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Erpressung mit Nacktfoto – doch Hamburger Bezirksamtschef trotzt der Scham

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Von: Steffen Maas

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Cyberkriminelle wollten den Leiter des Bezirksamtes Hamburg-Nord, Michael Werner-Boelz, mit einem Nacktfoto erpressen. Der Politiker verweigerte und warnt jetzt öffentlich.

Hamburg – Der Leiter des Bezirksamts Hamburg-Nord, Michael Werner-Boelz, ist von Cyberkriminellen mit einem Nacktfoto erpresst worden. Sie hätten gedroht, kompromittierende Bilder von ihm zu veröffentlichen, wenn er nicht 50.000 Euro zahle, teilte der 56 Jahre alte Grünen-Politiker am Freitag, 14. April 2023, mit. „Es ist kein leichter Schritt für mich, diesen Erpressungsversuch öffentlich zu machen. Wie jedes der vielen Opfer dieser besonders perfiden Art der Erpressung empfinde auch ich Scham über das Vorgefallene“, heißt es in einer schriftlichen Erklärung, die der dpa vorliegt. Zuerst hatte die Bild-Zeitung über den Fall berichtet.

Stadt:Freie und Hansestadt Hamburg
Bezirk:Hamburg-Nord
Fläche:58 Quadratkilometer
Bezirksamtsleiter:Michael Werner-Boelz

50.000 Euro gefordert: Hamburger Bezirksamt-Leiter wird von Cyberkriminellen erpresst

Den Angaben zufolge hatte im Januar eine Frau mutmaßlich mit gefälschter Identität über Facebook Kontakt zu dem Bezirksamtschef aufgenommen. Es sei ein vertrauensvolles Verhältnis entstanden. Schließlich habe ihn die Frau auch um den Austausch von Fotos gebeten. Als er dem Wunsch nachgekommen sei, habe man ihm mit der Veröffentlichung gedroht und Geld gefordert. Er habe dann Anzeige erstattet und den Fall nun selbst öffentlich gemacht.

Eine Frau am Handy sowie Michael Werner-Boelz der Bezirksamtleiter im Bezirk Hamburg-Nord ist
Der Bezirksamtleiter Hamburg-Nord, Michael Werner-Boelz, wurde von Cyberkriminellen erpresst. (24hamburg.de-Montage) © Fabian Sommer/Marcus Brandt/dpa(2)

„Möchte mit meinem Schritt vor Sextortion warnen“: Werner-Boelz überwindet Scham – und zeigt an

„Ich möchte mit meinem Schritt vor Sextortion warnen und allen in einer ähnlichen Situation Mut machen, ihre Scham zu überwinden und die Tat zur Anzeige zu bringen“, erklärte Werner-Boelz. Die Masche wird als Sextortion, einer Zusammensetzung aus Sex und dem englischen Wort für Erpressung (Extortion), bezeichnet.

Der Grünen-Politiker bedankte sich bei der Polizei, die sich „sehr zugewandt, professionell und engagiert“ um die Bearbeitung seines Falles gekümmert habe.

Meine Erfahrung zeigt: Kein Opfer muss Angst und Scham vor der Kontaktaufnahme mit der Polizei haben.

Michael Werner-Boelz, Leiter des Bezirksamts Hamburg-Nord

Mit dem offensiven Vorgehen nimmt Werner-Boelz den Erpressern den Wind aus den Segeln: Die Cyberkriminellen setzen darauf, dass ihre Opfer aufgrund zu ausgeprägter Scham keinen Kontakt zur Polizei aufnehmen. Eine Zahlung der geforderten Summe sei jedoch auch nicht der richtige Weg, warnt das Bundeskriminalamt. „Die Erpressung hört nach der Zahlung meist nicht auf“, heißt es auf einer entsprechenden Info-Seite zu „Sextortion“.

Das Ausnutzen von romantischen Gefühlen ist für Betrügerbanden ein profitables Feld. Zuletzt wurden einem Mann im Norden mehrere Tausend Euro gestohlen, weil er sie einer vermeintlichen Soldatin sendete. Sie hatte zuvor wochenlang mit dem Mann geflirtet. (dpa/stma)

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