50 Stunden Bahnstreik abgewendet: S-Bahnen in Hamburg fahren – eventuell mit Einschränkungen

Doch kein Streik der EVG! Die Gewerkschaft einigt sich mit der Deutschen Bahn. Auch im Hamburg fahren also die S-Bahnen – eventuell aber nicht reibungslos.
Update von Samstag, 13. Mai 2023, 17:39 Uhr: Der angekündigte Warnstreik im deutschen Nah- und Fern-Zugverkehr ist abgewendet. Weil sich die Verhandlungsparteien der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und der Deutschen Bahn (DB) auf einen Vergleich einigen konnten, kommt es nicht zum befürchteten 50-Stunden-Streik, der auch in Hamburg die S-Bahnen stillgelegt hätte. Das bestätigten die Verantwortlichen der Deutschen Bahn am Samstagnachmittag. Ob der Verkehr in der Hansestadt damit jedoch völlig reibungslos abläuft, ist noch unklar. Die DB-Planer hätten jetzt nämlich alle Hände voll zu tun, heißt es.
„Es wird in den nächsten Tagen leider Einschränkungen im Zugangebot im Fern- und Nahverkehr geben. Die DB steht vor der großen Herausforderung, rund 50.000 Zugfahrten sowie die dazugehörigen Schicht- und Einsatzpläne wieder neu zu planen“, erklärt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Weitere Informationen dazu hoffen die Verantwortlichen der Deutschen Bahn am Sonntagmittag bekannt geben zu können.
50 Stunden Bahnstreik: In Hamburg fahren die S-Bahnen nicht
Ursprungsmeldung von Donnerstag, 11. Mai 2023: Hamburg – Zwei Tage lang soll nichts mehr gehen auf der Schiene: Ab Sonntagabend will die Gewerkschaft EVG den Bahnverkehr in Deutschland für 50 Stunden bestreiken. Für Pendler und Reisende bedeutet das zum dritten Mal im laufenden Tarifkonflikt erhebliche Einschränkungen.
Mit dem bundesweiten Warnstreik will die Gewerkschaft den Druck auf die Arbeitgeberseite im laufenden Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn und 50 weiteren Bahnbetrieben erhöhen. „Da sich an den Verhandlungstischen nur wenig bewegt, wird jetzt noch einmal gestreikt“, teilte EVG-Tarifvorständin Cosima Ingenschay am Donnerstag mit. „Insgesamt streiken wir 50 Stunden und erhöhen damit den Druck deutlich, weil uns die Arbeitgeber keine andere Wahl lassen“, hieß es von Verhandlungsführer Kristian Loroch.
Bahnstreik in Hamburg – Ausfälle bei der S-Bahn und im Regionalverkehr erwartet
Vom Streik betroffen sein wird auch der ÖPNV in Hamburg. Pendler und Hamburger, die auf die S-Bahn, oder die Regionalbahn angewiesen sind, müssen sich eine Alternative suchen. Wie groß die Auswirkungen des Streiks auf Hamburg sind, wird erst im Laufe des Tages bekannt gegeben. Beim letzten Warnstreik standen sämtliche Züge der Deutschen Bahn im Nah- und Fernverkehr stehen. Betroffen war unter anderem auch die S-Bahn.
Gewerkschaft will Bahnverkehr für 50 Stunden lahmlegen
Die Gewerkschaft will bei den Verhandlungen mindestens 650 Euro mehr im Monat für die Beschäftigten herausholen oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Deutsche Bahn will sich hingegen am Abschluss des öffentlichen Dienstes orientieren, der Ende April erzielt wurde.
Was ist ein Warnstreik?
Warnstreiks sind nach dem Ultima-Ratio-Prinzip erst zulässig, wenn alle Möglichkeiten der Verhandlung ausgeschöpft sind. Diese sind dann ausgeschöpft, wenn das Scheitern der Verhandlungen erklärt worden ist. Ein Warnstreik ist eine auf kurze Zeit befristete Arbeitsniederlegung, durch die einer Forderung Nachdruck verliehen, Kampfbereitschaft demonstriert oder gegen etwas protestiert werden soll.
Daran angelehnt hat der bundeseigene Konzern zunächst einen steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleich in mehreren Stufen von insgesamt 2.850 Euro vorgeschlagen. Darüber hinaus sollen Löhne und Gehälter ab März 2024 stufenweise erhöht werden – um insgesamt zehn Prozent für die unteren und mittleren sowie um acht Prozent für die oberen Lohngruppen. Bei der DB arbeiten 180.000 der 230.000 Beschäftigten, für die die EVG aktuell verhandelt.
Ein entscheidender Knackpunkt bei den Verhandlungen war zuletzt der gesetzliche Mindestlohn: Rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten diesen aktuell bei der DB nur über Zulagen. Die EVG will vor den Verhandlungen über Tariferhöhungen zunächst den Mindestlohn von zwölf Euro in der Gehaltstabelle verankern. Etwaige Verhandlungsergebnisse würden dann auf diese zwölf Euro angerechnet. Einen Vorschlag der Bahn, mit dem die 12 Euro rückwirkend zum März dieses Jahres in die Tabellen aufgenommen werden sollten, wies die Gewerkschaft diese Woche zurück. (DPA/EB)
Auch in Niedersachsen streikt die Bahn. Während die Straßenbahnen in Bremen noch fahren, soll es im Zug und Güterverkehr zu enormen Einschränkungen kommen.