Gänsemarkt Passage in Hamburg schließt für immer – Abriss besiegelt
Mit dem letzten Tag des März zogen auch die letzten Mieter aus der Gänsemarkt Passage in der Hamburger Innenstadt. 2025 wird hier nach dem Abriss ein Neubau stehen.
Hamburg – Mit der Gänsemarkt Passage endet ab dem 01. April 2022 ein Stück Hamburger Shopping-Geschichte. Der Abriss des Gebäudes markiert auch das Ende eines großen Missverständnisses, denn die in sie gesetzten Hoffnungen konnte die von den Hamburgern nie richtig geliebte Passage nach der Anfangseuphorie nicht erfüllen.
Mit dem Verlust des seit 1980 unter den wachsamen Augen des Dichters Gotthold Ephraim Lessing existierenden sechsstöckigen Gebäudes mit der auffälligen, tannengrünen Fassade, wird sich auch das Aussehen des Gänsemarktes in bester Hamburger Lage verändern. Bereits bis 2025 plant der Projektentwickler Signa an gleicher Stelle einen 250 Millionen Euro teuren Komplex hochzuziehen, der neben Geschäften, Gastronomie und Büros, auch Flächen für etwa 30 Wohnungen bereithalten wird.
Name: | Gänsemarkt |
Standort: | Innenstadt / Neustadt |
Erstmals bebaut: | im 16. Jahrhundert |
Bekannt für: | Lessing-Denkmal, Kontorhäuser |
Gänsemarkt: Einst Standort von Europas größtem Kino – jetzt kommt der Abriss der Passage
Den Platz rahmen alte Kontorhäuser, wie das Girardethaus oder das Lessing-Haus, das an den großen deutschen Dramatiker der Aufklärung erinnert. Wie auch das 1881 auf dem Platz aufgestellte Denkmal des Dichters, der bereits mehr als 100 Jahre zuvor am ersten deutschen Nationaltheater, der „Hamburger Entreprise“ wirkte. Auch das Theater befand sich am Gänsemarkt, später dann ein UFA-Filmpalast. 1929 eröffnet, war das Kino zu der Zeit mit 2665 Plätzen das größte Europas. Bis 1881 fand auf dem Gelände der Hamburger Dom statt, heute lädt das „größte Volksfest im Norden“ dreimal im Jahr insgesamt rund 10 Millionen Besucher auf das Heiligengeistfeld auf Hamburg-St. Pauli.

Gänsemarkt in Hamburg: Wechselvolle Geschichte – vom Bordell-Bezirk zum Zeitungsviertel
Die Geschichte des Gänsemarktes in der Nähe der Oper und des Jungfernstiegs hat viele Gesichter und hält viele Anekdoten bereit. Wie diese: Einst war das Gebiet um den Platz ein ausgewiesener Bordell-Bezirk, der dänische König Friedrich VIII. starb 1912 am Gänsemarkt an einem Herzanfall auf offener Straße – er soll zuvor ein Edel-Bordell besucht haben. Die Ermittlungen der Polizei Hamburg wurden damals eingestellt. Man wollte dem dänischen Königshaus keine Ergebnisse präsentieren, die dieser nicht gefallen könnten.
„Es ist schade, dass wieder so eine Tradition stirbt
Bis in die 1970er Jahre waren fast alle großen Hamburger Tageszeitungen rund um den Gänsemarkt angesiedelt. Das Gebiet auch als „Zeitungsviertel“ bekannt, Hamburger Echo, Hamburger Volkszeitung, Hamburger Anzeiger – nur das Abendblatt gibt es heute noch. 2015 verließ das Abendblatt die Gänsemarkt-Nähe und zog an den Großen Burstah nähe Rödingsmarkt.
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Gänsemarkt Hamburg: Konzept hatte sich überholt
Nun ist Schluss für die Geschäfte wie etwa das 1902 gegründete Traditionsunternehmen Klockmann für Koffer und Taschen, das noch eine Filiale am Flughafen Hamburg betreibt, der Parfümerie Pieper, dem Shop für T-Shirt-Druck „Umkleidekabine“, Butlers, Kult & Co. Einige haben andere Ladenlokale gefunden.
Nicht nur wegen Corona sind die Umsätze zuletzt noch stärker eingebrochen, noch mehr Kunden der Einkaufspassage am Gänsemarkt fern geblieben. Schon vorher standen immer mehr Ladengeschäfte leer. „Die Einzelhandelsflächen entsprechen nicht mehr heutigen Anforderungen. Zudem ist die Gebäudeausstattung nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik“, sagte Sebastian Schmidt, Pressesprecher der Signa bereits Anfang 2021 gegenüber der Hamburger Morgenpost. Doch auch das Konzept ist nie aufgegangen.
Gänsemarkt in Hamburg: Das Vorbild steht in Paris – doch die anfängliche Euphorie erfüllte sich nie
Die Gänsemarkt Passage sollte einmal so werden, wie die berühmte Passage Jouffroy im bekannten Pariser Viertel Montmartre. Von Presse und Politikern wurde die Passage in den 1980ern noch als „großer Wurf“ gefeiert. Das war einmal. Am 01. April 2022 geht ein Stück Hamburger Geschichte, mit dem die Bürger der Hansestadt Hamburg dann doch nie so richtig warm wurden. Persönliche Erinnerungen und Wehmut, dürften dennoch einige Hamburger zum Abschied empfinden. Wie Sarikan Caglayan, Geschäftsführerin des Fresh Green. „Hier war ich schon in meiner Kindheit, wir gingen damals mit Freunden in den UFA-Palast“, erzählt sie dem Abendblatt. *24hamburg.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA