„aufgefangen“: Stadt bündelt Kräfte gegen Lebensmittelverschwendung
Das große Engagement in Hamburg gegen die Lebensmittelverschwendung soll jetzt noch effektiver unterstrichen werden. Die Stadt startet eine Initiative.
Hamburg – 12 Millionen Tonnen – das ist viel. Generell. Aber vor allem, wenn es sich dabei um Lebensmittel handelt. Denn 12 Millionen Tonnen schmeißen die Verbraucher in Deutschland jedes Jahr in die Abfalltonne. Um dieses Problem etwas sichtbarer zu machen und um effektiver dagegen vorzugehen, ist am Mittwoch, 13. Juli 2022, die Initiative „aufgefangen“ gestartet– auch die Hansestadt Hamburg macht mit. Großen Eifer bei der Thematik gebe es dabei sowieso schon, freut sich Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina (Die Grünen).
Name: | Behörde für Justiz und Verbraucherschutz |
Leitung: | Anna Gallina (Die Grünen) |
Sitz: | Drehbahn 36, 20354 Hamburg |
Haushaltsvolumen: | 360 Millionen Euro (Stand 2019) |
„aufgefangen“: Initiative will Thema Lebensmittelverschwendung sichtbarer machen
„In Hamburg gibt es bereits an vielen Stellen ein Engagement gegen Lebensmittelverschwendung“, so die Chefin der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz (BJV) bei der Vorstellung der Initiative. „Die Initiative will diesen Einsatz für mehr Nachhaltigkeit bündeln und konzentrieren, das Thema noch sichtbarer machen und damit einen Beitrag leisten, um Lebensmittelverschwendung weiter einzudämmen.“ Engagement, das übers Ziel hinausschießt, konnte man Anfang des Jahres beobachten, als sich Aktivisten im Namen des Kampfes gegen Lebensmittelverschwendung auf der Köhlbrandbrücke festklebten.

Konkrete Ziele der Initiative sind es, Erfahrungen auszutauschen, gemeinsame Projekte zu entwickeln und Lebensmittelspenden von Privathaushalten und Betrieben zu fördern sowie Bürgern und Bürgerinnen gibt die Initiative online Tipps, um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Dazu gehören etwa:
- Gute Planung: Planen Sie Ihre Mahlzeiten und Einkäufe: Überlegen Sie genau, was Sie brauchen und in einem absehbaren Zeitraum verbrauchen werden.
- Kleine Portionen: Der Teller muss nicht immer randvoll sein. Jeder kann einen „Nachschlag“ bekommen, wenn sie/er noch Hunger hat. Was aber einmal auf dem Teller ist, wird meistens nicht wieder verwertet.
- Richtige Kühltemperatur: Damit Lebensmittel im Kühlschrank frisch bleiben und nicht schlecht werden, sollte der Kühlschrank eine Kühltemperatur von 1 bis 5 Grad Celsius haben.
- Schalen und Verdorbenes werden zu Energie und Kompost: Wer frisches Obst und Gemüse verarbeitet, hat unvermeidliche Reste. Aus Zubereitungsresten und Verdorbenem kann die Stadtreinigung Hamburg Biogas und Kompost gewinnen – wenn die Gemüsereste in der Bio-Tonne landen. Die Stadtreinigung hilft zudem mit kostenlosen Biotüten aus umweltfreundlichem, gewachstem Papier.
Pilotprojekt: „Fairteiler“ auf dem Gut Karlshöhe
Konkret wurde es auch bei einem Projekt, das gleichzeitig mit der Initiative startet: Im Umweltzentrum „Gut Karlshöhe“ soll nun ein sogenannter „Fairteiler“ entstehen – also ein fairer Verteiler. Ein Fairteiler fungiert als zentrale Anlaufstation für Privatpersonen und Betriebe, die unkompliziert Lebensmittelreste spenden wollen. Jeder Bürger kann dann kostenlos darauf zugreifen.
Bekannt und gewachsen ist die Idee schon durch den Verein „foodsharing“, der im Hamburger Gebiet in Kooperation mit Anwohnern oder anderen Vereinen eine handvoll dieser Stationen betreibt. Durch das Pilotprojekt auf Gut Karlshöhe in Bramfeld soll jetzt ein halbes Jahr genau hingeguckt werden: Arbeitsabläufe optimieren, die Finanzierung sicherstellen und alle relevanten Fragen zur Lebensmittelsicherheit klären. „In einem halben Jahr wollen die Hamburger Klimaschutzstiftung, foodsharing und die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz die Ergebnisse präsentieren“, heißt es in der Pressemitteilung des Senats.
Klimaschutz und Nachhaltigkeit: Karin Gaedicke und Anna Gallina stimmen überein
Darüber freut sich auch Karin Gaedicke, Leiterin der Hamburger Klimaschutzstiftung, die Trägerin des Gut Karlshöhe ist: „Lebensmittelnachhaltigkeit ist für uns als Bildungseinrichtung für alle Hamburger und Hamburgerinnen ein wichtiges Thema. Das Vorhaben würde inhaltlich gut unsere neuen Erlebnisstationen auf Gut Karlshöhe ergänzen, die sich modellhaft mit nachhaltigen landwirtschaftlichen Kreisläufen beschäftigen.“
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Auch Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina knüpft die Verbindung zwischen 12 Millionen Tonnen Lebensmittelverschwendung und Klimaschutz: „Wir verschwenden damit dringend benötigte Ressourcen und schaden der Umwelt und dem Klima.“
Edeka, Rewe, HSV – Diese Unternehmen sind bei „aufgefangen“ dabei
Mit diesem Statement und dem damit verbundenen Handlungsaufruf steht die Verbraucherschutzbehörde nicht allein: Denn als Partner der Initiative sind bekannte Größen aus der Hansestadt mit dabei: Edeka, Rewe, Fleischerinnung Nord, Hela Gewürzwerke, Hobenköök, Hamburger SV, Ohne Gedöns, Streubar, Stückgut, Too Good To Go, Hamburg CruiseNet, Tui Cruises, Bösch Boden Spies, die Hamburger Klimaschutzstiftung (Gut Karlshöhe) und Wünsche Handelsgesellschaft International.
Sie alle haben bereits Projekte gegen Lebensmittelverschwendung auf den Weg gebracht und freuen sich, darüber, mit der Verwaltung und neuen Partnern ins Gespräch zu kommen. Unterstützt werden sie dabei auch von den Kooperationspartnern der Initiative: der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA), der Großmarkt Hamburg, die Verbraucherzentrale Hamburg und foodsharing e.V.
Dass dem Thema immer mehr Bedeutung beigemessen wird, zeigt sich auch auf Gesetzesebene: Im Mai trat eine Gesetzesänderung der Ampel-Koalition in Kraft, die es Mitarbeitern in Supermärkten erleichtert, kurz vorm Mindesthaltbarkeitsdatum stehende Lebensmittel zu vergünstigen.