Unterschiedliche Dialekte

Schwäbin erzählt, was für sie „ein Leben lang normal“ war – bis sie nach Hamburg gezogen ist

TikTokerin ist jetzt in Hamburg
+
Das Model Nadia Neumann ist als nadiafelicianeumann auf TikTok unterwegs. Dort berichtet sie von ihrem Neuanfang in Hamburg.
  • Sina Alonso Garcia
    VonSina Alonso Garcia
    schließen

Bis sie 17 Jahre alt war, lebte das Model Nadia Neumann in Süddeutschland. Als es sie dann nach Hamburg verschlug, erlebte sie einen Kulturschock. Ihre Aussprache wurde dort belächelt.

Stuttgart/Hamburg - Meistens werden einem Besonderheiten in der eigenen Heimat erst richtig bewusst, wenn man sie verlässt. Die Erfahrung machte auch das Model Nadia Neumann, als sie vor rund zwei Jahren nach Hamburg zog. In einem TikTok-Video spricht die heute 19-Jährige über Wörter, von denen sie „ein Leben lang dachte, dass sie ganz normal sind“. Als Zugezogene in der Hansestadt bekam sie plötzlich zu spüren, dass die Begriffe, die sie als Süddeutsche seit jeher wie selbstverständlich verwendet hat, dort auf Unverständnis stießen.

„Der erste Klassiker ist natürlich ‚Gell‘“, so Nadia. „Zum Beispiel: Wir gehen morgen zusammen da hin, gell?“ Während sie selbst das Wort gerne am Ende einer Frage nutze, hätte sie damit in Hamburg fragende Blicke geerntet. „Alle meinten so: Was hast du gerade gesagt? Die kannten das alle nicht.“ Stattdessen würden die Norddeutschen alle ein „ne?“ ans Ende ihrer Fragen hängen. „Auch in Berlin. Die sagen alle ‚ne?“ anstatt ‚gell‘?“

Als Süddeutsche im Norden: Neues Umfeld lacht über schwäbische Aussprache

„Das Nächste, worauf die in Hamburg überhaupt nicht klarkommen, ist der Vokal ‚ä‘“, berichtet Nadia weiter. So spreche sie selbst das „ä“ in Käse wie ein „richtiges ä“ aus. Die Nordlichter hingegen würden es wie ein „e“ aussprechen. „Die sagen Kese - warum? Man schreibt das mit ‚ä‘.“ Ihr neues Umfeld sei „ultra verwirrt“ gewesen und hätte sie für ihre Aussprache ausgelacht. Als sie sich näher mit dem Thema befasst habe, habe sie festgestellt, dass in Deutschland nördlich von Frankfurt alle „Kese“ sagen würden. „Und südlich von Frankfurt sagen alle Käse. Das ist ganz komisch.“

@nadiafelicianeumann Gell?😂 #foryoupage #foryou #hamburg #süddeutschland #norddeutschland #theländ #hh ♬ Originalton - Nadia

Wie Nadia in dem Video weiter gesteht, fluche sie häufig auf Schwäbisch. „Meine Oma ist halt Schwäbin. Und ich finde schwäbische Flüche so geil.“ So sage sie häufig „Heilands Sack“, „Heiligs Blechle“, „Herrgott, Sack“. Schnell habe sie gemerkt: „Das kannst du in Hamburg nicht bringen. Das verstehen die nicht.“ 17 Jahre lang habe sie angenommen, ihre Aussprache sei „normal“. Dass ihre Redewendungen „voll komisch“ seien, habe sie erst gemerkt, als sie „aus ihrem Schwabenländle rausgekommen“ sei.

Kulturschock beruht auf Gegenseitigkeit – „gibt auch umgekehrt Sachen, die habe ich noch nie gehört“

Zu guter Letzt hätten die Norddeutschen auch auf den Ausdruck „Pack mers“ mit Unverständnis reagiert. „Wenn man losgeht und sagt: Gehen wir? Da sagt man doch: ‚Pack mers‘. Verstehen die nicht.“ Andererseits gebe es aber auch Ausdrücke im Norden, die sie selbst als Süddeutsche nicht kenne. „Da gibt es umgekehrt auch Sachen, die habe ich noch nie gehört“, so Nadia. „Die sagen da zum Beispiel die ganze Zeit ‚auf den‘ – das ist so ein Hamburger Ding. Die haben versucht, mir das zu erklären. Aber ich checks einfach gar nicht.“ Ihr Fazit: „Ganz schön krass, wie sich die Sprache der einzelnen Bundesländer so unterscheiden kann.“

Dass der Kulturschock auf Gegenseitigkeit beruht, zeigte kürzlich auch der Fall einer Berlinerin, die nach 10 Monaten in Baden-Württemberg zurück in die Hauptstadt flüchtete. In einem TikTok-Video erklärt sie, sie sei „durch mit Baden-Württemberg“. Wir lernen: Es kommt immer auf die Perspektive an.

Das könnte Sie auch interessieren

Mehr zum Thema

Kommentare