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Amoklauf von Hamburg: Ermittler geben neue Details bekannt

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Von: Fabian Raddatz

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Der Schrecken der Amoktat von Hamburg hallt nach: Nun haben Ermittler auf einer Pressekonferenz neue Details bekannt gegeben.

Hamburg – Acht Menschen tot, neun verletzt – vier davon schwer. Der Amoklauf von Hamburg in einem Gemeindezentrum der Zeugen Jehovas sorgte bundesweit für Schrecken und Fassungslosigkeit. Nun haben Ermittler auf einer Pressekonferenz neue Details zu der Wahnsinns-Tat bekannt gegeben.

Amoklauf von Hamburg: Ermittler geben neue Details bekannt
Andy Grote (hinten 3.v.r, , SPD), Senator für Inneres und Sport in Hamburg, Polizeipräsident Ralf Martin Meyer (hinten 4.v.r), Arnold Keller (5.v.r) von der Generalstaatsanwaltschaft und Uwe Stockmann (6.v.r), Landeskriminalamt Hamburg, stellten sich im Hamburger Rathaus den Fragen der Journalisten. © Marcus Brandt/dpa

So gab es bereits im Vorfeld viele Fragen: Hätten Behörden (früher) reagieren müssen? Ist der Täter zu einfach an seine Waffe gekommen oder wurden anonyme Hinweise, der Mann sei psychisch auffällig, nicht ernst genommen? Wäre er womöglich einem Psychiater oder Psychologen aufgefallen?

Amoklauf von Hamburg: Hinweise auf psychische Krankheit des mutmaßlichen Täters lagen offenbar vor

Zunächst informierte der stellvertretende Leiter des Hamburger Staatsschutzes, Uwe Stockmann, über den Gesundheitszustand der Überlebenden des Massakers. So würden sich alle neun Personen nach wie vor im Krankenhaus befinden. Eine von ihnen schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Bei allen anderen sei der Zustand stabil.

Insgesamt neun Menschen seien bei der Tat körperlich verletzt worden, sieben von ihnen erlitten Schusswunden. Sieben der Verletzten wohnten in Hamburg, zwei in Schleswig-Holstein, sagte Stockmann.

Ermittler sicher: Mutmaßlicher Amokschütze Philipp F. war Einzeltäter

Zur Tatwaffe sagten die Ermittler: Der mutmaßliche Todes-Schütze Philipp F. habe die Teile der Waffe legal im Internet gekauft. Philipp F. war Sportschütze, hatte eine Waffenbesitzkarte. Auch lägen keinerlei Hinweise vor, dass der mutmaßliche Täter in einer Gruppe gehandelt habe.

Philipp F. sei ein Einzeltäter gewesen, der psychische Auffälligkeiten aufweise. Es gebe keine Anhaltspunkte für seine Einbindung in Täterstrukturen oder rechtsextremistische Netzwerke

Hätte die Tat in Hamburg verhindert werden können?

Es gab laut den Ermittlern Hinweise, dass F. psychisch erkrankt war. So hatte die Waffenbehörde gebeten, F. psychischen Gesundheitszustand zu überprüfen. Nachdem ein anonymer Hinweis eingegangen war, wurde nach dem Buch gesucht, das F. verfasst haben soll. Darin fanden sich krude Thesen und zahlreiche antisemitische Einschläge.

Doch eine kurze Google-Suche der Waffenbehörde blieb laut den Ermittlern ohne Ergebnis. Ein Sprecher verteidigte gegen den Vorwurf der ungenügenden Recherche: „Die Waffenbehörde ist eine Verwaltungs- und keine Ermittlungsbehörde.“

Nach dem Amoklauf in Hamburg
Blumen und Kerzen vor dem Eingangsbereich eines Gemeindehauses der Zeugen Jehovas. © Christian Charisius/dpa

Zwei Polizeibeamte der Behörde hätten zudem im Januar einen unangekündigten Besuch bei F. durchgeführt. Doch ein allgemeines Gespräch mit F. habe keine Hinweise auf eine psychische Erkrankung geliefert, hieß es. Auch habe F. die Waffen und Magazine ordnungsgemäß in einem Safe gelagert.

Amoklauf von Hamburg sei „das schlimmste Verbrechen in der jüngeren Geschichte unserer Stadt“

Bei der Tat am vergangenen Donnerstag starben sieben Menschen und der Täter selbst, acht weitere Menschen wurden verletzt. Zu den Toten zählt die Polizei auch ein ungeborenes Kind. Der Amoktäter hatte mehr als 100 Mal geschossen. Bei den Todesopfern handelt es sich den Angaben zufolge um vier Männer, zwei Frauen und einen weiblichen Fötus im Alter von 28 Wochen. Die Männer und Frauen seien zwischen 33 und 60 Jahre alt.

Über das genaue Motiv von Philipp F. wird weiterhin gerätselt. Der anonyme Hinweisgeber habe die Waffenbehörde auf dessen «besondere Wut auf religiöse Anhänger, besonders gegenüber den Zeugen Jehovas» aufmerksam gemacht.

„Eine Amoktat dieser Dimension – das kannten wir bislang nicht. Das ist die schlimmste Straftat, das schlimmste Verbrechen in der jüngeren Geschichte unserer Stadt“, sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote bereits im Vorfeld der Pressekonferenz.

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