Eppendorfer Händler sauer wegen Anwohnerparken – „27 € pro Tag!“
Dicke Luft im Hamburger Stadtteil Eppendorf. Ein Einzelhändler regt sich über das Anwohnerparken auf – und erntet in den sozialen Medien viel Zuspruch.
Hamburg – Das Thema „Parken“ sorgt mal wieder für mächtig Ärger in Hamburg. Dieses Mal ist es ein Einzelhändler im Stadtteil Eppendorf, genauer: im Lehmweg, der seinem Ärger in den sozialen Medien Luft macht – und dafür viel Zuspruch erntet. Sein Vorwurf: Die Behörden würden die Händler beim Anwohnerparken völlig außen vorzulassen.

So schreibt der User, der sich Niko Hamkens nennt, in die private Facebook-Gruppe „Eppendorfer Nachbarn“: „Jeder Angestellte müsste alle drei Stunden nach Ablauf der 9 € (!) den Wagen umparken und neu zahlen! Jeden Tag. Welcher Angestellte kann sich das leisten? 27 € pro Tag!“ Es sei kein Spaß, als Einzelhändler in Eppendorf einen Transporter-Parkplatz zu finden.
Eppendorf: Einzelhändler sauer wegen Anwohnerparken: „Wir werden uns weiter formieren“
Er und weitere Händler im Lehmweg und Umgebung hätten – nachdem ihre Anträge abgelehnt wurden („Erteilung der Ausnahmegenehmigungen komplett (!) verweigert“) – ein Online-Gesprächstermin mit dem verantwortlichen Büro im Senat gehabt. Laut Hamkens wurde „Offenheit signalisiert und der Wunsch, unsere Nöte anzuhören“. Allerdings sei unklar, was daraus folgen werde, schreibt er.
Er gibt sich kampflustig: „Wir werden uns weiter formieren, um Aufmerksamkeit kämpfen und nicht aufhören, für unsere Selbständigkeit und das schöne Eppendorf zu kämpfen.“ Die kleinen Geschäfte seien die Seele und das Gesicht Eppendorfs.
Mächtig Ärger wegen Anwohnerparken in Eppendorf: Behörde reagiert – „weiterhin Einzelfallprüfung“
Das Thema Anwohnerparken – und damit der verbundene Ärger – ist auch bei der zuständigen Behörde für Verkehr und Mobilitätswende Hamburg ein altbekanntes. Man befände sich mit den in Eppendorf ansässigen Händlern „im regelhaften Austausch“, wie Behörden-Sprecher Dennis Krämer auf Nachfrage mitteilt.
Es gilt weiterhin die Einzelfallprüfung.
Gewerbetreibende hätten weiterhin die Möglichkeit, Ausnahmegenehmigungen fürs Parken zu beantragen. Dabei würden laut Krämer einige Kriterien mit reinspielen: etwa die Notwendigkeit des Fahrzeugs zur Aufrechterhaltung des Betriebs, gegebenenfalls alternativ vorhandene Verkehrsmittel, Eignung der beantragten Fahrzeuge für den Transportzweck (schwerere Güter) und die Entfernung zum nächsten Parkplatz. „Es gilt weiterhin die Einzelfallprüfung“, so Krämer.
Auch interessant: Hamburg setzt aufs Bewohnerparken – nun stellt sich die Wirtschaft dagegen
Über den Einzelfall des mutmaßlichen Händlers Niko Hamkens kann Krämer keine Auskunft geben. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir senatsseitig keine einzelnen Posts auf Social-Media-Plattformen kommentieren können, die nicht direkt an uns gerichtet sind.“
Eppendorfer Händler macht sich auf Facebook Luft – und erntet viel Zuspruch: „Dann wird eben online gekauft“
Unter dem Post, der am 3. März auf Facebook erschien, sammelten sich schnell zahlreiche Kommentare, die Hamkens Frust nachvollziehen können. „Wir sind die Schneiderei in der Hegestraße“, schreibt da eine Frau. „Noch schlimmer finde ich, dass auch unsere Kunden deswegen nicht mehr bereit sind zu kommen und wenn Sie da sind, dann ist es wirklich äußerst stressig, da alles schnell gehen muss.“
Das findet auch eine andere Userin, die schreibt, dass „auch die Kunden nicht mehr kommen, weil sie ständig auf die Uhr schauen und keine Zeit haben, um Kleidung oder Schuhe anzuprobieren … und dann wird eben online gekauft“.
Man hätte erst den ÖPNV verbessern sollen um dann das Bewohnerparken einzuführen.
Doch es ist nicht nur Zuspruch, der sich in den Kommentaren finden lässt: „Bin ja großteils bei dir, aber die Regelung soll ja fördern, dass mehr Leute per Bus, U-Bahn und Rad kommen. Das könnten viele Angestellte doch auch tun.“ Eine Userin hält gegen: „Ich arbeite in einem der kleinen Läden in der Eppendorfer Landstraße, zwei Kolleginnen, die seit über 12 bzw. 22 Jahre dort arbeiten, benötigen für Ihren Arbeitsweg nun 70 Minuten – man hätte erst den ÖPNV verbessern sollen, um dann das Bewohnerparken einzuführen.“
Dauerthema „Parken“: Während sich die einen dagegen auflehnen, machen sich andere dafür stark. So hat nun ein Anwohner aus Winterhude eine Petition fürs Bewohnerparken gestartet. Zudem hat die Hamburger Verkehrsbehörde fünf neue Anwohnerparkzonen in Eimsbüttel geschaffen.