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Büromarkt Hansen am Schulterblatt gibt nach 92 Jahren auf

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Von: Dagmar Schlenz

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Der Hamburger Schreibwarenladen blickt auf eine lange Familientradition zurück, doch Mitte März 2023 schließt der Büromarkt Hansen am Schulterblatt. Das sind die Gründe.

Hamburg – Zahlreiche Hamburger Schulkinder sind schon durch die Tür vom „Büromarkt Hansen“ gekommen, um sich Bleistifte, Füller und Hefte zu kaufen. Ihren Papierladen im Schanzenviertel hatte Erna Hansen bereits im Jahr 1931 eröffnet. Den Zweiten Weltkrieg hat der Laden überstanden, ebenso viele weitere Krisen. Doch sein 100-jähriges Jubiläum wird das Traditionsgeschäft nicht mehr erleben: Der Büromarkt schließt am 17. März 2023 für immer seine Türen.

Name:Büromarkt Hansen
Adresse:Schulterblatt 7-9, 20357 Hamburg
Eröffnungsjahr:1931
Gründerin:Erna Hansen
Aktuelle Inhaber:Christian von Jutrczenka, Jacqueline von Jutrczenka
Letzter Öffnungstag:17. März 2023

Büromarkt Hansen am Schulterblatt schließt – Online-Geschäft schon beendet

Auf der Internet-Seite des Hamburger Schreibwarenhändlers wird die bevorstehende Schließung angekündigt. „Liebe Kundinnen, liebe Kunden, leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir unser Onlinegeschäft zum 03.03.23 beendet haben. [...] Unseren Büromarkt Hansen in der Schanze werden wir nach nunmehr 92 Jahren zum 17.03.2023 schließen“, heißt es dort

Nachdem es mit der angekündigten Rückkehr von C&A in die Mönckebergstraße zuletzt mal wieder gute Nachrichten aus der Hamburger Geschäftswelt gegeben hatte, verschwindet nun ein weiteres Traditionsgeschäft aus dem Stadtbild der Hansestadt. 92 Jahre lang verkaufte der „Büromarkt Hansen“ im Schanzenviertel Bürobedarf, doch gerade die letzten Jahre hatten es in sich. Erst Corona-Pandemie, dann Ukraine-Krieg und Energiekrise: das alles wirkte sich negativ auf das Familienunternehmen aus.

Die beleuchtete Beschriftung eines Ladens, darunter ein Stück Schaufenster. Das Hamburger Traditionsgeschäft „Büromarkt Hansen“ schließt seine Türen.
Aus nach 92 Jahren: Das Hamburger Traditionsgeschäft „Büromarkt Hansen“ schließt seine Türen. © Büromarkt Hansen

Schließung vom Büromarkt Hansen am Schulterblatt: „Entscheidung nicht leicht gemacht“

Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, so Inhaber Christian von Jutrczenka im Telefonat mit 24hamburg.de. Doch die Corona-Pandemie mit der Homeoffice-Pflicht habe einen Strukturwandel eingeläutet, der sich ausgesprochen negativ auf sein Geschäft ausgewirkt habe. „Die Umsätze sind buchstäblich weggeschmolzen. Und dann kam noch Putin mit seinem Krieg“, so Jutrczenka weiter. Durch die hohen Energiekosten in Folge des Ukraine-Krieges seien die Papierpreise um 100 Prozent gestiegen.

In der Schanze fehlt die Kundschaft im Laden – es gibt keinen gesunden Mix mehr aus Geschäften und Gastronomie.

Christian von Jutrczenka im Gespräch mit 24hamburg.de

„Ich musste eine Entscheidung treffen. Und ich wollte den Laden nicht an die Wand fahren“, berichtet Jutrczenka im Gespräch. Er habe keine Azubis mehr gefunden, und in der Schanze würde es auch immer weniger Kunden in den Läden geben. „Wo sind die denn alle?“, habe er sich so manchen Vormittag gefragt. Erst am Nachmittag belebe sich das Viertel, in dem es mittlerweile fast keine Geschäfte, sondern überwiegend nur noch Lokale gebe. Zwar wurde der Beachclub „Central Park“ in der Schanze abgerissen, doch in dem Stadtteil fehlt offenbar der gesunde Mix aus Geschäften und Gastronomie.

Büromarkt Hansen am Schulterblatt schließt: Kunden bedauern das Ende einer Institution

Die Stammkunden bedauern die bevorstehende Schließung vom Büromarkt Hansen, der schon sowas wie Kultstatus in der Schanze hat. Und auch dem Inhaber bricht es das Herz, seine „unheimlich treuen Kunden“ jetzt im Stich zu lassen. Zumindest können die sich noch über das „Abschiedsgeschenk“ des Inhabers freuen: 50 Prozent Rabatt auf alles. „Mir rennen sie gerade die Bude ein“, berichtet Jutrczenka am Telefon. Doch im Büromarkt Hansen läuft es zumindest disziplinierter ab, als die eskalierte Geschenke-Aktion einer Modemarke in Hamburg.

So viel um die Ohren zu haben, lenke den Inhaber des Schreibwarenladens gerade vom Nachdenken über die Zukunft ab. „Das hebe ich mir für später auf, jetzt muss ich erstmal den Abverkauf schaffen“, so Jutrczenka. Danach könne er zusammen mit seiner Schwester über die Zukunft der Immobilie am Schulterblatt entscheiden, die sich seit vielen Jahrzehnten im Familienbesitz befindet. Leicht wird dieser Schritt für ihn nicht. Es sei gerade, beschreibt Jutrczenka seine Gefühle, als würde man jemand zu Grabe tragen.

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