht die ganze Zeit angegafft werden möchten. Kann ich auch absolut verstehen.“
Aber es tummeln sich auch Befürworter der Idee in der Kommentarsektion und sehen die geschaffene Selbstbestimmung als positiv an: „Die ganzen Kommentare, dass das für Frauen nicht gut sei. Es geht doch darum, dass Frauen nun selbst entscheiden dürfen, ob sie oben ohne baden gehen“, schreibt ein Facebook-Nutzer. Ähnliche Worte von einer anderen Person: „Warum nicht? Das kann jede Frau für sich entscheiden. Es gibt ja keine Pflicht dazu.“
Umfrage von Bäderland: „Wer älter als 60 Jahre ist, lehnt das Thema ‚Oben ohne‘ mehrheitlich ab.“
Eben dieser Umstand sei auch den Badbetreiber wichtig. Wie Bäderland mitteilt, handle es sich um ein freiwilliges Angebot handelt, niemand sei dazu verpflichtet obenherum unbekleidet zu sein. Und auch mit einem gespaltetem Meinungsbild sei gerechnet worden. In einer Pressemitteilung des Betreibers heißt es: „Um festzustellen, ob der Wunsch nach einer angepassten Kleiderordnung auch in der Hansestadt gegeben ist, führte Bäderland Hamburg eine repräsentative Onlinebefragung durch.“ Dessen Ergebnisse seien ambivalent ausgefallen.

47 Prozent der Befragten standen demnach der Frage des Oben-ohne-Schwimmens zu ausgewählten Zeiten positiv gegenüber. „Allerdings lässt diese Offenheit ab einem Alter von 40 Jahren deutlich nach“, heißt es. „Wer älter als 60 Jahre ist, lehnt das Thema ‚Oben ohne‘ mehrheitlich ab. 43 Prozent aller Teilnehmenden sind für eine explizite Erlaubnis, 29 Prozent dagegen – wobei rund 70 Prozent der weiblichen Befragten entsprechende Angebote selbst nicht nutzen würden, 21 Prozent zeigen sich unentschlossen und nur 9 Prozent würden es tun. Wobei Letztere die Bäderland-Standorte derzeit nur rund einmal monatlich oder seltener besuchen“, so die Ergebnisse der Umfrage.
Das Pilotprojekt soll nach Angaben von Bäderland mindestens ein Jahr laufen. Wie das Angebot letztlich angenommen wird, wird sich noch zeigen, so Bäderland auf Nachfrage von 24hamburg.de. „Für ein Zwischenfazit ist es nach gerade mal sechs bis acht Terminen noch viel zu früh“, berichtet Pressesprecher Michael Dietel. Vor Kurzem habe er die jeweiligen Standortleitungen zu den bisherigen Erfahrungen befragt. „Bisher gab es noch keine Personen, die das Oben-ohne-Angebot genutzt haben“, so das vorläufige Resultat.