Femizid: Getötet, weil sie Frauen sind
Anders als Männer sind Frauen Gewalt alleine aufgrund ihres Geschlechts ausgeliefert. Der Femizid in Ottensen sorgte nun erneut für bundesweites Aufsehen.
Hamburg – Erst in der vergangenen Woche kam es zu einem abscheulichen Femizid in Ottensen und damit einem gegen Frauen gerichteten Gewaltdelikt mit Todesfolge. Experten gehen aktuell davon aus, so schreibt das Hamburger Abendblatt, dass jeden Tag in Deutschland ein Mann versucht eine Frau zu töten, jeden zweiten bis dritten Tag ist dieser Versuch von traurigem Erfolg gekrönt. Das Zahlenmaterial sei zwar aus vielerlei Hinsicht noch ungenügend, so Merle Dryhoff, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hamburg, gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Außer Frage steht jedoch die Gefahr, der sich Frauen aufgrund ihres Geschlechts ausgesetzt sehen. Das belegen auch die Zahlen der Frauenhäuser in Hamburg.
Verein: | Frauen helfen Frauen e.V. |
Adresse: | Amandastraße 58, 20357 Hamburg |
24/7 Notruf: | 040 / 8000 4 1000 |
Website: | www.hamburgerfrauenhaeuser.de |
Femizid in Ottensen: Getötet, weil sie Frauen sind
Unter dem Begriff Femizid wird allgemein ein Mord bezeichnet, bei der das weibliche Opfer aufgrund der Tatsache eine Frau zu sein, getötet wird. „Es sind Situationen, in denen Frauen ihren eigenen Willen deutlich machen und damit den Anspruch eines Mannes zurückweisen“, sagt Dyroff. Die fehlende Akzeptanz eben dieses Willens der Frau gehe den Taten voraus. Die als solche durch den Mann empfundene Kränkung durch Zurückweisung beziehungsweise der Formulierung eigener Ansprüche durch die Frau steht für den Mann dann höher als das Leben der Frau. Denn dieser habe den Anspruch, über die Frau verfügen zu können, wie ihn etwa Anhänger der Incel-Bewegung haben, die für zahlreiche Femizide, aber auch Amokläufe jüngerer Vergangenheit nicht nur in den USA verantwortlich sind. Der Hass der oft weißen, rechtsradikalen Männern, steigt dabei mit dem Grad der Emanzipation der Frauen. Die Autorin Veronika Kracher hat über die Incel-Bewegung die erste, umfassende deutschsprachige Analyse verfasst. (Incels. Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults, Ventil Verlag, 2021)

„Die Hamburger Frauenhäuser sind voll, voll, voll“
„Die Hamburger Frauenhäuser sind voll, voll, voll“, beschreibt Anika Ziemba, Mitarbeiterin der Hotline Autonomen Frauenhäuser Hamburgs, gegenüber dem Abendblatt die aktuelle Situation der Hamburger Frauenhäuser und damit auch der Lage der Schutzsuchenden. Dass die Anzahl der Hamburgerinnen, die sich an die Frauenhäuser wenden, gestiegen ist, konnte laut der Zeitung auch die Opferschutzorganisation Weißer Ring beobachten. „Viele Frauen mussten auch außerhalb Hamburgs vermittelt werden, weil es hier wenig bis keine Plätze gibt“, so Anika Ziemba gegenüber der Tageszeitung. Man wisse also nicht genau, wie viele Frauen sich letztendlich dafür entscheiden würden, doch zu Hause zu bleiben, obwohl die Situation dort für sie gefährlich ist. Hinzu kommt, dass es für Frauen oft schwer ist, im Anschluss an einen längeren Aufenthalt im Frauenhaus eine eigene Wohnung zu finden.
Gewalt gegen Frauen: So oft wurden laut BKA Frauen im Jahr 2020 in Deutschland Opfer von Gewalt
Erst seit 2011 werden weibliche Mordopfer in Deutschland überhaupt erst gesondert erfasst, seit 2015 die Taten analysiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wie das Bundeskriminalamt (BKA) in dessen jüngstem Bericht mitteilte, wurden für das Jahr 2020 insgesamt 148.031 Opfer partnerschaftlicher Gewalt gezählt, von denen 80 Prozent weiblich gewesen sind. Zu etwa dem gleichen Anteil (79 Prozent) sind die Tatverdächtigen Männer. Erfasst werden in dem BKA-Bericht Delikte, die von vorsätzlicher, einfacher Körperverletzung (61 Prozent), über Bedrohung, Stalking und Nötigung (22 Prozent) bis hin zu Mord und Totschlag (0,3 Prozent) reichen, wie die Zeitung Hamburger Abendblatt schreibt. Im gleichen Zeitraum, das weist die Antwort des Hamburger Senats auf eine Kleine Anfrage der Partei Die Linke aus, kam es in Hamburg zu einem Mordversuch und zwei Fällen von Totschlag.
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Gewalt gegen Frauen: Erhobene Daten ungenügend
Die Zahlen, die in Deutschland erfasst würden, seien aber ungenügend, so Dryhoff. Wesentliche Faktoren der Taten würden nicht erhoben werden, die aber wichtig seien, um diese verstehen zu können, so Dryhoff gegenüber dem Abendblatt. *24hamburg.de, kreiszeitung.de und fr.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA