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Rentner-Ehepaar nach 45 Jahren plötzlich gekündigt – Vorgehen der Vermieterin sorgt für Entsetzen

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Angela und Manfred Klug sind ratlos. Seit 45 Jahren leben sie in Bockenheim in einer Mietwohnung. Als diese verkauft wurde, erhielt das Ehepaar jedoch die Kündigung. FOTO: rainer rüffer
Angela und Manfred Klug sind ratlos. Seit 45 Jahren leben sie in Bockenheim in einer Mietwohnung. Als diese verkauft wurde, erhielt das Ehepaar jedoch die Kündigung. © Rüffer

Ein Rentner-Ehepaar soll ihre Mietwohnung wegen Eigenbedarfs verlieren. Die Umstände sorgen für Wut. Die Vermieterin spricht von Obdachlosigkeit und einem Zelt.

Bockenheim - Seit mehr als 45 Jahren leben Angela und Manfred Klug in einem Mehrparteienhaus im Kohlrauschweg. Ihre beiden Töchter sind hier groß geworden, und auch die Enkel haben regelmäßig bei ihren Großeltern übernachtet.

Obwohl die Ludwig-Landmann-Straße gleich um die Ecke vom Autoverkehr stark frequentiert ist, ist die schöne und sehr gepflegte Wohnung ruhig gelegen. Dennoch hat das ältere Ehepaar in den vergangenen Monaten nachts oft kein Auge zugetan.

Rentner im Mietstreit in Frankfurt: Vom Verkauf nichts gewusst

Im Juni 2022 wurden die beiden Senioren von einer Kündigung ihres Mietverhältnisses überrascht. Die neue Eigentümerin begründet diese mit Eigenbedarf. „Wir wussten gar nicht, dass die Wohnung wieder verkauft wurde“, sagt Angela Klug.

2009 war ihnen diese selbst angeboten worden, doch die 81-Jährige und ihr zwei Jahre älterer Gatte verzichteten damals aus Altersgründen auf ihr Vorkaufsrecht. Dass derjenige, der die Wohnung stattdessen übernahm, sie nicht selbst belegen, sondern vermietet weitergeben wollte, darüber seien sie informiert gewesen. Während der Corona-Pandemie schleuste ein Makler 30 Leute durch die Zimmer, berichten sie. Doch offenbar war die geforderte Summe damals zu hoch.

Mieterschutzverein kämpft für Senioren und Rentner in Frankfurt

Die jetzige Eigentümerin habe sich die Räume bislang nicht angesehen, sagt Angela Klug. Die Kündigung zum 31. März 2023 datiert vom 18. Juni 2022, der Kauf sei erst fünf Tage später ins Grundbuch eingetragen worden, wie die Rentnerin bei ihren Recherchen erfuhr. Die Kündigung sei demnach nicht rechtskräftig.

Auch unabhängig davon hat der Mieterschutzverein Frankfurt, dem das Ehepaar schon länger angehört, Widerspruch eingelegt und die Fortsetzung des Mietverhältnisses gefordert. Zur Begründung gehört neben der langen Laufzeit des Vertrages die Tatsache, dass die beiden Senioren gesundheitlich angeschlagen sind und eine ihrer Töchter, die ihnen im Alltag hilft, im benachbarten Rödelheim wohnt, nur einen Kilometer entfernt.

Vermieterin will bei möglicher Obdachlosigkeit ein Zelt aufstellen

Früher sei es nicht zugelassen gewesen, nach mehr als 40 Jahren eine Wohnung zu kündigen, wenn die Bewohner über 80 sind, haben die Betroffenen von ihrem Anwalt erfahren. Aber das Gesetz gebe es nicht mehr; bei Eigenbedarf sei es bei einer Frist von einem Dreivierteljahr jetzt möglich. Richter könnten allerdings Kulanz beweisen.

Der Mieterschutzverein riet abzuwarten. Die Eigentümerin, eine alleinerziehende Mutter mit einem schulpflichtigen Sohn, betont in einem Schreiben, dass sie es sich nicht leisten könne, gleichzeitig den Kredit für die Wohnung ab- und selbst Miete woanders zu bezahlen. Sie sei bereit, das Mietverhältnis bei einem finanziellen Ausgleich bis 30. April zu verlängern, sonst werde sie den Rechtsweg beschreiten und, falls sie obdachlos werden sollte, ein Zelt vor dem Verein aufschlagen, hieß es im Februar.

Zuletzt bot die Arag-Versicherung auf Bitten der Eigentümerin hin eine Mediation an, doch auch darauf haben die beiden Rentner nicht reagiert, einem Rat des Mieterschutzes folgend. Die Sache sei dem Verein übergeben, betonen sie. Dieser kümmere sich darum.

Kündigungsstreit in Frankfurt: Anzeige brachte noch keine Lösung

Dennoch sehnen sie sich nach Ruhe und einer zufriedenstellenden Klärung ihrer Situation. Am liebsten würden sie weiter dort in Bockenheim wohnen, wo sie schon so lange sind. Wo sie die Umgebung kennen, ihr Auto hinterm Haus parken können und es nur wenige Treppenstufen bis in ihr Zuhause sind. Die zweitbeste Lösung wäre es, eine neue Wohnung mit ähnlichen Vorteilen zu finden, um die kraftraubende Unsicherheit zu beenden.

Ihre Töchter gaben deshalb schon eine Anzeige auf, auf die es auch Resonanz gab. Doch ein Alternativ-Angebot zu ihrer jetzigen Wohnung, das in Aussicht stand, habe sich zerschlagen, sagt Angela Klug. Und fragt nicht nur rhetorisch: „Wer nimmt uns denn in unserem Alter noch?“ (Katja Sturm)

Auch im Nordend in Frankfurt fürchten Bewohner wegen den Plänen eines Investors um ihre Mietwohnungen.

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