Michael Patrick Kelly zeigt in Bremen Power und Gefühl

Fast drei Stunden hat Michael Patrick Kelly am Mittwochabend in der Bremer Stadthalle gesungen und erzählt - ohne Pause. Die etwa 5.000 Zuschauer waren begeistert, sie erlebten ein überzeugendes Konzert.
Bremen – Die Stimmung ist heiß. Nach Hause gehen will offensichtlich niemand. Auch Michael Patrick Kelly hat sichtlich Freude auf der Bühne. „Ich muss morgen nicht arbeiten“, stellt der Star fest, und es geht weiter bis kurz nach 23 Uhr. Gefühl und Power nonstop, etwa drei Stunden durch. Knapp 5.000 Fans erlebten den 45-Jährigen am Mittwochabend in der Stadthalle (ÖVB-Arena) beim letzten Konzert der aktuellen „B.O.A.T.S.“-Tour.
In jungen Jahren als Teil der Kelly-Family und einst mit langen Haaren hat Michael Patrick einen ganz eigenen Stil gefunden. Er zeigt eine Show mit einer gehörigen Portion Rock, angereichert mit zarten Balladen. Er wirkt mal pulsierend, sein Körper durchflossen vom Rhythmus der Musik, um etwas später bardenhaft am Mikro zu stehen. Die Zuschauer im Parkett stehen praktisch vom Anfang bis zum Schluss. Und auch auf den Rängen holt der Sänger die Besucher von den Sitzen. Es ist beeindruckend, wie es dem 45-Jährigen gelingt, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Seine Band und er haben einfach sofort und dauerhaft den ganz direkten Draht zu den Fans.
Michael Patrick Kelly: Abschlusskonzert in Bremen
Immer wieder ist der Star auf einem Boot zu sehen. Es handelt sich ja auch um das letzte Konzert der „B.O.A.T.S.“-Tour 2022/23, angelehnt an den Namen seines jüngsten Albums. Die Buchstabenfolge steht für „Based on a true story“. Und auch auf der Bremer Bühne erzählt Kelly von persönlichen Erfahrungen als Ausgangspunkt für seine Songs.
Beeindruckend ist die Geschichte eines Athleten aus Kenia, der eines Morgens blind aus dem Schlaf erwachte. Kelly erzählt vom Zusammenbruch des Lebens des Kenianers, von Selbstmordabsichten, aber auch von Hilfe und neuer Hoffnung. Ein Begleiter führte den Erblindeten mit Hilfe einer Schnur. Der begann wieder mit dem Sport, nahm 2000 bei den Paralympics in Sydney teil. Kelly gibt eine mitreißende Schilderung eines Rennens: Der Kenianer führt, da bricht sein Begleiter zusammen.
Der Athlet sei weiter gelaufen, habe den Begleiter gezogen. Er stellt erzählerisch dar, wie das Publikum den Sportler mit Rufen lenkt, nach rechts, nach links. Am Ende: Gold. Kelly sieht in der Geschichte eine Metapher fürs Leben. Eine ergreifende Geschichte, die den Song „Running Blind“ einleitet.
Ebenso markant ist die Geschichte zu „Icon“. Kelly erzählt von einem Gefängnisbesuch. Ein Gefangener mit langer Haftstrafe zeigt ihm seine Zelle, sie ist voll mit Ikonen. Der Häftling hat in der Haft die Ikonen-Malerei entdeckt. Später, entlassen, sei der Mann Mönch geworden, sagt Kelly. Während des Songs sind aufwendige Animationen im Hintergrund zu sehen. Kalte Gefängnis-Motive im Wechsel mit farbprächtigen Ikonen.
„No Fuzz, no Buzz“ erklingt als donnernde Rocknummer. Darin lange, kraftvolle Gitarrensoli, sogar ein Battle der Gitarristen. Kelly schleudert das Mikrofon schnell im Kreis. Zeitweise singt er in ein Megaphon. Wie heutzutage üblich, ruft Kelly dazu auf, die Handylichter einzuschalten und gibt vorher ein wenig den Trainer. Runter und rauf, allerdings soll das im Takt des Songs funktionieren. Es folgen weitere Vorschläge, darunter der Scheibenwischer. Die Empfehlung zum Schluss: einfach das Handy für ein paar Minuten am ausgestreckten Arm halten. „Roundabouts“ folgt. Kelly im Boot, eine Fahrt, das erhaben beklemmende Panorama einer Höhle.
Kelly-Konzert in Bremen: Enger Kontakt zum Publikum
Kelly behält den dichten Kontakt zu seinen Fans, ruft eine Elfjährige mit Mama zur Bühne. Leonie hat einen Brief für den Star dabei. Ein kleiner Plausch folgt. Was mag das Mädchen denn so an Musik? Die Antwort kommt prompt: „Wincent Weiss“. Leonie bekommt dennoch ein T-Shirt von Kelly, in das sie allerdings erst noch hineinwachsen muss. Als Kind und Mutter von der Bühne weggehen, greift der Sänger zum Handy – und ruft Wincent Weiss an. Der geht tatsächlich nach einiger Zeit ans Telefon und bekommt atmosphärische Grüße aus Bremen.
Das Konzert ist ein Highlight, persönlich, stilvoll und erzählerisch, ein musikalisches Feuerwerk. Mit einem Publikum, dessen Begeisterung nicht abebbt.