Hamburger Zukunfts-Studie: Angst der Deutschen vor Armut, Hass und Gewalt steigt
Deutsche haben Angst vor hohen Lebenskosten, Verrohung der Gesellschaft, instabilen Verhältnissen. Wer wie abgestimmt hat und welche Rolle der Wohnort spielt.
Hamburg – Den Deutschen gehen mit zunehmender Zahl und Dauer der Krisen Zuversicht und Gelassenheit abhanden. Auf der anderen Seite wachsen die Zukunftsängste, wie eine Studie des Opaschowski Instituts für Zukunftsforschung in Hamburg belegt. Das hatte im November 2019 – also noch vor der Corona-Pandemie – und in diesem Jahr im März – kurz nach Start des russischen Angriffskriegs in der Ukraine – jeweils 1000 Menschen zu ihren Zukunftserwartungen befragt.
Das Ergebnis: Das Vertrauen in die Stabilität und Sicherheit von Wirtschaft und Gesellschaft geht in der Bevölkerung zusehends verloren.
Name: | Bundesrepublik Deutschland |
Gründung: | 23. Mai 1949 |
Fläche: | 357.588 km² |
Bevölkerung: | 83,24 Millionen (2020, Weltbank) |
Angst vor größerer Kluft zwischen Arm und Reich, Hass, Gewaltbereitschaft
So stieg der Anteil derer, die eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich befürchten, von 60 Prozent aus dem Jahr 2019 auf 87 Prozent in diesem Jahr. Immer weniger bezahlbaren Wohnraum zu finden – das befürchtete vor drei Jahren nicht einmal die Hälfte (46 Prozent), nun sind es 83 Prozent. Und dass Kontaktarmut für Ältere künftig ebenso belastend werden kann wie Geldarmut, nehmen nun acht von zehn Befragten an. 2019 waren es nur sechs von zehn. Eine aggressivere Stimmungslage in der Gesellschaft, die zu mehr Beleidigungen, Hass und Gewaltbereitschaft führt, erwarten inzwischen mehr als drei Viertel (79 Prozent). Vor drei Jahren war es nur gut die Hälfte (51 Prozent).
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Unterschiede zwischen Jungen und Alten, Stadt- und Landbevölkerung
Die Sorge, dass sich in Deutschland die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnet, wurde mit über 90 Prozent insbesondere von Geringverdienern geteilt, die der Kontaktarmut im Alter vor allem von Befragten im ländlichen Raum (93 Prozent). Mit kaum mehr bezahlbarem Wohnraum sieht sich das Gros der Jüngeren konfrontiert – 90 Prozent der Befragten zwischen 20 und 24 Jahren stimmten zu. Die Sorge vor einer Verrohung des gesellschaftlichen Miteinanders eint vor allem die Generation 65 plus: Während dort 81 Prozent die Ausbreitung von Hass, Gewaltbereitschaft und Beleidigungen befürchten, sind es bei den unter 30-Jährigen nur 69 Prozent.
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Zukunftsängste breiten sich aus, weil positive Signale aus der Politik fehlen
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„Zukunftsängste breiten sich aus, weil es der Politik bisher an beruhigenden Signalen, die Zuversicht verbreiten, mangelt“, sagte Zukunftsforscher Horst Opaschowski der Deutschen Presse-Agentur. „Es dominieren eher alarmistische Meldungen, die kaum Zukunftshoffnungen aufkommen lassen.“ Zukunftsungewissheit sei deshalb das Gefühl der Stunde. „Quer durch alle Bevölkerungsgruppen eint die Deutschen nur ein Wunsch: Sie wollen keine Zukunftsängste haben“, sagte er. (mit Material der dpa)