Entspannt in den Corona-Herbst 2022: Hamburger Experten bleiben gelassen
Nach der Sommerwelle ist vor dem Corona-Herbst 2022: Doch Mediziner blicken optimistisch in die unmittelbare Hamburger Zukunft mit dem Coronavirus.
Hamburg – Nach einer Sommerwelle mit dramatischem Infektionsgeschehen und Inzidenzen in Richtung der Tausender-Marke, hat sich die Corona-Lage in Hamburg deutlich entspannt: Die Sozialbehörde meldete am Dienstag, 30. August 2022, eine Inzidenz von 200 – „nur“ rund 3800 Neu-Infektionen in den sieben Tagen seit der letzten Meldung. Durch die Veröffentlichung des neuen Corona-Schutzkonzeptes der Bundesregierung, das ab dem 1. Oktober 2022 in Kraft tritt, ist die Möglichkeit einer erneuten Verschlimmerung bei vielen aber präsent.
Entwarnung gibt es jetzt von Hamburger Experten.
Name: | Coronavirus, Covid-19 |
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Krankheitserreger: | SARS-CoV-2 |
Variante: | Omikron |
Dominierender Subtyp: | BA.5 |
Corona in Hamburg: UKE-Direktor berichtet von verminderter Sterblichkeit
„Wir werden, wenn nicht ziemlich plötzlich gefährlichere Varianten auftreten und schnell dominant werden, keine vergleichbare Gefahr einer Überlastung der Intensivstationen wie in den vergangenen beiden Wintern bekommen“, ist sich Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) laut dem Hamburger Abendblatt sicher, dass es keinen allzu schlimmen Corona-Herbst 2022 geben wird.
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Das liege vor allem daran, dass das Virus in den neueren Varianten an Gefährlichkeit eingebüßt habe und sich – abgesehen davon, wie viel häufiger bei Corona noch Nachbeschwerden auftreten – generell in Richtung handelsüblicher Influenza entwickelt hätte. „Wir sehen, dass die Sterblichkeit und Häufigkeit von schweren Verläufen sehr deutlich abgenommen hat“, berichtet der Experte dem Abendblatt.
Coronavirus in Hamburg: Herausforderungen für die Pflege im Corona-Herbst 2022 – durch eigene Infektionen
Die Lage im UKE sei derzeit ruhig. 223 Corona-Infizierte in den Hamburger Krankenhäusern meldete die Sozialbehörde am Dienstag, 30. August 2022, 23 davon auf den Intensivstationen. Kluge merkt an, dass beim „überwältigenden Anteil“ der erfassten Patienten die Corona-Infektion nur im Zuge der verpflichtenden Testungen registriert wurde, eine andere Krankheit jedoch der Grund für den stationären Aufenthalt ist.
Die größte Herausforderung sieht der Intensivmediziner nach wie vor bei der eigenen Personalplanung. Eine große Belastung für das Personal wären die Corona-bedingten Ausfälle, die bei steigenden Infektionszahlen unabhängig vom Auftreten von Symptomen auch bei den Mitarbeitenden des Krankenhauses einschlagen würden. „Wenn viele Mitarbeitende dann mindestens fünf Tage fehlen, ist das bei der angespannten Situation vor allem in der Pflege eine starke Belastung“, unterstreicht Kluge.
Viirologe Jonas Schmidt-Chanasit zum Corona-Herbst 2022: Hohe Immunität der Bevölkerung durch Sommerwelle
Auch der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit geht von einem entspannten Corona-Herbst 2022 aus – und nennt die Sommerwelle dafür sogar als positiven Faktor. Das habe nämlich mit „hoher Wahrscheinlichkeit dazu geführt, dass die Anzahl derer, die weder geimpft noch genesen sind, verschwindend gering geworden ist“, sagt er dem Abendblatt.
Dadurch, dass eine Infektion bei vielen Bürgern gerade erst zurückliegt, sei man sogar noch vor einer erneuten Ansteckung geschützt. Das führe dazu, dass die Zahlen unmittelbar im Herbst wahrscheinlich noch auf einem niedrigen Niveau blieben – und dann eher im Winter wieder anstiegen. Doch auch das hält der Forscher des Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts im Stadtteil St. Pauli für keine allzu große Gefahr für das Gesundheitssystem.

Das alles setzt auch er unter die Voraussetzung, dass das Coronavirus keine neue, gefährliche Variante bildet, die das Infektions- und Krankheitsgeschehen völlig verändert. Wie UKE-Mediziner Stefan Kluge hält auch Virologe Schmidt-Chanasit das allerdings für „sehr unwahrscheinlich“.
Corona-Impfung: Stiko-Empfehlung und Gespräch mit Hausarzt helfen bei Entscheidung
Teil eines guten und effektiven Schutzes gegen das Virus ist nach wie vor eine erfolgreiche Impfkampagne. Die Verwirrung, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit vom wissenschaftlichen Konsens abweichenden Äußerungen in der Vergangenheit stiftete, halten beide Mediziner aus der Hansestadt Hamburg für wenig hilfreich.
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Sie geben die klare Empfehlung, sich prinzipiell an die generelle Empfehlung der Ständigen Impfkommission zu halten: „Die lautet nach heutigem Stand unabhängig vom Impfstoff: Drei Impfungen für Menschen unter 60 Jahre und eine vierte für alle Menschen über dieser Grenze – dann besteht ein guter Schutz“, erklärt Stefan Kluge. Für eine individuelle Einschätzung von Risiken und Nutzen einer (vierten) Impfung ist aber immer ein Gespräch mit dem Hausarzt die wahrscheinlich entscheidende Instanz.