Konsequenzen nach Randale im „Paradice“: Kein Einlass zur Eisdisco mit Freikarte

Die Eislaufsporthalle „Paradice“ in Bremen hat Konsequenzen nach den Ausschreitungen im Februar gezogen und einiges beim Einlass zur Eisdisco verändert.
Bremen – Mit einer schlichten, aber einschneidenden Maßnahme hat die Eislaufhalle „Paradice“ in Walle nach der Randale Mitte Februar versucht, wieder Ruhe in den Betrieb zu bringen und das Vertrauen der Eisfans, insbesondere auch der Eltern, zurückzugewinnen: Die Freikarte Bremen gilt jetzt nicht mehr für Sonderveranstaltungen – und die Kinder-Eisdisco ist so eine Sonderveranstaltung.
Ähnlich hatte auch das „Cinespace“ Anfang März reagiert, nachdem Jugendliche das Kino bei einem Boxerfilm verwüstet hatten. Das Konzept ohne Freikarte bei bestimmten Events in den Einrichtungen scheint aufzugehen: Seitdem blieb es ruhig. Leidtragende sind die, die sich benehmen können – sie müssen jetzt Eintritt zahlen.
Bei der Kinderdisco im „Paradice“ dreht der Nachwuchs auf Kufen seit 25 Jahren friedlich seine Runden zu Musik. Am 18. Februar kam es jedoch laut Polizei gegen 20.40 Uhr zu Auseinandersetzungen auf der vollen Eisfläche. Der Sicherheitsdienst schlug Alarm. Als die Einsatzkräfte eintrafen, hatte sich die Lage bereits beruhigt. Da jedoch Polizei und Security eine aufgeheizte Stimmung feststellten, beendete die Gesellschaft Bremer Bäder als Veranstalterin die Kinderparty. Doch dann ging’s erst richtig los. An verschiedenen Stellen drinnen und vor der Halle, so ein Polizeisprecher, kam es zu Schlägereien. Die Beamten griffen ein, riefen Verstärkung, so dass es schließlich ein Großeinsatz mit etwa 30 Beamten wurde. Die Polizei erteilte Platzverweise, schrieb diverse Anzeigen, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung.
Die Bäder-Gesellschaft als Betreiberin zeigte sich geschockt über die Ausschreitungen. Auf Nachfrage hieß es, dass der Ärger vor allem von Jungen ausging, die nicht Deutsch sprachen. Das berichteten auch Zeugen in sozialen Netzwerken. Auch, dass es schon vor dem „Paradice“ zu Gedränge und Schubsereien gekommen sei. „Mindestens 80 bis 90“ Kinder mit Migrationshintergrund, fast alle Jungen, sollen sich dort aufgehalten haben, erzählte eine Mutter im Gespräch mit unserer Mediengruppe. Auch aus der Halle seien Jugendliche gerannt, die Polizei hinterher. Sie berichtete von dem einen oder anderen Messer, das gesichtet worden sei.
Nach Randale im „Paradice“: Polizei fasst drei verdächtige Jungen
Dazu hat die Polizei keine Erkenntnisse, Messer seien nicht aufgefallen, hieß es. Die Ermittlungen zur Randale im „Paradice“ dauern an, sagte am Freitag auf Nachfrage eine Polizeisprecherin. Bislang hat die Polizei drei Verdächtige gefasst: zwei 15-jährige Syrer und einen 15-jährigen Türken.
Aufgefallen ist mehreren Zeugen, dass an dem Tag viele Jungen mit der vom Land finanzierten Bremer Freikarte in die Eishalle gelangten. Die spendiert es allen Kindern unter 18 Jahren. Auch junge Flüchtlinge in Asylunterkünften und unbegleitete minderjährige Ausländer (Uma) erhalten die Karte. Sie wurde 2022 mit 60 Euro bestückt, 2023 gab’s nochmal 60 Euro. Damit können Kinder Freizeiteinrichtungen, Kinos, Museen, Bäder, Eishalle und vieles mehr besuchen.
Senatskanzlei und Bäder-Gesellschaft sehen keine Hinweise darauf, dass Randalierer in großer Anzahl mit der Freikarte in die Halle gelangt sind. Interessant nur, dass diese seitdem bei „Sonderveranstaltungen“ nicht mehr gilt. Und dazu gehört die Kinderdisco – in den Bädern künftig die „Kids-Poolparty“.
Eislaufhalle: Einlasskontrollen zur Disco jetzt vor dem „Paradice“
Das Sperren der Freikarte ist eine Konsequenz, die die Bäder-Gesellschaft nach dem Zoff gezogen hat. Eine weitere: Neu ist die Verlegung der Einlasskontrollen vor das Gebäude (vorher im Kassenbereich). Draußen gebe es mehr Platz und Luft, sagte Sprecherin Susanne Klose gegenüber unserer Zeitung. Bei der Anzahl des Sicherheitspersonals sieht sich die Gesellschaft sowohl in der Eishalle als auch in den Bädern gut aufgestellt. Bezüglich der Randale geht Klose von einem „einmaligen Vorfall“ aus. Die Eisdisco vor einer Woche sei friedlich verlaufen, die Stimmung sei „sehr gut, entspannt und ruhig“ gewesen, betonte Klose.
Friedliche Eisdisco für Kinder im „Paradice“
Offenbar hat das Sperren der Freikarte Wirkung gezeigt. Das lässt sich an der Zahl der Besucher ablesen, auch wenn sicherlich einige wegen der Vorfälle zögerlich in Sachen Disco sind: Statt 800 kamen 380 Kinder. Am Sonnabend, 25. März, findet die letzte Eisdisco der Saison (19.30 bis 22.30 Uhr, Eintritt 8,50 Euro) statt. Am Sonntag, 26. März, ist zum Abschluss Eislaufen von 11 bis 18 Uhr angesagt, bevor das „Paradice“ bis September pausiert. Sonntag gilt die Freikarte.
Bremer Freikarte für 122.940 Kinder im Land
Im Land Bremen haben 122.940 Kinder die Bremer Freikarte erhalten (Stand März 2023), davon 100.104 in Bremen und 22.836 in Bremerhaven, teilte die Senatskanzlei auf Nachfrage mit. Finanziert wird die Freikarte vom Land. Dafür hat die Bürgerschaft in den beiden Jahren 2022 und 2023 einen Etat in Höhe von 12,2 Millionen Euro bewilligt. Alle im Bundesland registrierten Kinder unter 18 Jahren erhalten die Karte – unabhängig von Nationalität und Aufenthaltsstatus. Hintergrund ist, dem Nachwuchs, der in der Corona-Pandemie auf vieles verzichten musste, etwas Gutes zu tun.