Hamburg soll ein Badeschiff bekommen – nach Berliner Vorbild
Ein schwimmendes Freibad in Hamburg ist seit Jahren in der Diskussion. Jetzt macht die Politik Druck. Als Standort ist der Hamburger Süden im Gespräch.
Hamburg – Geht jetzt alles ganz schnell oder verliert sich das Projekt in den Mühlen der Hamburger Bürokratie? Das Ansinnen jedenfalls dürfte bei vielen Hamburgern auf Interesse stoßen: Am südlichen Elbufer soll künftig ein Badeschiff liegen – eine Premiere für die Stadt. Andere Städte wie Berlin oder Wien bieten bereits ein ähnliches Konzept erfolgreich an. Da soll nun auch Hamburg folgen, wie Plänen des Harburger Bezirksamts zu entnehmen ist. Doch wie schnell kann das Projekt in die Realität umgesetzt werden? Noch gibt es einige Hürden – und vor allem kein wirtschaftliches Konzept. Der aktuelle Stand des Projekts im Überblick.
Bezirk: | Harburg |
Einwohner: | Knapp 170.000 |
Bezirksamtsleiterin: | Sophie Fredenhagen (parteilos) |
S-Bahn-Anbindungen: | S3 und S31 |
Badeschiff wie in Berlin: Freibad in Hamburg auf der Elbe geplant
Ein Badeschiff nach Berliner oder Wiener Vorbild ist in Hamburg bereits seit Jahren im Gespräch – konkret an der Elbe im Harburger Binnenhafen. Doch immer wieder gab es Argumente dagegen. So hieß es etwa aus der Wirtschaftsbehörde, dass am einst geplanten Standort an der Kaimauer des Treidelwegs kein Platz sei. Grund: Binnenschiffe fahren dort regelmäßig lang und brauchen den Platz. Doch inzwischen hat der Bezirk dort im Rahmen eines Sanierungskonzeptes Liegeplätze für Gastro-Schiffe vorgesehen – hier könnte also auch ein Badeschiff Platz finden.

Und genau dieser Vorschlag kommt nun vom Harburger Bezirksamt, berichtet das Hamburger Abendblatt. Neben einem Beachclub im Harburger Binnenhafen könnte ein Badeschiff den Anforderungen in dem Gebiet gerecht werden. Denn eine Analyse hat ergeben, dass vorrangig junge Erwachsene zwischen 25 und 49 Jahren in dem Gebiet wohnen. Auch interessant: Badeseen in und um Hamburg: Das sind die besten Geheimtipps für den Sommer.
Badeschiff im Harburger Binnenhafen: „Nur durch angeschlossene Gastronomie wirtschaftlich“
Und so müssen zunächst bürokratische und wirtschaftliche Fragen geklärt werden. Das beinhaltet etwa die Suche nach einem Betreiber, der die hohen Anfangskosten nicht scheut. „Man benötigt außer dem eigentlichen Schwimmbecken auch noch Flächen, um die Technik zur Wasseraufbereitung sowie sanitäre Anlagen unterzubringen, wegen des Hafenbetriebes Schutzdalben, eine Steganlage sowie Ver- und Entsorgungstechnik“, zitiert das Abendblatt Baudezernent Hans-Christian Lied. „Über Eintrittskarten lässt sich das schwer erwirtschaften. Badeschiffe in anderen Städten sind nur durch die angeschlossene Gastronomie wirtschaftlich“, so der Baudezernent weiter.
Badeschiff in Berlin – 30 Meter lang, 295 Kubikmeter Wasser
Das Marketing der Stadt Berlin für das Badeschiff in der Spree kommt nicht ohne Superlative aus: „Das Badeschiff gehört zu den außergewöhnlichsten Strandbars Berlins und ist ein Sinnbild für die moderne, kreative Hauptstadt.“ Der schwimmende Pool mit Süßwasser ist ein umgebauter 30 Meter langer Schubleichter mit einer Tiefe von 2,05 Metern. Der Betrieb läuft seit 2004 in Alt-Treptow. Das Wasserbecken fasst 295 Kubikmeter Wasser mit einer Temperatur von rund 24 Grad Celsius.
Schwimmendes Freibad in Hamburg: Badeschiff seit 2008 im Gespräch
Dass es jetzt plötzlich schnell geht, dagegen spricht auch die Historie des Vorhabens. Bereits 2008, also vor gut 14 Jahren, hatte die Bezirksversammlung einem Schwarz-Grünen Antrag zugestimmt, mögliche Standorte für ein Badeschiff in Harburg zu prüfen. Vor gut drei Jahren bekräftigte die CDU das Vorhaben noch einmal mit einem Antrag, der ein Badeschiff im Harburger Binnenhafen forderte. Doch auch 2022 ist noch immer nichts passiert.
Immerhin: So konkret wie jetzt waren die Pläne lange nicht. Baudezernent Hans-Christian Lied hofft, dass sich ein möglicher Badeschiff-Bewerber auch für die Beachclub-Fläche bewirbt – oder andersherum. Das sogenannte „Interessenbekundungsverfahren“ soll in Kürze eingeleitet werden. Übrigens: Künftig soll Harburg zu „Little Istanbul“ werden.