Ausgangssperre an Weihnachten: Drohen Lockdown und Kontaktbeschränkungen?
Weihnachten 2021 droht ein Déjà-vu. Es könnte angesichts der hohen Corona-Inzidenz wieder zu Kontaktbeschränkungen oder gar einem Lockdown kommen.
Berlin – Flächendeckend gilt 2G-plus. Ob diese Maßnahme bis Weihnachten eine Verbesserung der allgemeine Coronalage bringt, ist offen. Was hohe Inzidenzen und Notfallbettenbelegungen für die Festtage bedeuten könnten, verdeutlicht ein Blick auf Weihnachten 2020. Die genauen Regeln für 2021 stehen noch nicht fest. Die aktuelle Coronaverordnung soll bis zum 22. Dezember gültig sein. Welche Auswirkungen die Corona-Variante Omikron auf sie hat und ob die Verordnung früher als geplant angepasst wird, ist unklar.
Virus | Coronavirus, Covid-19 |
Krankheitserreger | SARS-CoV-2 |
Vorkommen | weltweit |
Neuentdeckte Variante aus Südafrika | Omikron (B.1.1.529) |
Weihnachten 2021 in Deutschland: Kommt eine Ausgangssperre oder gar ein Lockdown?
Als erste Partei ist „Die Linke“ vorgeprescht. Sie forderte angesichts der angespannten Corona-Lage die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht und einen Lockdown. „Wir brauchen jetzt akute Maßnahmen. Die Linke steht an der Seite der Wissenschaft und fordert deshalb einen Lockdown sowie eine allgemeine Impfpflicht für Volljährige als Mittel zum Kampf gegen die herrschende Sars-CoV-2-Pandemie“, heißt es in einem Beschluss des Parteivorstands vom Dienstagabend.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hält zur Eindämmung der Corona-Pandemie Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte für notwendig. „Der Bund muss die Rechtslage ändern“, sagte Schwesig am Mittwoch im ZDF- „Morgenmagazin“.

Die FDP meinte: Wir unterstützen den Weg des designierten Bundeskanzlers Olaf Scholz in der Corona-Krise. „Wir plädieren gemeinsam dafür, dass die Länder ihre bestehenden Möglichkeiten zur Kontaktbeschränkung nutzen. Zugleich wollen wir pauschale und flächendeckende Lockdowns vermeiden.“
Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) meinte nach der Bund-Länder-Konferenz vom Dienstag, dass man deutliche Einschränkungen für Ungeimpfte brauche.
Während Bundes- und Landespolitik sich zum Thema „Kontaktbeschränkungen an Weihnachten“ noch bedeckt halten, sind die Bürger wenig optimistisch. Das Meinungsforschungsinstituts YouGov hat in der „Frage des Tages“ genau dies am Montag wissen wollen. 71 Prozent der Befragten gehen von einem Lockdown über die Festtage aus. Gut ein Fünftel der Befragten hält dagegen: 22 Prozent glauben weniger an einen neuen Lockdown.
Experten warnten schon im Sommer vor möglichen Kontaktbeschränkungen an Weihnachten
Bereits im Sommer hat die Mehrheit der Experten gesagt, dass im Herbst und Winter hohe Fallzahlen zu erwarten seien. „Das war also mit Ansage“, sagte Virologe Hendrik Streeck. Und schickt die düstere Prognose gleich hinterher: „Wir werden nicht darum herumkommen, dass wir in gewisser Weise wieder Kontaktbeschränkungen haben werden.“ Diese Aussage bezog nicht explizit auf Weihnachten, sondern auf alle Veranstaltungen im Dezember.
Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte Virologe Stephan Ludwig von der Universität Münster: „Wenn wir so weitermachen wie bisher“ ist ein erneuter Lockdown an Weihnachten nicht auszuschließen. „Er sei noch vermeidbar, bleibe aber im Bereich des Möglichen.“ Weitere Experten sehen eine Chance darin, dass möglichst viele vor Weihnachten ihre dritte Impfung („Booster“) bekommen.
Der „Focus“ hat sich mit einem Experten unterhalten und diesen nach seiner Corona-Prognose für die unmittelbare Zukunft gefragt. Ralf Reintjes, Professor für Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, spricht von „gesellschaftlichen Entscheidungen“ und vom „Handeln jedes Einzelnen“.
Weihnachten 2020: So war die Kontaktbeschränkung in Niedersachsen
Kontaktbeschränkungen an Weihnachten sind nichts Neues. 2020 gab es sie bereits, mit Ausnahmen. „Weihnachten ist ein ganz besonderes Fest“, betonte damals die stellvertretende Leiterin des Corona-Krisenstabs, Claudia Schröder. „Wenn wir verhindern wollen, dass dieses Virus ganz gesellig mitfeiert“, müssten die Kontakte aber auch über Weihnachten reduziert werden, so Schröder. Allerdings gab es über die Feiertage, vom 24. bis 26. Dezember, klar definierte Lockerungen.
So durften sich der eigene Hausstand mit bis zu vier weiteren Personen treffen. Kinder bis einschließlich 14 Jahre zählen dabei nicht mit. Die Menschen, die zusammenkamen, müssen allerdings aus dem engsten Familienkreis stammen oder Verwandte in gerader Linie sein.
Hamburg: Weihnachten 2020 mit Kontaktbeschränkungen
In Hamburg durften sich vor Weihnachten nur fünf Menschen aus zwei Haushalten privat treffen. Anders sah es an Weihnachten aus. Vom 24. bis zum 26. Dezember ist es auch größeren Familien erlaubt, zusammen zu feiern. Das konnte ein Haushalt mit Angehörigen eines weiteren gemeinsamen Haushalts sein, jedoch höchstens fünf Personen. Oder ein Haushalt mit bis zu vier weiteren Personen aus weiteren Haushalten, sofern es sich um Familienangehörige und deren Haushaltsangehörige handelt. Kinder unter 14 Jahren waren von dieser Sonderregelung ausgeschlossen.
Kontaktbeschränkungen in Schleswig-Holstein 2020
Bis zum 10. Januar 2021 durften sich in Schleswig-Holstein nur fünf Personen aus maximal zwei Haushalten privat treffen. Eine Ausnahme gab es für die Weihnachtstage vom 24. bis 26. Dezember. Es waren Treffen des eigenen Hausstandes mit bis zu vier Personen aus dem engen Familienkreis möglich. Hotelübernachtungen für Verwandtenbesuche über Weihnachten sind nicht gestattet. Zum engsten Familienkreis gehörten Ehegatten, Lebenspartner und Partner einer nicht-ehelichen Lebensgemeinschaft, Geschwister, Geschwisterkinder und deren jeweilige Haushaltsangehörige. (Mit Material der dpa) * kreiszeitung.de ist Angebote von IPPEN.MEDIA.