Ottensen autofrei: Neues Mega-Vorhaben für beliebten Stadtteil
Vor zwei Jahren stoppte ein Gericht das Modellprojekt Ottensen autofrei. Nun startet ein neuer Versuch den Stadtteil verkehrsärmer, leiser, sauberer und sicherer zu machen.
Hamburg - Unter dem Kampagnennamen „Ottensen macht Platz“ verwandelte eine Initiative die Ottensener Hauptsraße im Spätsommer 2019 in eine Fußgängerzone - verlegter Kunstrasen, Bänke zum Verweilen und sogar Tischtennisplatten inklusive. Nach nur wenigen Monaten stoppte ein Gericht das Modellprojekt vor Ende des eigentlich anvisierten Zeitraums. Doch die Idee eines autofreien Stadtteils blieb - mehr als 12.000 Einwohner und Einwohnerinnen pro Quadratkilometer machen Ottensen zu einem der am dichtesten besiedelten Stadtteile Hamburgs. Wenig Platz, für diejenigen die dort wohnen und zu wenig, um diesen auch noch mit Autos zu teilen. Wie dieser Platz anders und vor allem von weniger Autos genutzt werden soll – also quasi Ottensen autofrei – stellten jetzt die Initiatoren des Nachfolgeprojekts „freiRAUM“ Ottensen vor.
Name des Stadtteils: | Hamburg-Ottensen |
Bezirk: | Altona |
Fläche: | 2,8 km² |
Bevölkerung: | 35.136 (31. Dez. 2020) |
Ottensen autofrei: Diese Straßen sollen für Autoverkehr gesperrt werden
Der favorisierte von vier Entwürfen zur Ausgestaltung von „freiRAUM Ottensen“ sieht eine Sperrung der Kerngebiete für den Autoverkehr zwischen 11 Uhr vormittags und 23 Uhr abends vor. Das berichtet unter anderem die Hamburger Morgenpost. Vorhaben dieser Art sind deutschlandweit umstritten. Bundesweit Schlagzeilen machte etwa die Umwandlung der beliebten Friedrichstraße in Berlin zu einer Fußgängerzone. Die geplanten Ottensen autofrei Gebiete umfassen Teilbereiche der Straßen Ottenser Hauptstraße, Bahrenfelder Straße, Rainstraße, Kleine Rainstraße, Große Brunnenstraße, Am Sood, bei der Reitbahn und den Spritzenplatz und damit im wesentlichen den Kern des Stadtteils. In der österreichischen Hauptstadt Wien geht man sogar noch extremere Wege: Die Innenstadt der Millionenmetropole Wien soll in Zukunft nahezu autofrei werden. Ausgenommen von dem Fahrverbot in den genannten Straßen sollen Taxen, Busse, Fahrzeuge des MOIA-Dienstes und Fahrzeuge mit Sondergenehmigungen sein, heißt es weiter.

Projekt Ottensen autofrei: Mehr als 300 Parkplätze sollen weichen
Die Umsetzung des Entwurfs sind ferner die Streichung von mehr als 300 Parkplätzen, davon 155 im Kerngebiet und 175 weiteren im angrenzenden Projektgebiet vor. Im Kerngebiet sollen nach Bericht der Tageszeitung 90 Parkplätze erhalten bleiben. Stationäres Carsharing ist eines der Mobilitätsangebote das im Gegenzug ausgebaut werden soll. Wie der gewonnene Platz konkret genutzt werden soll, wird noch diskutiert. Die Überlegungen beinhalten etwa Gehwege, Sitzgelegenheiten, Außengastronomie und Spielangebote. Die Kosten für die Maßnahmen zur Um- und Neugestaltung beziffern die Planer auf rund 7 Millionen Euro.
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Ottensen autofrei: Breites Bündnis für autoarmen Stadtteil
Hervorgegangen ist „freiRAUM Ottensen“ aus dem Vorgängerprojekt „Ottensen macht Platz.“ Die Gruppe Anwohner und Anwohnerinnen die das Projekt damals initiiert haben, sind allerdings nicht mehr dabei. In einem Statement verwiesen sie darauf, dass die jetzigen Pläne kein Ottensen autofrei, sondern lediglich ein autoarmes Ottensen vorsehen und kritisierten die Beteiligungsmöglichkeiten und die ihrer Meinung nach nicht gegebene langfristige Ausrichtung des Konzepts.
Dem Projekt-Beirat „freiRAUM Ottensen“ gehören 16 Vertreter und Vertreterinnen an. Unter anderem sind die Handwerkskammer Hamburg, die Handelskammer der Hansestadt, die Bezirksgruppe Altona des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC), des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), aber auch der ansässigen Gastronomen, Händler und Handwerker, sowie der Anwohner und Anwohnerinnen nach verschiedenen Altersgruppen gruppiert, vertreten.
Weniger Autos in Ottensen: Projekt-Pläne könnten schon Ende Mai beschlossen werden
Während gegen andere ähnliche Projekte in Hamburg die Händler Sturm laufen, ist dies hier nicht der Fall. Die Pläne für „freiRAUM Ottensen“ müssen allerdings noch den Ausschuss für Verkehr Bezirk Altona passieren. Das könnte Ende des Monats soweit sein. Am 23. Mai findet eine öffentliche Anhörung zu den Plänen statt. Kein Bestandteil des Projekts „freiRAUM Ottensen“, ist die Idee der SPD- und Links-Fraktion im Bezirk das Ottensener Kopfsteinpflaster für Radfahrer abzuschleifen.