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Amoktat in Hamburg – Polizist soll Hinweise auf Killer Philipp F. verschwiegen haben

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Von: Elias Bartl

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Ein Mitarbeiter der Hamburger Waffenbehörde soll einen Hinweis auf den Amok-Schützen nicht dokumentiert und weiterverfolgt zu haben. Mittlerweile wurde er freigestellt.

Hamburg – Am 9. März 2023 ereignete sich in Hamburg eines der schlimmsten Verbrechen in der Geschichte der Hansestadt. Um kurz nach 21 Uhr eröffnete der 35-jährige Philipp F. das Feuer auf die Gemeinde der Zeugen Jehovas und tötete sieben Menschen, bevor er sich selbst erschoss. Nach der schrecklichen Amoktat stellt sich die Frage, ob diese Tat hätte verhindert werden können. Nach neuen Erkenntnissen wird es konkret: Trägt ein Polizeibeamter der Waffenbehörde eine Mitschuld an dieser Tragödie?

Amoklauf bei Zeugen Jehovas in Hamburg: Polizist wohl mit Interessenskonflikten und Verfehlungen

Nach Amoklauf in Hamburg mit mehreren Toten und Verletzten
Polizeibeamte stehen vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf. © Markus Scholz/dpa

Laut Recherchen der Zeit steht ein Polizist im Verdacht, einen Hinweis auf die Gefährlichkeit des Amok-Schützen nicht dokumentiert und weiterverfolgt zu haben. Der Beamte soll zudem enge Verbindungen zu dem Sportschützenclub „Hanseatic Gun Club“ haben, in dem Philipp F. aktiv gewesen war. Dies wirft Fragen über mögliche Interessenkonflikte und Verfehlungen der Polizei auf.

Die Waffenbehörde hatte bereits im Januar einen anonymen Hinweis auf eine mögliche psychische Erkrankung von Philipp F. erhalten und daraufhin eine Standardkontrolle durchgeführt, bei der F. kooperativ war und keine relevanten Beanstandungen vorlagen. Allerdings wurde später bekannt, dass auch ein Verwandter von F. im Januar dem „Hanseatic Gun Club“ mitgeteilt haben soll, dass der 35-Jährige psychisch krank sei und immer aggressiver werde.

Polizeisprecher: Beamter „mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben in der Waffenbehörde entbunden“

Es steht nicht gut um den Polizeipräsidenten Ralf-Martin Meyer. Die LINKE fordert nun den Rücktritt.
Polizeipräsidenten Ralf-Martin Meyer hat steht wegen vieler Fragezeichen rund um eine mögliche Prävention der Tat in der Kritik. Die Linke forderte unlängst seinen Rücktritt. © Marcus Brandt/dpa

„Polizeipräsident Ralf Martin Meyer hat Ende März Verwaltungsermittlungen angeordnet, um durch die Beschwerde- und Disziplinarabteilung prüfen zu lassen, ob es durch eine Person in der Waffenbehörde disziplinarrechtliche Verfehlungen gegeben hat“, bestätigt Polizeisprecher Holger Vehren am Mittwoch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Nachdem dieser Vorwurf sich bestätigt hat, ist ein formelles Disziplinarverfahren eingeleitet und dem Beamten gestern eröffnet worden.

Polizeisprecher Holger Vehren

Der Mitarbeiter wurde mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben in der Waffenbehörde entbunden und „wird auf eine noch mit der Personalabteilung abzustimmende Funktion umgesetzt“, sagte Vehren. Der Beamte soll seiner Beratungs- und Unterstützungspflicht nicht nachgekommen sein.

Interne Ermittlungen gegen Mitarbeiter der Waffenbehörde laufen

Nun prüft das Dezernat für Interne Ermittlungen also, ob es tatsächlich Kontakte zwischen dem „Gun Club“ und der Polizei gegeben hat und ob der Beamte der Waffenbehörde einen frühzeitigen Hinweis auf die Gefährlichkeit von F. verschwiegen hat.

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Auch die Generalstaatsanwaltschaft prüft mögliche strafrechtliche Vergehen, während die Beziehungen des Polizisten zum „Gun Club“ untersucht werden. (Mit Material der dpa)

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