1. 24hamburg
  2. Hamburg

Bücherhalle verbrennt angeblich Bücher, um zu heizen – „Das sind Fake News“

Erstellt:

Von: Kevin Goonewardena

Kommentare

Die Bücherhallen sollen zum Heizen angeblich unnötige Bücher sammeln. Der Aufruf erinnert an die Bücherverbrennungen in Nazi-Deutschland. Bibliothek und Stadt dementieren Fake News.

Hamburg – Ein Foto, das auf dem Messengerdienst Telegram kursierte und ein angeblich im Eingangsbereich einer Hamburger Bücherhalle aufgestelltes Schild zeigte, sorgte im Netz für Wirbel. Zu lesen war dort ein angeblicher Aufruf der Hamburger Bücherhallen, die „Aufgrund der aktuellen Situation [...] unnötigte [Fehler im Original] Bücher für das Recycling von Altpapier für zukünftige Heizungen“ annehmen würden.

Im Netz wurde der vermeintliche Aufruf zur Büchersammlung für Heizzwecke mit „Die Geschichte wiederholt sich!“ kommentiert – auch mutmaßten User, dass Bücher russischer Autoren und Autorinnen besonders gerne genommen würden, berichtet das Faktencheck-Portal der französischen Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP).

An der Geschichte ist nichts dran, es handelt sich dabei um Fake News, wie die Bücherhallen Hamburg mittlerweile über verschiedene Kanäle klargestellt haben.

Lesen Sie auch: Bücherhallen weiten Öffnungszeiten massiv aus – „Wohnzimmer der Stadt“

Name:Bücherhallen Hamburg
Art:kommunales Bibliothekssystem
Zweigstellen:32, 2 Bücherbusse, 1 Zentralbibliothek
Gäste / entliehene Medien:3 Millionen / 11 Millionen (jeweils pro Jahr)

Bücherhallen Hamburg und Stadt dementieren Aufruf: „Das sind Fake News“

So bestätigte Markus Franke, Sprecher der Hamburger Bücherhallen, gegenüber t-online.de, dass an der Aussage auf dem gezeigten Schild nichts dran sei: „Das sind Fake News“, so Franke. Ein solches Schild gebe es in den Bücherhallen gar nicht. Auch auf Twitter hat die Bibliothek bereits in mehreren Tweets auf den vermeintlichen Aufruf reagiert und dessen Echtheit dementiert.

Es ist bedauerlich, dass Fake News über Bibliotheken herhalten müssen, um eigene politische Überzeugungen zu bekräftigen.

Frauke Untiedt, Direktorin Bücherhallen Hamburg in einer Pressemitteilung 

In einer Pressemitteilung vom 2. September bezeichnet die Bibliotheksverwaltung den Aushang als „frei erfundene Nachricht“. Auch die Stadt Hamburg hat bereits reagiert. Enno Isermann, Sprecher der von Senator Carsten Brosda geführten Behörde für Kultur und Medien, schrieb ebenfalls am 2. September an AFP: „Bei dem ‚Aufruf‘ der derzeit im Netz kursiert, handelt es sich in der Tat um Fake. Selbstverständlich ruft keine Bücherhalle zum Sammeln von Büchern auf, um diese zu verbrennen.“

Pro-Russische Journalistin Alina Lipp steckt hinter Telegram-Post

Der Post stammt von Alina Lipp, die heute als „eine der wichtigsten Stimmen russischer Propaganda in Deutschland“ gilt, wie 20min.ch schreibt. „Putins Infokriegerin“ (Junge Welt), ist in Hamburg geboren und an der Leuphana Universität in Lüneburg ausgebildet. Sie ist unter dem Claim „Neues Russland“ unter anderem auf YouTube und Instagram aktiv und bezeichnet sich selbst als „Deutsch-Russische Friedensjournalistin.“

Gebäude der Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg
Das Gebäude der Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg am Hühnerposten: Auch hier steht kein Schild, das zur Abgabe unnötiger Bücher zu Heizzwecken aufruft. Bei der Behauptung handelt es sich um Fake News! © Bücherhallen Hamburg

Die Staatsanwaltschaft Göttingen wirft ihr die Billigung von Straftaten nach § 140 Nr. 2 Strafgesetzbuch (StGB) wegen mehrfacher Äußerungen zum Angriffkriegs Russland auf die Ukraine vor und hat ein Ermittlungsverfahren gegen die 28-jährige eingeleitet. Die Bücherhallen selbst haben in der aktuellen Sache ihrerseits Strafanzeige gestellt.

Lesen Sie auch: Propaganda-Krieg: Welche Rolle die Ex-Grüne Alina Lipp aus Niedersachsen spielt

24hamburg.de Newsletter

Im Newsletter von 24hamburg.de stellt unsere Redaktion Inhalte aus Hamburg, Norddeutschland und über den HSV zusammen. Täglich um 8:30 Uhr landen sechs aktuelle Artikel in Ihrem Mail-Postfach – die Anmeldung ist kostenlos, eine Abmeldung per Klick am Ende jeder verschickten Newsletter-Ausgabe unkompliziert möglich.

Erinnerungen an Bücherverbrennung in Nazideutschland

Die auf Telegram verbreitete Behauptung weckt Erinnerungen an die großflächigen Bücherverbrennungen 1933 während der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland (#keinvergeben #keinvergessen). Literarische Werke von jüdischen, marxistischen oder pazifistischen Schriftstellern, die von den Nazis zuvor auf „Schwarze Listen“ gesetzt wurden, wurden aus inhaltlich-ethischen, -politischen oder -religiösen Gründen insbesondere zwischen Frühjahr und Herbst 1933 zu zehntausenden öffentlich verbrannt. Die Bücherverbrennungen bildeten dabei die Höhepunkte der „Aktion wider den undeutschen Geist“ der Nazis.

Stadt prüft Erlassung der Gasumlage und plant Einrichtung von Härtefallfonds

Was in der aktuellen Situation übrigens in Hamburg kein Fake ist: Während die Bundesregierung derzeit das sogenannte Entlastungspaket 3 vorbereitet, das möglicherweise unter anderem eine Inflationsprämie von bis zu 1500 Euro enthalten wird, plant der Hamburger Senat eigene Maßnahmen zur Entlastung seiner Bürger und Bürgerinnen. Unter anderem prüfen die Verantwortlichen, um Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), die Möglichkeit des Verzichts auf die Gasumlage bei allen Kunden des stadteigenen Energieversorgers Hamburg Energie.

Auch interessant

Kommentare