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Bittere Bilanz in Hamburg: Über 100 Tiere abgegeben – einige schwerkrank

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Von: Bona Hyun

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Der Hamburger Tierschutzverein ist völlig ausgelastet: Mehr als 100 Tiere wurden abgegeben – für einige kam jede Hilfe zu spät.

Update vom 01. August 2022 um 16:42 Uhr: Zur Halbzeit der großen Sommerferien zieht der Hamburger Tierschutzverein (HTV) eine düstere Bilanz: Bereits 109 Tiere wurden seit Ferienbeginn abgegeben. „Am Wochenende sind schon wieder Fundtiere reingekommen – insgesamt 11 Tiere“, wird Cathleen Stefmann vom HTV von RTL Nord zitiert. Tieraussetzungen will der HTV jetzt strafrechtlich verfolgen. Am 24. Juli 2022 endete die Aussetzung für drei Zwergkaninchen tödlich: Sie wiesen Symptome einer Seuche auf und verstarben alle. Zum ähnlichen Zeitpunkt sollen Katzenbabys mit gefährlicher Augenkrankheit ausgesetzt worden sein. „Wir wissen gar nicht mehr, wo wir anfangen sollen“, sagte Tierschutzberaterin Gina Lularevic in einer Pressemitteilung. Viele Menschen könnten sich die zusätzlichen Tierarztkosten womöglich nicht leisten und setzen die Tiere deshalb aus.

Erstmeldung vom 15.Juli 2022 um 11:26 Uhr: Hamburg – Der Hamburger Tierschutz (HTV) befürchtet einen neuen Höchstwert – bereits in den vergangenen drei Wochen wurden knapp 100 mutmaßlich ausgesetzte Tiere im Hamburger Stadtgebiet gefunden und direkt ins Tierheim gebracht oder vom Tierrettungsdienst abgeholt. Einige mussten auf dem Weg zur Versorgungsstelle erlöst werden. Dass Tierheime brechend voll sind, liegt nicht nur an Corona. Den Hamburger Tierheimen droht ein Zusammenbruch, weil es ihnen auch an Personal mangelt. Bleiben die Stellen unbesetzt, könnte ein Aufnahmestopp drohen.

Tierschutzverein in Hamburg:Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V.
Adresse:Süderstraße 399, 20537 Hamburg
Telefon:040 2111060

Hamburger Tierschutzverein befürchtet hohe Abgabewelle in den Sommerferien

97 ausgesetzte Tiere in Hamburg zählte der Hamburger Tierschutz – darunter 44 Katzen, zehn Kleintiere und 18 exotische Vögel. Vier der Katzen, drei Wellensittiche sowie zwei Haustauben verstarben noch auf dem Weg zur tierärztlichen Versorgung. Trotz aller Bemühungen wurden sie eingeschläfert, wie hamburg-magazin.de und das Abendblatt berichten. Solche Vorfälle ereignen sich häufig im Sommer. Mitarbeiter stellen sich auf eine Hocharbeitsphase ein.

Ausgesetzter Hund, der an einer Laterne angeleint ist
In der Urlaubssaison rechnet der Hamburger Tierschutzverein mit einer hohen Aussetzungswelle. Bis zu 50 Fälle pro Woche sind möglich. (Symbolbild) © Ingo Wagner/dpa

„Wie in jedem Jahr machen wir uns auf mehr Tieraussetzungen während der Hamburger Sommerferien gefasst. Derzeit quellen vor allem unsere Hundestationen über, und wir hoffen, dass sich dieser Zustand durch die Sommer-Aussetzungen nicht weiter zuspitzt“, wird die Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins, Janet Bernhardt, zitiert. Wohin mit den Hunden und Katzen der Geflüchteten, wenn es bald keinen Platz mehr in den Tierheimen gibt?

Zahl ausgesetzter Tiere in Hamburg steigt an: 50 Fälle pro Woche während Urlaubssaison

Für die meisten Besitzer werden Haustiere vor Aufbruch in den Urlaub zum Hindernis. Gemäß dem Tierschutzgesetz dürfen Besitzer kein Tier aussetzen, „was im Haus, Betrieb oder sonst in Obhut des Menschen gehalten wird“. Auch das Anbinden eines Tieres in der Nähe eines Heims zähle als Aussetzen. Viele hätten sich zu Beginn von Corona Haustiere angeschafft und würden sie trotz Gesetzwidrigkeit vor dem Sommerurlaub aussetzen oder abgeben.

„Wer sein Tier aussetzt, nimmt dessen Leid oder sogar Tod in Kauf“, so Bernhardt und appelliert an die Besitzer. Halter sollten ihre Tiere zumindest an einem sicheren Ort, wie einem Tierheim abgeben – wenn sie ihre Haustiere nicht mehr versorgen können. Vergangene Erfahrungsberichte zeigen, dass ein Anstieg der ausgesetzten Tiere bevorsteht. Bis zu 50 Fälle pro Woche sind möglich. Dabei gibt es viele Tiere, die sich nichts als eine Wiedervereinigung mit ihren Besitzern wünschen – oder wie diese Hündin aus dem Tierheim einen Besitzer durch Kuscheln finden.

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Dem Hamburger Tierschutzverein fehlt es an Personal – droht Aufnahmestopp von Tieren?

Neben der hohen Abgabewelle beschäftigt die Hamburger Tierheime ein weiteres Problem: Es fehlt ihnen an Arbeitskräften. Informationen des Abendblatts zufolge sind 14 Stellen unbesetzt im Hamburger Tierschutzverein. Der Fachkräftemangel und die Corona-Welle habe den Hamburger Tierschutzverein hart getroffen, wie der Verein mitteilte. In einer aktuellen Meldung heißt es, dass es besonders wenige Bewerber für Spät- und Nachtdienste gebe. Werden diese Stellen nicht besetzt, müssen Mitarbeiter sich zu Hause oder in Pflegestellen um Jungtiere kümmern.

Am Nachtschalter sei Besetzung dringend erforderlich, damit der Tierschutzverein rund um die Uhr Notfälle aufnehmen kann. Geschäftsführerin Petra Hoop erklärte dem Abendblatt, sie habe Sorgen „unseren Tieren bald nicht mehr gerecht werden zu können und darüber hinaus bald gewisse Tiere nicht mehr aufnehmen zu können“. Die Handaufzucht von jungen Wildtieren sei besonders pflege- und zeitintensiv.

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