„Dramatischer Einbruch“: Immer weniger Sozialwohnungen in Hamburg
Im Jahr 2022 hat Hamburg bislang nur 19 Sozialwohnungen genehmigt. Der Senat hingegen fordert 3000 geförderte Wohnungen. Welche Ursachen dahinter stecken.
Hamburg – Beim Wohnungsbau in Hamburg klafft zwischen Anspruch und Realität eine gewaltige Lücke. Zumindest, was den bisherigen Stand der Sozialwohnungen angeht, sind die vorliegenden Zahlen ernüchternd: Der Hamburger Senat will 3.000 geförderte Wohnungen im Jahr – im ersten Halbjahr 2022 sind es gerade einmal 19, die Anforderungen einer sozialen Wohnraumförderung gerecht werden.
Das ausgegebene Ziel des Senats kann nicht einmal annähernd erreicht werden – woran das liegen könnte.
Stadt in Deutschland: | Hamburg |
Fläche: | 755,2 km² |
Bevölkerung: | 1,841 Millionen |
Bürgermeister: | Peter Tschentscher |
Wohnungsbau in Hamburg: „Der Einbruch der Genehmigungen für Sozialwohnungen ist dramatisch“
Von Projektplanung über Antragstellung bis hin zur letzten Prüfung kann es mitunter lange dauern, bis ein Bauprojekt offiziell genehmigt wird. Es bedarf der Mitsprache vieler Parteien – in der Hansestadt Hamburg etwa der Investitions- und Förderbank (IFB), die in Prozesse mit eingebunden wird. Das ist auch der Grund dafür, dass die Zahl an genehmigten Sozialwohnungen zum Ende des Jahres immer deutlich ansteigen. Nichtsdestotrotz: Die Bilanz des ersten Halbjahres 2022 ist dennoch unmissverständlich.

Heike Sudman hat dahingehend nur ein Fazit übrig: „Der Einbruch der Genehmigungen für Sozialwohnungen ist dramatisch“, sagte die Linken-Politikerin zuletzt in einer Sitzung der Hamburger Bürgerschaft. Sudman, Linken-Sprecherin für Stadtentwicklungs- und Wohnungspolitik, sei das Ungleichgewicht zwischen geforderten und tatsächlich bewilligten Sozialwohnungen nach Informationen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) zuerst aufgefallen.
In Hamburg sind es rund 400.000 Hamburger, die Anspruch auf geförderten Wohnraum haben. Das Problem: Ihnen stehen jedoch nur 80.000 Sozialwohnungen gegenüber. 2022 kommen bislang 19 hinzu – ein Umstand, der insbesondere in Zeiten von explodierenden Energiepreisen und steigenden Nebenkosten bedenklich ist. Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) weiß um das Verfehlen zuvor ausgemachter Maßnahmen.
Der Einbruch der Genehmigungen für Sozialwohnungen ist dramatisch.
Sie beruft sich auf steigende Kosten, die vor keinem Bauprojekt – egal, ob dem potenziellen Bau einer neuen Elbbrücke in Hamburg oder eben dem Bau von Sozialwohnungen – Halt machen würden. „Gestörte Lieferketten, mangelnde Rohstoffe, verdreifachte Zinsen, das Hin und Her bei den Förderbedingungen der KfW und die gestiegenen Baukosten“ stellen aus Sicht der Senatorin weitere Ursachen für die aktuelle Entwicklung dar.
Hamburg bewilligt 2022 bislang nur 19 Sozialwohnungen – 2021 waren es zum gleichen Zeitpunkt 171
Der Stand um die Sozialwohnungen vermittelt womöglich einen anderen Eindruck – doch tatsächlich liegt die Branche des Wohnungsbaus in Hamburg 2022 alles anderes als brach. 5.600 Wohnungen wurden bislang genehmigt. Im Hamburger Senat schüren nur die wenigsten Zweifel, dass das Ziel von 10.000 Wohnungen noch verfehlt werden könnte. Diese Zahlen konterkarieren Sorgen des Wohnungsmarktes, die zuletzt auch eine Statistik über den Wohnungsleerstand in Hamburg bereitet hatte.
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Hinsichtlich des geförderten Wohnungsraums wirft jedoch vor allem der Vergleich mit den vorherigen Jahren Fragen auf: Zur gleichen Zeit waren es 2021 noch 171 Hamburger Sozialwohnungen – jetzt gerade einmal 19. Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, sprach auch Stapelfeldt unlängst davon, dass die erhoffte Zahl von 3.000 Sozialwohnungen 2022 nicht mehr zu erreichen sei.
„Weitere Bankrotterklärung dieser Senatorin“: Anteil an Hamburger Sozialwohnungen löst Debatte aus
Im Stadtentwicklungsausschuss holte Linken-Politikerin Sudmann zum Rundumschlag aus: Es sei „eine weitere Bankrotterklärung dieser Senatorin“. Weiter heißt es: „Saga, Genossenschaften und sozialorientierte Wohnungsunternehmen brauchen Unterstützung, damit sie weiterhin geförderte Wohnungen bauen.“ Stapelfeldt hingegen verweist unter anderem immer wieder darauf, dass man den genehmigten Anteil an Sozialwohnungen „nicht an dem Halbjahresbericht zum Haushalt“ messen dürfe – so etwa mit dem Gespräch mit dem Abendblatt.
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Der Vergleich mit den letzten drei Jahren zeigt tatsächlich, dass es Hamburg schon einmal gelungen ist, mehr sozial geförderte Wohnungen zu bewilligen. Auch der Einfluss jüngster Ereignisse von Ukraine-Krieg bis hin zur Inflation zahlt auf diese Entwicklung ein. Was frühere Statistiken jedoch auch enthüllen: 2020, als man 2643 Sozialwohnungen genehmigen konnte, waren es nach dem ersten Halbjahr auch nur 34 Wohnungen, die man offiziell bewilligen konnte.